Kommentar
12:40 Uhr, 25.02.2008

Sal. Oppenheim entdeckt das Pro-Prinzip

Bonus-Zertifikate gehören neben Discount- und neuerdings auch Express-Papieren unbestritten zu den beliebtesten Zertifikatetypen am Markt, auch wenn nach Angaben der Deutschen Bank in der besonders volatilen vierten Handelswoche des neuen Jahres rund 20 Prozent der angebotenen Produkte so tief in den Abwärtssog gerieten, dass sich ihre Struktur binnen Minuten im Nichts auflöste. Aber gerade in dieser zu jedem Zeitpunkt während der Laufzeit präsenten „Knock-Out“-Gefahr besteht ja das Problem von Bonus-Zertifikaten, egal ob es sich dabei um Single-, Multi- oder andere Varianten wie z.B. Korridor-Produkte handelt. Kaum zu glauben deshalb, warum der Vorteil einer nur an bestimmten Tagen bzw. zu definierten Zeiträumen aktiven Barriere bislang eigentlich nur von der Commerzbank so richtig erkannt wurde und durch regelmäßige Neuemissionen auch dauerhaft gepflegt wird. Dabei erscheint gerade in der gegenwärtigen Marktphase, in der Keiner so recht weiß, wann der negative „Newsflow“ die Aktienkurse nicht mehr entscheidend belastet und die Börsenampel wieder auf grün springt, die temporäre Spielart „Bonus-Pro“ eine interessante Alternative zu sein, lassen sich vorübergehende Turbulenzen mit ihr doch unbeschadet überstehen. Entscheidend ist nur, dass der Basiswert in den letzten drei Monaten vor dem Laufzeitende sein Absicherungsniveau nicht verletzt. Da es auch am Zertifikatemarkt nichts umsonst gibt, muss der Investor als Gegenleistung für den geringeren Nervenstress gegenüber herkömmlichen Bonus-Papieren eine etwas gedrosselte Bonusrendite akzeptieren, die sich allerdings durch eine gleichzeitig leicht offensivere Grundausrichtung wieder mehr als wettmachen lässt.

Sehr zu begrüßen ist deshalb die Entscheidung von Sal. Oppenheim, ihr Bonus-Segment um den „Pro“-Typ zu erweitern, wobei anfänglich 47 Produkte auf 10 DAX-Werte zur Auswahl stehen, die allesamt mit einer Fälligkeit zum gerade noch abgeltungssteueroptimierten 30. September 2009 ausgestattet sind. Wie flexibel sich diese Variante tatsächlich einsetzen lässt, zeigt sich stellvertretend bei einem Vergleich zweier Papiere auf Daimler mit einer Barriere bei 38,50 Euro, was aktuell einem Risikopuffer von 31,36 Prozent entspricht bzw. einem Absicherungslevel bei 47,50 Euro, der nur noch 15,31 Prozent Luft nach unten ermöglicht, wobei die entsprechenden Bonus-Renditen gleichzeitig 7,25 bzw. 20,89 Prozent p.a. betragen. Während wohl nur wenige Anleger bei einem klassischen Produkt ohne weiteres zur zweiten Alternative greifen würden, stellt diese etwas spekulativere Ausrichtung für einen Investor, der bei dem Autobauer von einer mittelfristigen Erholung überzeugt ist, durchaus eine interessante Option dar, gilt doch für ihn nur der Zeitraum zwischen dem 23. März und dem 23. Juni 2009 als maßgeblich.

Der Börse Go Tipp:

Bonus-Pro-Zertifikate bieten dem Anleger die Möglichkeit einer zusätzlichen offensiven Interpretationsweise und lassen sich deshalb noch weitaus gezielter einsetzen als herkömmliche Bonus-Papiere, wenn gleich die Zeitkomponente mit einer etwas geringeren Renditechance „bezahlt“ werden muss. Wer darüber hinaus mit einer Renditebegrenzung leben kann, könnte alternativ auch zu den noch volatiliätssensitiveren Discount Plus Pro Zertifikaten greifen bei denen der Beobachtungszeitraum sogar nur auf den letzten Laufzeitmonat begrenzt ist.

Bonus Pro Daimler (Defensiv) 38,50/61,50

Emittent/WKN:

Sal. Oppenheim / SEL7PH

Laufzeit:

30.06.2009

Preis: (25.02.2008)

Geld / Brief: 55,85 € / 55,95 €

Bonus Pro Daimler (Offensiv) 47,50/72,50

Emittent/WKN:

Sal. Oppenheim / SEL7PE

Laufzeit:

30.06.2009

Preis: (25.02.2008)

Geld / Brief: 56,01 € / 56,11 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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