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14:23 Uhr, 31.07.2014

Schattenbanken in China könnten zur Liberalisierung des Zinsmarktes beitragen

Das Schattenbanksystem in China kann nach Meinung von Eddie Chow, Managing Director von Templeton Asset Management in Hongkong, auch als eine Art Liberalisierung des Zinsmarktes und als Ergänzung zum Bankensektor betrachtet werden.

Frankfurt (BoerseGo.de) - Insgesamt präsentierte sich der heimische Aktienmarkt in China im ersten Halbjahr 2014 aus vielen Gründen eher schwach. Negativ beeinflusst wurde er von mauen makroökonomischen Daten, Sorgen um gemeldete Anleihenausfälle und das steigende Angebot neuer Titel auf dem Aktienmarkt, wie Eddie Chow, Managing Director von Templeton Asset Management in Hongkong und seit 20 Jahren im Schwellenländerteam von Mark Mobius, in einem aktuellen Marktbericht schreibt.

Die Reformbegeisterung habe den strukturellen Ausblick für die Wirtschaft und den Markt im letzten Jahr zwar belebt, doch auf dem Markt für chinesische A-Aktien habe nach dem dritten Plenum eine Korrektur eingesetzt. Im Anschluss habe sich die Aufmerksamkeit auf die Umsetzung der Reformen in die Praxis gerichtet. Überdies müsse die Wirtschaft langsamere Wachstumsraten verkraften können, um von ihrer starken Investitionsabhängigkeit wegzukommen und zu mehr Ausgewogenheit zu finden, so Chow weiter.

Geldpolitik und Kreditwachstum dürften nicht zu expansiv ausfallen, wenn die Regierung der vorliegenden Überschuldung der Wirtschaft entgegenwirken möchte. Es könnte ohne weiteres zu weiteren Ausfällen bei Anleihen kommen, und die Immobilienpreise müssen voraussichtlich fallen, damit das Wachstum des Schattenbankgeschäfts gebremst werde. Die Presse stelle das Schattenbanksystem (Finanzmittler, die sich generell der behördlichen Aufsicht entziehen) oft negativ dar, doch in gewisser Hinsicht könnte es auch als eine Art Liberalisierung des Zinsmarktes in China und als Ergänzung zum Bankensektor betrachtet werden. Unternehmen, die zu den vorgegebenen niedrigen Leitzinsen keine Kredite bekommen hätten, haben sich bislang zu höheren Zinsen finanzieren können, während Einleger, die die niedrigen Richtwerte für die Einlagenzinsen nicht akzeptieren wollten, höhere Risiken eingehen und in riskantere Anlagen investieren könnten, heißt es weiter.

„Entscheidend ist dabei unserer Ansicht nach, ob die Risiken korrekt bepreist und den Anlegern bekannt sind. Chinas Schattenbankaktivitäten sind unseres Erachtens in Relation zum Wirtschaftsvolumen nicht übermäßig groß. Das Problem ist in unseren Augen vielmehr, dass sich die Aktivität zu rasch gesteigert hat und viel Kapital in auf Immobilien, Bergbau und Metalle ausgerichtete Sparten der chinesischen Wirtschaft gesteckt wurde, denen kräftiger zyklischer Gegenwind droht. Nach und nach werden strengere Regulierung und verschärfte Angabepflichten eingeführt, sodass das Schattenbankgeschäft das gesamte chinesische Bankensystem unserer Ansicht nach nicht maßgeblich gefährdet“, so Chow.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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