Schon gewusst? - die Zukunft beginnt jetzt

Es ist erst einige Monate her, da galten Zertifikate nach der leidvollen Lehman-Pleite noch als Inbegriff des „bösen“ Investments und alle Welt schrie leider nicht ganz zu Unrecht nach mehr Sicherheit im einstmals so beliebten Segment der Inhaberschuldverschreibungen. Die bekam man dann auch postwendend auf dem Silbertablett serviert in Form einiger weniger sogenannter besicherter Zertifikate von der DWS GO oder der Commerzbank und damit war erst einmal Ruhe angesagt, zumal die anschließenden Rettungsmaßnahmen der Regierungen weitere Banken-Zusammenbrüche trotz der weiterhin extrem angespannten Lage immer weniger wahrscheinlich erscheinen ließen.

Jetzt, wo kaum noch jemand von der etwas teureren Sicherheits-Version spricht, bei der das ausstehende Zertifikate-Volumen mit entsprechenden Sicherheiten hinterlegt werden muss, hat auch Morgan Stanley deren Notwendigkeit erkannt und kommt unter dem Slogan „die Zukunft beginnt jetzt“ mit dem ersten besicherten Zertifikat an den Markt, das allerdings nur die Speerspitze einer ganz neuen Produktlinie unter der webnahen Bezeichnung 2.0 (zweipunktnull) sein soll. Dabei handelt es sich um ein herkömmliches Express-Papier auf den altbekannten Euro STOXX 50, das eine maximale Laufzeit bis zum 27. April 2012 besitzt. Bis dahin besteht an zwei jährlichen Stichtagen die Möglichkeit einer vorzeitigen Kündigung, wenn der Index dann auf oder über seinem Ausgangsniveau notiert. Der Anleger erhält dabei eine Rückzahlung von 100 Prozent des Nennbetrages zuzüglich des jährlichen Express-Kupons von zehn Prozent. Sollte die europäische Benchmark auch am 24. April 2012 noch unter der 100-Prozent-Marke ins Ziel kommen, greift der Sicherheitspuffer von 50 Prozent und ermöglicht wenigstens noch eine Tilgung des Nominals. Wenn auch diese Möglichkeit scheitern sollte, muss der Verlust von dann mehr als 50 Prozent vom Investor getragen werden.

Der Neue Besicherungsstandard der Produkte 2.0, der das gefürchtete Emittentenrisiko laut Aussage von Roland Lang, Executive Director bei Morgan Stanley, „nun weitestgehend ausschließt“, stellt hoffentlich kein schlechtes Omen für das aktuell mit einer Risikoprämie von 376,02 und einer mit A2/A/A bei den Ratingagenturen Moody’s/S&P/Fitch eingestufte Unternehmen dar. Nach eigener Aussage soll damit „Beratern und ihren Kunden die Möglichkeit gegeben werden, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren“ und das sind „interessante Anlagealternativen in einem herausfordernden Kapitalmarkt“, so heißt es in der Presseerklärung. Na denn – für die Besicherung der Zertifikate konnten die Amerikaner in jedem Fall analog zur Commerzbank den Spezialisten in Sachen Sicherheitenverwaltung, die Clearstream Banking AG, eine Tochtergesellschaft der Deutschen Börse, gewinnen. So müssen auch hier beim Treuhänder hochwertige Sicherheiten in Form von ausschließlich EZB-fähigen Wertpapieren hinterlegt werden, die im Insolvenzfall des Emittenten dem Anleger zugute kommen. Die Höhe der Besicherung wird dabei täglich an den aktuellen, fairen Marktwert der Zertifikate angepasst.

Der BörseGo Tipp: Gerade jetzt, wo viele glauben, es gehe auch „ohne“, macht Morgan Stanley gleich bei einer ganzen Produktlinie Schluss „damit“. Sicherlich verspricht man sich beim Emittenten mit dem Ausschluss des Emittentenrisikos einen gewissen Befreiungsschlag und vielleicht auch speziell bei den Institutionellen wieder ein besseres Standing am Markt. Deshalb kann auch der Anleger bei dem neuen „Express-Rohling“ durchaus etwas beherzter zugreifen, auch wenn für eine effektive Rendite wenigstens ein unveränderter Indexstand an den Bewertungstagen zwingend vonnöten ist.

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview