Kommentar
16:10 Uhr, 07.07.2020

Schicksal des Aktienmarktes hängt am Konsum

Man hört vieles darüber wie Notenbanken und Konjunkturprogramme dem Aktienmarkt helfen, aber wenig darüber, was den Aktienmarkt wirklich antreibt: der Konsum.

Mit Aktien kann man Anteile an einem Unternehmen kaufen. Mit diesem Anteil hat man auch einen Anteil am Wert des Unternehmens. Der Wert bemisst sich wiederum daran wie viel das Unternehmen verdienen kann, sprich an Gewinn generieren kann. Firmen verdienen Geld, wenn sie Güter und Dienstleistungen verkaufen. Je mehr sie verkaufen können, desto besser für den Gewinn. Alles, was Notenbanken und Regierungen tun, hilft dem Konsum. Werden Arbeitsplätze erhalten oder schnell wieder aufgebaut, kann auch wieder mehr konsumiert werden. Unternehmen reiben sich dann die Hände, denn nur wenn die Beschäftigung hoch ist, haben die Menschen auch Geld für den Konsum. Konsum und der Gewinn von Unternehmen sind die zwei Seiten der gleichen Medaille. Während des Lockdowns fiel der Konsum. Auch der Aktienmarkt fiel in ein Luftloch. Da Konsum und Gewinn so eng miteinander verflochten sind, tendiert der Aktienmarkt zu steigen, wenn die Konsumausgaben zulegen und zu fallen, wenn der Konsum einbricht.


Die gute Nachricht ist, dass der Konsum nach dem Einbruch wieder sehr kräftig zulegen konnte (Grafik 2). Der Einbruch war schneller und stärker als in allen anderen Rezessionen seit dem Zweiten Weltkrieg. Dafür ist auch die Erholung am schnellsten. Noch ist der Konsum aber nicht wieder dort, wo er vor der Krise war.

Solange Anleger aber das Gefühl haben, dass der Konsum schnell wieder das Vorkrisenniveau erreicht, ist alles in Ordnung. Anleger dürfen nur keine Zweifel daran bekommen. Zweifel an der V-förmigen Erholung wie wir sie aktuell noch sehen, sind Gift für Kursgewinne.

Da kommt es gar nicht gelegen, dass in den USA die Verbraucher wieder schlechter gelaunt sind. Das Sentiment trübt sich seit etwas mehr als zwei Wochen wieder ein. Das zeigt auch der Mobilitätstrend. In einigen Bundesstaaten werden wieder strengere Maßnahmen ergriffen. Das senkt die Mobilität, aber auch das Zutrauen der Bevölkerung (Grafik 3).

Am Ende bedeuten beide Trends, dass der Konsum wieder zurückgehen wird. Die V-förmige Erholung ist dann nicht durchzuhalten. Ohne den Konsumenten geht es eben nicht. Für Unternehmen bedeutet das nichts Gutes. Sie konnten im Mai und Juni von einer Erholung profitieren. Die Dynamik lässt nun aber nicht nur nach, sie kehrt sich um.

Die Erholung erstickt. Am Ende lastet das auf Umsatz und Gewinn, die immer noch bestimmend für die Aktienkurse sind. Kurzfristig kann es eine Divergenz geben, langfristig sind die zwangsweise eng verflochten. Niedrige Zinsen können zu einem permanent höheren Bewertungsniveau führen. Dieses höhere Niveau haben wir bereits erreicht.

Notenbankpolitik kann jedoch nicht den Konsum (und Gewinn) festlegen. Kursschwankungen wird es immer geben, selbst wenn es auf höherem Niveau stattfindet. Genau darauf müssen sich Anleger einstellen.

Clemens Schmale


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  • mkronen
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    Die Börse hört den Schuss zuletzt

    16:14 Uhr, 07.07.2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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