Kommentar
10:56 Uhr, 15.12.2019

Phase-1-Abkommen: Der Markt ist nicht begeistert!

Was war das denn bitte? Da einigen sich die USA und China nun tatsächlich auf den Text eines ersten Handelsabkommens, und trotzdem reagiert der Markt eher enttäuscht. Was steckt dahinter?

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
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  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 28.147,08 $ (NYSE)

Es ist nun also soweit: Die USA und China haben sich auf ein erstes Handelsabkommen geeinigt. Der Deal, den Trump bereits im November angekündigt hatte, steht nun also, wenn man den Worten beider Regierungen Glauben schenken darf. Doch wer dachte, dass der Markt darauf mit einem Kursfeuerwerk reagieren würde, sieht sich getäuscht.

Das Abkommen sieht vor, dass China jährlich Agrarprodukte im Volumen von 40 Milliarden Dollar aus den USA erwirbt, die Vorkehrungen zum Schutz des intellektuellen Eigentums von US-Unternehmen in China erhöht und US-Unternehmen nicht mehr zum Technologietransfer gezwungen werden. Nach den Worten eines hohen Regierungsbeamten in den USA hat sich China auch dazu verpflichtet, die Ankäufe aus den USA von Industrieerzeugnissen, landwirtschaftlichen Erzeugnissen, Energie-Produkten und Dienstleistungen in den kommenden zwei Jahren um mindestens 200 Milliarden Dollar zu erhöhen. Im Gegenzug treten die für Sonntag geplanten Strafzölle auf chinesische Waren wie Smartphones und Spielzeug im Volumen von 156 Milliarden Dollar nicht in Kraft und auch China streicht seine als Gegenmaßnahme geplanten Zölle. Außerdem werden die im September verhängten Strafzölle auf chinesische Waren im Umfang von 120 Milliarden Dollar von 15 Prozent auf 7,5 Prozent halbiert. Die bereits seit März 2018 geltenden Strafzölle von 25 Prozent auf 250 Milliarden Dollar an chinesischen Waren bleiben aber in Kraft.

Zwar legten die Aktienmärkte bereits am Donnerstag deutlich zu. Da teilte Trump per Twitter mit, dass ein "großer" Deal "sehr nahe" sei. Doch als dann am Freitag beide Seiten offiziell bestätigten, dass man sich auf das Phase-1-Abkommen geeinigt habe und einige Details bekannt wurden, gab es kein weiteres Kursfeuerwerk mehr.

Der bekannte US-Trader Sven Henrich brachte die Enttäuschung des Marktes auf den Punkt". "Es war der größte Deal aller Zeiten", schrieb Henrich ironisch auf Twitter.

Phase-1-Abkommen-Der-Markt-ist-nicht-begeistert-Kommentar-Oliver-Baron-GodmodeTrader.de-1

Die Börsenweisheit "Buy the rumour, sell the news" hat sich einmal mehr bestätigt. Es gibt dieses Mal allerdings auch konkrete Gründe, warum der Markt von dem mit Sehnsucht erwarteten Phase-1-Abkommen nicht sonderlich begeistert ist:

  • Trotz Phase-1-Abkommen ist der Handelsstreit noch nicht gelöst. Zwar treten die für heute angekündigten Zölle nicht in Kraft und die bereits verhängten Strafzölle werden reduziert. Ein erheblicher Teil der verhängten Zölle bleibt aber erst einmal bestehen. Die Verhandlungen gehen jetzt einfach in die nächste Runde, und eine erneute Eskalation ist keineswegs ausgeschlossen. Finanzminister Mnuchin sagte am Wochenende sogar, dass es möglicherweise sogar eine "Phase 2 a", "Phase 2 b" und "Phase 2 c" geben werde. Mit anderen Worten: Die Verhandlungen könnten zur unendlichen Geschichte mutieren.
  • Die Abmachungen aus dem Phase-1-Deal müssen nun zunächst einmal umgesetzt werden. Bereits in der Vergangenheit hatte China zugesagt, mehr US-Agrargüter zu kaufen, aus US-Sicht das Versprechen aber nicht eingehalten. Ob das Abkommen das Papier wert ist, auf dem es steht, muss sich erst noch zeigen.
  • Welche Zugeständnisse China in Fragen wie dem Schutz des geistigen Eigentums tatsächlich gemacht hat, ist unklar. Da der Text des Phase-1-Abkommens zumindest in den kommenden Wochen nicht veröffentlicht werden soll, liegt der Schluss nahe, dass nicht besonders viel Weltbewegendes in dem Abkommen steht. Zwar gibt es in dem Vertragswerk auch Kapital, die sich zum Beispiel mit dem Schutz des geistigen Eigentums beschäftigen. Doch das muss nicht viel bis überhaupt nichts bedeuten. Auch bisher schon hat sich Peking offiziell zum Schutz des geistigen Eigentums bekannt, ohne dass damit alle Probleme beseitigt worden wären.
  • Wahrscheinlich dient das Phase-1-Abkommen einfach dazu, dass beide Seiten jetzt einen schnellen Erfolg vermelden können. Gerade für Trump ist es angesichts des Impeachment-Verfahrens und des Wahlkampfs im kommenden Jahr wichtig, Erfolge vermelden zu können. Auch die chinesische Führung kann Erfolge gut gebrauchen, um damit zum Beispiel von den Protesten in Hongkong abzulenken.

Fazit: Das Phase-1-Abkommen zwischen den USA und China hat die Unsicherheit nicht beseitigt. Die Verhandlungen gehen jetzt einfach in die nächste Runde. Trump kann zwar einen Erfolg vermelden, doch wie viel dieser tatsächlich wert ist, bleibt zumindest solange offen, bis die Vereinbarungen aus dem Phase-1-Deal komplett umgesetzt sind. Und auch die Unsicherheit am Markt dürfte bestehen bleiben.


Update (13.12.2019, 16:15 Uhr):

China meldet große Fortschritte! Erster Deal steht!

China bestätigt nun, dass ein erster Handelsdeal mit den USA vereinbart wurde. Die USA würden Zölle für chinesische Produkte schrittweise senken. Im Gegenzug will China die Importe aus den USA erhöhen. Die Märkte schießen wieder nach oben.

Wie die chinesische Regierung auf einer Pressekonferenz erläutert hat, gibt es große Fortschritte in den Handelsgesprächen. Ein erster Deal mit den USA sei vereinbart worden.

Die USA würden Zölle für chinesische Produkte schrittweise senken, hieß es. Die für den 15. Dezember geplanten weiteren Zölle werden nicht in Kraft treten, wie beide Seiten vereinbarten. Im Gegenzug würde China die Importe aus den USA schrittweise erhöhen.

Die USA werden Zölle von 25 Prozent auf 250 Milliarden Dollar an chinesischen Waren und 7,5 Prozent auf 120 Milliarden Dollar an chinesischen Waren beibehalten, wie der US-Handelsbeauftragte mitteilte. Nach Einschätzung des US-Politikportals Politico sind die Zollsenkungen damit weniger umfangreich als noch am Tag zuvor spekuliert. So wurde zuvor gemeldet, dass die Zölle bei 360 Milliarden Dollar an chinesischen Waren halbiert werden sollen.

Wie die staatsnahe chinesische "Global Times" schreibt, umfasst der Phase-1-Deal insgesamt neun Kapitel, unter anderem zum geistigen Eigentum, dem Technologietransfer, Finanzdienstleistungen, dem Wechselkurs, Transparenz und der Ausweitung des gegenseitigen Handels.

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Beide Seiten haben sich außerdem darauf verständigt, die weiteren Phasen des Handelsdeals so bald wie möglich abzuschließen.

Die Märkte können nach der Stellungnahme Chinas wieder zulegen.

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Ursprünglicher Artikel: Gibt es einen Phase-1-Handelsdeal zwischen den USA und China? Trump sagt ja, doch das "Wall Street Journal" nährt Zweifel an dieser Darstellung.

Jetzt ist das Chaos im Handelsstreit wirklich komplett. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag die Märkte mit einem optimistischen Tweet zum Handelsstreit noch auf neue Rekordstände getrieben. Am Abend schließlich meldeten die Nachrichtenagentur Bloomberg und andere Medien, dass sich USA und China tatsächlich auf einen Phase-1-Deal geeinigt hätten, der am Freitag offiziell verkündet werden könnte.

Doch gibt es diesen Deal wirklich? Ein Bericht des "Wall Street Journal" nährt zumindest Zweifel. Die Zeitung weist in ihrem am Freitag veröffentlichten Bericht darauf hin, dass von chinesischer Seite bisher nichts zu hören war, was die Existenz des Deals bestätigen würde.

Auf einer Pressekonferenz wies die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums zwar darauf hin, dass Berichte über einen Deal zu Kursgewinnen in den USA und Europa geführt hätten. Die Existenz des Deals selbst wollte die Sprecherin aber offenbar nicht bestätigen, sondern wiederholte nur die frühere Aussage, dass ein Handelsdeal für beide Seiten vorteilhaft sein müsse.

Bereits am 11. Oktober hatte US-Präsident Trump zum ersten Mal den Phase-1-Deal mit China verkündet. Doch wie sich herausstellte, war das Vertragswerk noch nicht fertig verhandelt und ist es offenbar bis zum heutigen Tag nicht. Am 11. Oktober hatte es von Trump geheißen, der Deal werde innerhalb von drei bis fünf Wochen ausverhandelt sein. Doch diese Aussage hatte offenbar nichts mit der Realität zu tun.

Trump schoss am Freitag auf Twitter gegen den Bericht des "Wall Street Journal": "Die Geschichte des Wall Street Journal über den China-Deal ist völlig falsch, insbesondere ihre Aussage zu Zöllen. Fake News. Sie sollten einen besseren Leaker finden", schrieb Trump.

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Kurz vorher, als der Artikel des "Wall Street Journal" noch nicht erschienen war, hatte sich Trump noch über die Rekordstände am Aktienmarkt und bei der Beschäftigung gefreut.

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Welche Aussage zu Zöllen Trump in seinem Tweet konkret meint, ist nicht ganz klar. Die Zeitung hatte unter anderem geschrieben, dass nach einem Vorschlag der US-Seite die neuen Zölle, die eigentlich am Sonntag in Kraft treten sollten, gestrichen würden. Außerdem sollten existierende Zölle auf 360 Milliarden Dollar an chinesischen Waren halbiert werden.

In Peking wurde unterdessen eine Pressekonferenz, in der es um Fortschritte in den Handelsgesprächen gehen sollte, kurzfristig um 30 Minuten auf 16.00 Uhr MEZ (Ortszeit 23.00 Uhr) verschoben. Dass dort allerdings ein großer Durchbruch verkündet wird, ist schon wegen der Teilnehmerliste unwahrscheinlich. Als Teilnehmer der Pressekonferenz sind nur eher unwichtige Politiker aus der zweiten Reihe angekündigt.

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Die Pressekonferenz in China kann live bei Youtube verfolgt werden.


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118 Kommentare

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  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Wann startet denn Phase 2 ? Es ist so ruhig geworden, so kann ich nicht handeln

    09:53 Uhr, 17.12. 2019
  • JürgneDax
    JürgneDax

    wie kommt er an der schranke vorbei?

    15:26 Uhr, 16.12. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • JürgneDax
    JürgneDax

    der Olaf führt jetzt erstmal die Kassenbonpflicht ein.

    14:41 Uhr, 16.12. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    was macht eigentlich Monica Lewinsky ?

    13:22 Uhr, 16.12. 2019
    1 Antwort anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    alle gekauft ein riesiges Betrugssystem

    13:20 Uhr, 16.12. 2019
  • Dr. Bull
    Dr. Bull

    Und wie begeistert der Markt immer noch ist 😉

    11:13 Uhr, 16.12. 2019
  • kingmidas
    kingmidas

    Herr Baron sorry, aber Sie zeigen leider einmal mehr, dass Sie US News nur oberflächlich ankratzen, genau wie es die Mainstream Medien jeden Tag tun.

    Trump ist wegen des lächerlichen Impeachment Verfahrens absolut nicht auf gute News angewiesen. Im gegenteil, er geht bisher daraus sogar noch stärker hervor, weil immer mehr US Bürger erkennen, dass es wieder eine Hexenjagd ohne Grund war, wie schon die angebliche Russland Affäre. Nachdem das Verfahren durch den Senat geht, wird es eine noch schlimmere Schlappe für die Putschisten um Pelosi.

    Trump kommt das ganze nur zu gute. Er braucht deswegen sicher keinen Deal. Abgesehen davon wenn der aktuelle Deal doch so schwach und enttäuschend ist, hätte ihn Trump der logik zu folge das er gute Ergebnisse braucht, schon viel Früher bringen können.

    Die Wirtschaft unter Trump bricht alle Rekorde und seine Zustimmungswerte steigen, auch von der Schwarzen Bevölkerung.

    Die Berichterstattung in Deutschland sollte endlich aus der Steinzeit erwachen und ausnahmsweise beide Seiten beleuchten anstatt immer nur die Hetze von CNN und Co zu übernehmen. Frei nach dem Motto, Hauptsache das Volk kriegt den Bösewicht den sie sich erträumen. Um Fakten geht es schon lange nicht mehr.

    00:53 Uhr, 16.12. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ich vermute mal Zufall

    18:44 Uhr, 15.12. 2019
  • Edka
    Edka

    Kein Wunder es handelt sich wie bisher bekannt wurde auch eher um einen abgespeckten Deal, weswegen Details darüber auch (in den nächsten Wochen) nicht veröffentlkcht werden. Aber der blonde Engel hat sich da reingeritten und war dem Markt entsprechend was schuldig geblieben, somit könnte der Mini-Deal etwas Wind aus den Segeln nehmen - m.E. mehr auch nicht.Ich denke er wird versuchen vor den Wahlen weitere Deals abzuschliessen um sich für sein Land unverzichtbar zu machen, um aber auch im Hinblick Inpeachment abzulenken, die Chinesen werden meiner Meinung nach in 2020 auf Zeit spielen und blocken.

    15:16 Uhr, 15.12. 2019
  • S_o_r_o_s
    S_o_r_o_s

    Ein scheiß deal und der Brexit

    ein Albtraum-Mix für Investoren.

    Wer in sowas hinein investiert, dem ist echt nicht mehr zu helfen.

    Mag ja sein, dass Trader hier und da noch ein paar Longpunkte abgreifen.

    Feuchte Bärenträume werden endlich war

    11:34 Uhr, 15.12. 2019
    3 Antworten anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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