Kommentar
12:12 Uhr, 25.08.2011

SAP auf der Insel der Glückseligen?

Während man aktuell bei den Börsenstatistikern eifrig die Geschichte umschreibt und beginnt, die DAX-Verluste von deutlich über 20 Prozent bislang allein im August als zweitschwärzesten Monat in der bis 1988 zurückgehenden Historie des Börsenbarometers zu verbuchen, scheint man bei der SAP in Person von Co-Chef Jim Hagemann Snabe seinen Ohren nicht mehr zu trauen. So ließ der Manager gegenüber der FAZ verlauten: „Was ich im Radio höre, passt so gar nicht zusammen mit unseren realen Erfahrungen. Draußen bei unseren Kunden sieht es nach wie vor gut aus. Es ist viel Schwung in den Unternehmen. Die Auftragsbücher sind voll, von einer Krise ist nichts zu spüren.“ Lebt da jemand jenseits der Realität einer sich immer bedrohlicher abschwächenden Weltwirtschaft, oder sieht es zumindest auf Konzernebene wirklich so gut aus?

Laut Snabe werde das Wachstum in Asien und den BRIC-Staaten in hohem Tempo weitergehen, wobei er in der Branche sogar mit Auftragszuwächsen im dreistelligen Bereich rechnet, da die dort lebende Bevölkerung seiner Ansicht nach, ebenfalls vermehrt nach Wohlstand im konsumptiven Sinne strebt. Deshalb sieht er auch keinen Grund, „die Gewinnprognose infrage zu stellen oder gar zu senken“, so „Boerse.ARD.de“. „Wir werden weiter wachsen. Wir wollen am oberen Ende unserer Jahresprognose landen, darauf deuten alle Zahlen hin", sagte Snabe. Für das um Währungseffekte bereinigte Betriebsergebnis bedeutet dies ein angepeiltes Ziel von 4,45 bis 4,65 Mrd. Euro nach vier Milliarden Euro 2010. Auch das Wachstum der Software- und Wartungserlöse soll in diesem Jahr am oberen Ende der Spanne von zehn bis 14 Prozent liegen.

Der zuversichtliche Ausblick des SAP-Managers ging auch an den Analysten nicht spurlos vorbei. So konnte Thomas Becker von der Commerzbank darin laut „dpa-AFX“ „einen leicht positiven Ton“ erkennen, den er aber für das Gesamtjahr zu diesem Zeitpunkt nicht als allzu hoch einschätzt, da sich der Erfolg im laufenden Quartal erst in den letzten beiden Wochen entscheiden werde. Darüber hinaus würden die als erstes zu erwartenden Kürzungen im Finanzsektor nur fünf Prozent des Gesamtumsatzes von SAP betreffen und überdies sei das dritte Quartal kein verlässlicher Indikator für die besonders wichtigen drei Schlussmonate des Jahres. Becker belässt die Einstufung der SAP-Aktie deshalb auf „Add“ mit einem Kursziel von 42,50 Euro. Schon zuvor senkten die Analysten von Goldman Sachs und Merrill Lynch ihre Zielmarken von 62 auf 60 Euro bzw. von 52 auf 45,60 Euro, wobei deren Kaufempfehlungen aufrechterhalten wurden. Dabei hatte Mohammed Moawalla von Goldman Sachs „seine Prognosen für den europäischen Technologiesektor reduziert, um den schwächeren Konjunkturaussichten Rechnung zu tragen“, so „dpa-AFX“. Allerdings halte der Experte zahlreiche Aktien nach der Kurskorrektur jetzt für günstig bewertet, wobei SAP als Weltmarkführer besonders attraktiv positioniert sei. Jonathan Tseng von Merrill Lynch nahm aus ähnlichen Gründen seine Abstufung vor, betonte aber, dass Software-Unternehmen von einer erneuten Rezession nicht so stark wie 2008/2009 betroffen sein würden und SAP hier als Kerninvestment betrachtet werden müsse.

Anleger können die hohe Volatilität der vergangenen Tage und Wochen auch bei der SAP-Aktie mit einer Aktienanleihe-PLUS von Macquarie Oppenheim nutzen. Wichtig dabei der mit über 37 Prozent relativ üppige Puffer, der während der bis Juni 2012 dauernden Laufzeit möglichst zu keinem Zeitpunkt ganz ausgeschöpft werden sollte, da sonst der Teilschutz entfallen würde. In diesem Fall müsste die Aktie bis zur Fälligkeit zumindest den bei 36,50 Euro fixierten Basispreis zurückerobern, um am Ende noch zu einer Nominaltilgung zu führen und eine Aktienandienung zu verhindern. Die Maximalrendite beläuft sich bei dem Zertifikat momentan auf 6,72 Prozent bzw. 8,12 Prozent p.a.

5,75 % p.a. SAP 22,10 Aktienanleihe-PLUS

Emittent/WKN:

Macquarie Oppenheim / MQ48H4

Laufzeit:

22.06.2012

Preis: (23.08.2011)

Geld / Brief: 97,98 % / 98,18 %

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

Bitte vergessen Sie nicht, sich an unserer wöchentlichen Zertifikate-Umfrage unter dem folgenden Link zu beteiligen:http://www.godmode-trader.de/Zertifikate

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

Mehr Experten