Kommentar
12:36 Uhr, 14.08.2018

Saisonalitäten: Kommen jetzt die schlechten Monate für Aktien?

Bis jetzt war der August auffällig ruhig. Damit war am Freitag plötzlich Schluss. Man sollte sich auch nicht darauf verlassen, dass die Ruhe sofort wieder zurückkehrt.

Historisch ist der August ein eher schlechter Monat. Im Durchschnitt verlieren Anleger im August Geld. Nur im September geben die Börsen noch mehr ab. Bis vergangenen Freitag sah es so aus, als ob wir einen richtig guten August sehen würden. In den USA legten die Indizes zu. Die Kursgewinne sind innerhalb von einem Tag fast vollständig ausgeglichen worden. So schnell kann es gehen.

Der Abwärtsbewegung kann man eine klare Ursache zuordnen. Monate, wenn nicht gar jahrelang, wurden fundamentale Trends in der Türkei ignoriert. Durch US-Sanktionen und höhere Zölle mussten Anleger plötzlich ihre Augen öffnen. Wegschauen und ignorieren ging nicht mehr.

Wenn lange Zeit etwas brodelt und dann innerhalb kurzer Zeit eingepreist wird, ist ordentliche Bewegung zu erwarten. Insgesamt ist die Türkei aber – global betrachtet – nicht groß genug, um den Markt und die Stimmung zu kippen. Der Spuk dürfte schnell vorüber sein. Trotzdem würde ich mich nicht darauf verlassen, dass der Markt insgesamt sofort wieder zur Ruhe zurückkehrt.

Das liegt nicht nur an der Saisonalität, die gegen Kursgewinne spricht. Nach der Korrektur zu Jahresbeginn hat sich die Lage insgesamt wieder dramatisch beruhigt. Die durchschnittlichen Tagesbewegungen des S&P 500 (20-Tagesdurchschnitt) schnellten von 0,2 % auf 1,3 % hinauf. Das hatte damals unter anderem einen Volatilitätsimpuls zur Folge, der bei vielen Anlegern zu großen Verlusten geführt hat.

Die tägliche Schwankungsbreite war vor dem Impuls historisch niedrig. Aktuell befindet sich die Schwankungsbreite bei etwas über 0,3 %. Das ist nicht ganz so niedrig wie noch Ende 2017, doch im Verhältnis zu langjährigen Durchschnitt sehr tief. So tiefe Werte provozieren geradezu einen Volatilitätsimpuls.

An sich ist das nicht problematisch. Kurse schwanken nun einmal. Wer damit nicht umgehen kann, sollte keine Aktien kaufen. Problematisch ist lediglich, dass Anleger nach der Korrektur zu Jahresbeginn gleich wieder in die Vollen gegangen sind. Sie sind stark gehebelt unterwegs und setzen wieder fast ausnahmslos aufs gleiche Pferd. Dreht die Stimmung, dann wollen alle gleichzeitig durch die gleiche Tür.

Ein solches Nadelöhr ist besonders bei Volatilitäts-Trades zu sehen (Grafik 3). Spekulative Anleger haben relativ schnell Shortpositionen aufgebaut. Sie sind so stark investiert wie zuletzt Ende 2017. Als die Kurse dann nicht mehr stiegen, mussten sich viele Anleger sehr schnell neu positionieren.

Nicht nur drehte die Nettopositionierung in den positiven Bereich, was bei Volatilitäts-Futuren sehr selten ist, sondern die Geschwindigkeit der Neupositionierung brachte den Markt ordentlich ins Wanken. Der VIX sprang innerhalb eines Tages um mehr als 100 % in die Höhe. Einige Produkte verzeichneten daraufhin Verluste von 90 % und mehr.

Nun sind wir fast wieder am gleichen Ort wie Anfang 2018. Anleger haben viel zu verlieren. Bei dünnen Sommerumsätzen an der Börse kann es schnell passieren, dass man auf dem falschen Fuß erwischt wird.

Ich glaube nicht, dass die Türkei als Thema noch viel Schaden anrichten wird. Wachsam würde ich trotzdem bleiben. Anleger sind extrem positioniert und haben viel zu verlieren. Das Marktgeschehen kann sehr schnell kippen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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