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12:22 Uhr, 19.06.2018

Russland: Nur verhaltene Reformbereitschaft

Erste Asset Management sieht Russland zur Fußball-WM wieder auf Wachstumskurs, dämpft aber die Euphorie.

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Wien (GodmodeTrader.de) - Die Fußballweltmeisterschaft rückt Russland für vier Wochen in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Über diesen aktuellen Anlass hinaus gibt es laut der Kapitalanlagegesellschaft Erste Asset Management (Erste AM) mehrere Gründe sich mit Russland – seiner Wirtschaft und seinem Aktienmarkt – zu befassen: der Anstieg der US-Zinsen und die jüngste Dollar-Stärke, die Erholung der Erdölpreise, die neuerlich Verschärfung der Sanktionen und die Wiederwahl von Präsident Putin ändern das gesamtwirtschaftliche Umfeld und die Rahmenbedingungen für Investoren, wie es in einem aktuellen Marktkommentar der Erste Asset Management heißt.

Die russische Wirtschaft hat laut Aktienstratege Peter Szopo die Rezession 2015/16, die vor allem durch den Absturz der Ölpreise und Einbruch der inländischen Kaufkraft ausgelöst worden sei, hinter sich gelassen. Heuer und nächstes Jahr werde die Wirtschaft nach den aktuellen Prognosen um circa 1,8 Prozent wachsen. Während eine Reihe von Schwellenmärkten vom Anstieg der US-Dollar-Zinsen und des US-Dollars negativ betroffen sei, sei Russland diesbezüglich besser gewappnet, so der Erste AM-Experte. Das Land weise einen Leistungsbilanzüberschuss und ein praktisch ausgeglichenes Budget auf. Die Gesamtverschuldung sei in den vergangenen Jahren tendenziell geschrumpft, und die Staatsverschuldung liege bei lediglich 17,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP).

„Die soliden makroökonomischen Zahlen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die längerfristige Wachstumsdynamik der russischen Wirtschaft gedämpft ist“, meint Szopo. Die prognostizierten Wachstumszahlen würden nur etwa halb so hoch wie das globale Wachstum ausfallen. Damit wäre das Wachstum deutlich niedriger als in den Jahren vor der Finanzkrise, als sich Russland auf der Überholspur befand. Ob sich während der „Amtszeit Putin 4.0“ daran etwas ändere, sei fraglich. „Die neue Regierung und die vom Präsidenten dekretierten Reformziele signalisieren nur eine verhaltene Reformbereitschaft“, so der Experte.

Anzeichen einer Lockerung des westlichen Sanktionsregimes gebe es nicht. Im Gegenteil: Die USA habe neue Restriktionen gesetzt, die unter anderem eine neuerliche Abschwächung der russischen Währung bewirkten. Bisher seien die negativen Folgen der Sanktionen von den Schwankungen des Erdölpreises und anderer Rohstoffpreise überlagert worden, aber längerfristig seien ihre Wirkungen negativ für die russischen Wirtschaftsaussichten. Aus Sicht von Investoren sei vor allem die letzte Runde der US-Sanktionen negativ zu beurteilen, da zum ersten Mal börsennotierte Unternehmen einschließlich ihrer internationalen Operationen direkt ins Visier der Politik geraten seien, heißt es weiter.

Dennoch sieht Erste AM die Aussichten für den russischen Aktienmarkt tendenziell positiv. „Der Markt ist mit einen Kursgewinnverhältnis von zirka 6x auf Basis der erwarteten Gewinne günstig bewertet“, meint Alexandre Dimitrov, der den 32 Millionen Euro schweren Russland Aktienfonds „Espa Stock Russia“ verwaltet. Der Bewertungsabschlag zu anderen Schwellenländern liege deutlich über 40 Prozent. Hinzu komet, dass der russische Aktienmarkt eine Dividendenrendite von über sechs Prozent biete, die sowohl auf Basis der Gewinnprognosen und der absehbaren Ausschüttungspolitik gut abgesichert scheine, heißt es weiter.

Im Moment bevorzugt Dimitrov exportorientierte Unternehmen mit gesunden Bilanzen, die auch in diesem schwierigen Umfeld ihre Gewinne steigern könnten. Es handle sich vor allem um börsennotierte Unternehmen aus dem Energie- und Rohstoffsektor, die vom niedrigen Rubelkurs profitieren und den Investoren eine hohe Dividendenrendite böten, heißt es abschließend.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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