Nachricht
11:39 Uhr, 11.12.2008

Russland: Zahlungsausfall wahrscheinlicher als der Vietnams?

Erwähnte Instrumente

  • RDX
    ISIN: AT0000802079Kopiert
    Aktueller Kursstand:  
  • RTX Russian Traded
    Aktueller Kursstand:  

Russland: Schon wieder Staatsbankrott?

History repeats itself: Defolt – so nannten die Russen ihre Krise im Jahr 1998 und 1999, eine Krise, die sich jetzt wiederholen könnte. Nur durch beherztes Einschreiten der Weltbank und des IWF wurde Russland damals gerettet.

Das war vor ziemlich genau zehn Jahren. Heute heißt es: Russland erneut in der Krise – die Preise für Öl und Gas fallen. Sogar so schnell, dass die Haupteinnahmequellen des Landes praktisch über Nacht nichts mehr einbringen. Experten sind sich einig, dass alle Ölunternehmen bei den aktuellen Preisen Verluste einfahren. Zahlreiche Konzerne mussten Kredite beantragen.

Der russische Ölmulti Rosneft hat ein Abkommen mit der chinesischen Energieunternehmen CNPC Sinopec getroffen. Die Chinesen werden den Russen Kredite für den Bau einer Pipeline gewähren, während Russland den Chinesen im Austausch langfristige Öllieferungen versprechen. China kann sich auf diesem Wege eine langfristige Garantie für einen strategischen Rohstoff sichern, und schafft es gleichzeitig, andere potenzielle Abnehmerländer auszusperren. Lukoil, ein weiterer russischer Ölkonzern, hat die Russian Development Bank um einen Kredit in Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar angerufen, um seine langfristigen Auslandsschulden refinanzieren zu können.

Russland: Zahlungsaufall wahrscheinlicher als der Vietnams?

In dieser Woche wurde das Kreditrating Russlands herabgestuft. Berichten der „Financial Times Deutschland“ zufolge schätzen Anleihenkäufer das Ausfallrisiko Russlands größer ein als das Vietnams.

“Investoren schätzen die Wahrscheinlichkeit eines Staatsbankrotts von Russland höher ein als einen Ausfall der Türkei, der Philippinen und Vietnams. Am Mittwoch lag der Renditeaufschlag für russische Staatsanleihen gegenüber US-Treasuries laut Indizes von JP Morgan mit 8,86 Prozentpunkten deutlich über dem Spread mehrer Entwicklungsländer. Bei den Philippinen beispielsweise betrug der Renditeabstand nur sechs Prozentpunkte“, heißt es in der Zeitung.

Die Skala von S&P reicht von der Topnote "AAA", die erstklassige Bonität anzeigt, "D" – dem Zahlungsausfall. Die obersten zehn Stufen bis "BBB-" gelten als Investmentgrade. Erst danach beginnt das so genannte Ramschniveau – englisch: Junk. Diese Anleihen sind nur noch für spekulative Anleger geeignet.

S&P stufte Russland in dieser Woche von "BBB+" auf "BBB" ab. Nigel Rendell, Schwellenländer-Experte von RBC Capital Markets, bezeichnete gegenüber Bloomberg das Risiko einer Abstufung des russischen Kreditratings auf Ramschniveau als „hoch“.

Die Senkung des Kreditratings war die erste Herabstufung in den letzten zehn Jahren. Als Gründe für den Schritt wurden der scharfe Rückgang der ausländischen Investionen sowie die Abwärtsspirale der Rohstoffpreise angeführt.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten