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12:47 Uhr, 17.04.2018

Sanktionen gegen Russland: Vermögenswerte fallen in den Keller

Der deutliche Rückgang der russischen Vermögenswerte resultierte GAM-Investmentexperte Paul McNamara zufolge daraus, dass Anleger durch die Sanktionen dazu gezwungen wurden, bestehende Positionen zu verkaufen.

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Zürich (GodmodeTrader.de) - Es ist ein Vergeltungsschlag gegen Russland, als Reaktion auf die Einflussnahme bei den US-Präsidentschaftswahlen 2016: Die US-Regierung unter Präsident Trump hat neue Sanktionen gegen Russland verhängt. Nun sollen nicht nur die Unternehmen sanktioniert werden, sondern auch ihre Eigentümer sowie Staatsbedienstete. Russische Vermögenswerte fielen daraufhin in den Keller, wie Paul McNamara, Investment Director bei GAM Investments, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Denn die Sanktionen unterschieden sich von denen, die im Jahr 2014 nach der russischen Krim-Invasion verhängt worden seien. Damals sei es US-amerikanischen Anlegern untersagt worden, neue Wertpapiere zu kaufen. Nun dürften sie keinerlei Schuldtitel oder Aktien der sanktionierten Emittenten mehr halten, heißt es weiter. „Der starke Rückgang der russischen Vermögenswerte resultierte daraus, dass Anleger durch die Sanktionen dazu gezwungen wurden, ihre bestehenden Positionen zu verkaufen. Der Aktienmarkt sackte um 8 Prozent ab, die Renditen von Staatsanleihen stiegen um 50 Basispunkte und der Rubel gab um 10 Prozent nach“, so McNamara.

Der Umfang der Abverkäufe sei auf die Unsicherheit der Anleger zurückzuführen, dass solche Sanktionen auf breiterer Basis zur Anwendung kämen und damit weitere Zwangsverkäufe auslösen könnten. „Aber auch die starke Positionierung in lokalen Anlagewerten macht sich hier bemerkbar: Russland ist in Portfolios mit Schwellenmarktaktien und -anleihen häufig übergewichtet worden. Dies hat für erhebliche Mittelzuflüsse gesorgt. Grund hierfür waren die sich verbessernden wirtschaftlichen Fundamentaldaten des Landes“, erklärt McNamara. Das Wachstum habe sich erholt - wenn auch weniger stark als erwartet angesichts der Bonitätskennzahlen - während die höheren Ölpreise der Handels- und Haushaltsbilanz zugutegekommen seien. Auch die Devisenreserven hätten einen stetigen Anstieg von 350 Milliarden US-Dollar Anfang 2015 auf 458 Milliarden US-Dollar verzeichnet. Anders als in der Türkei seien der Staatshaushalt und die Zahlungsbilanz von Russland also grundsolide.

„Staatsanleihen sind nicht direkt von den Sanktionen betroffen“, hebt McNamara hervor. Schätzungen zufolge hielten ausländische Anleger ein Drittel des russischen Anleihenmarktes. Dies entspreche einem Wert von 40 Milliarden US-Dollar. „Aktuell sieht es so aus, als ob Anleger eher US-Dollar gegen Rubel kaufen, um das Währungsrisiko in Verbindung mit ihren Anleihepositionen zu neutralisieren, als zu versuchen, Anleihen unter angespannten Marktbedingungen zu verkaufen“, so McNamara. Dies erkläre auch, warum der Rubel weitaus stärker unter den Sanktionen gelitten hat als lokale Anleihen.

Anleger sähen sich derzeit mit dem folgenden Problem konfrontiert: Eine Ausweitung der Sanktionen hätte zweifelsohne weitere negative Konsequenzen für russische Vermögenswerte. Ohne sie wären die makroökonomischen Auswirkungen jedoch wahrscheinlich so minimal, dass die Bewertungen übermäßig günstig erschienen. Die Unberechenbarkeit der Trump-Regierung erschwere es Anlegern zudem, die Situation treffend einzuschätzen.

Die russischen Behörden hätten auf die US-Sanktionen mit der Aussetzung von routinemäßigen US-Dollar-Käufen und der Verpfändung von Liquidität an lokale Marktteilnehmer reagiert. Im nächsten Schritt könnte die Zentralbank ihren Zinssenkungszyklus verkürzen. „Allerdings rechnen wir nicht mit einer Intervention in den Devisenmarkt, solange der Rubel nicht erheblich vom derzeitigen Stand abgewertet wird“, so McNamara weiter. Da die Krise politischer Natur sei, sei es nur schwer vorhersehbar, ob Käufe oder Verkäufe russischer Anlagen der richtige Weg wären und ob die technischen Risiken eine potenzielle Bewertungslücke ausgleichen könnten. „Unsere stark an die Benchmark angelehnte Position scheint angemessenen Schutz zu bieten, bis mehr Klarheit herrscht“, schließt McNamara.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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