Rumänien: Börse bietet nur noch selektive Anlagechancen
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Der OstbörsenReport (Kostenlose Anmeldung unter www.ostboersen-report.de) ist nun zwar schon etwas mehr als ein Jahr alt, über die rumänische Börse haben wir in dieser Zeit bisher aber noch nicht ausführlich berichtet. Das hatte auch damit zu tun, dass wir erst einen Besuch vor Ort abstatten wollten, um dann aus wirklich erster Hand berichten zu können (die Reise haben wir eben absolviert und danach nahmen wir noch an einer Unternehmerreise angeführt vom bayerischen Wirtschaftsminister Huber in Bulgarien teil. Das ist auch der Grund, warum sich der Veröffentlichungstermin dieser Ausgabe etwas verzögert hat). Ansonsten hätte es das Land natürlich schon viel früher verdient gehabt, gewürdigt zu werden. Denn wirtschaftlich geht es aufwärts, der EU-Beitritt ist seit diesem Jahr Geschichte und die Kurse der rumänischen Aktien steigen schon seit Jahren.
Im Vorjahr stieg der BET um fast 19 Prozent und der BET-FI, der die Privatisierungsfonds beinhaltet, um knapp 26 Prozent. Und wie die Performance-Tabelle zeigt, legten die Notierungen in den Jahren zuvor sogar noch kräftiger zu. Auch in diesem Jahr präsentiert sich die Börse trotz der jüngsten Korrektur in einer guten Verfassung. Seit dem Jahreswechsel liegt der BET mit sieben Prozent im Plus und der Rasdaq-C mit fast 26 Prozent. Folglich rechtfertigt es alleine die überzeugende Performance, ein kleines Spezial über Rumänien zu schreiben.
EU-Beitritt wirkt auch politisch als wichtiger Stabilitätsanker
Doch bevor wir näher auf die Börse eingehen, zunächst einige Bemerkungen zur Politik und zur Wirtschaft des Landes. Bei Wikipedia lässt sich nachlesen, dass Rumänien politisch gesehen auf einer repräsentativen parlamentarischen Demokratie besteht. Staatsoberhaupt ist der Präsident, Regierungschef der Premierminister (das ist momentan Calin Popescu Tariceanu). Die gesetzgebende Gewalt liegt bei den beiden Kammern des Parlaments. Die Judikative ist unabhängig von Exekutive und Legislative, sie besteht aus einem Verfassungsgerichtshof und einem System von Gerichtinstanzen, an dessen Spitze der Oberste Gerichtshof steht.
Aus den im Vierjahresrhythmus abgehaltenen Parlamentswahlen ging aus dem letzten Urnengang am 28. November 2004 eine bürgerlich-liberale Minderheitsregierung hervor, die aus der Allianz D.A (Gerechtigkeit und Wahrheit) (112 Sitze), der UDMR (Partei der ungarischen Minderheit) (22 Sitze) und der sozialliberalen PUR (Humanistische Partei Rumäniens, heute Konservative Partei/PC; 19 Sitze) besteht. Bukarests ehemaliger Bürgermeister Traian Basescu wurde in der Stichwahl vom 12. Dezember 2004 mit 52 Prozent der Stimmen für fünf Jahre zum neuen Präsidenten Rumäniens gewählt.
Ob Basescu, der laut Umfragen der populärste Politiker im Land ist, allerdings die ganze Amtsperiode überstehen wird, bleibt abzuwarten. Denn das rumänische Parlament hat mit großer Mehrheit die Einsetzung eines Ausschusses zur Untersuchung der Aktivitäten des Staatspräsidenten. Ziel ist es, Argumente zu sammeln, auf deren Basis das Parlament ein Referendum zur Amtsenthebung Basescus beschließen kann. Spätestens am 21. März muss dieser Ausschuss seinen Bericht vorlegen. Danach wird erwartet, dass das Parlament über das Amtsenthebungs-Referendum entscheidet. Die sozialistische Oppositionspartei PSD hatte ein solches Referendum beantragt. Die PSD wirft Basescu vor, die rumänische Innenpolitik durch ständige Rücktrittsforderungen an den Ministerpräsidenten Calin Popescu Tariceanu zu destabilisieren und sich in rechtswidriger Weise für einzelne Unternehmen eingesetzt zu haben. Egal wie diese Geschichte ausgeht, zeigt sie bereits, dass es politisch einige Spannungen gibt. Und da die Regierung, auch selbst mit dem einen oder anderen Skandal zu kämpfen hat und es sich seit dem Ausscheiden der Konservativen Partei und der Abspaltung der Liberalen Demokratischen Partei von der Regierungspartei PNL seit Dezember 2006 zudem um eine Minderheitsregierung handelt, dürfte aus dieser Ecke noch so manche negative Nachricht kommen.
Als Stabilitätsanker erweisen sich aber dafür die seit März 2004 bestehende NATO-Mitgliedschaft und der am 1. Januar 2007 erfolgte Beitritt zur EU. Speziell der EU-Anschluss ist sicherlich ein großes Pfund, mit dem das Land künftig wuchern kann. Aber gerade dieses Ereignis machte auch deutlich, dass es noch viel zu tun gibt. Denn ähnlich wie Bulgarien wurde Rumänien nur unter Auflagen der EU-Beitritt gestattet. Angemahnt werden weitere Anstrengungen bei der Bekämpfung der Korruption, beim Aufbau einer unabhängigen Justiz und der Schaffung funktionierender Behörden. Sollten notwendige Fortschritte ausbleiben, kündigte die Kommission Begleitmaßnahmen an. Dabei müssen Rumänien und Bulgarien zunächst ab März 2007 regelmäßig Bericht über die Anpassung an das EU-Niveau erstatten. Bei Nichteinhaltung der EU-Regeln droht Brüssel mit einer Kürzung der Agrarsubventionen um 25 Prozent, Exportverboten für Landwirtschafts-Produkte, dem Einfrieren der Justiz-Zusammenarbeit und möglichen anderen Beschränkungen des Binnenmarkts.
Teil 2 dieser Analyse erscheint in zwei Tagen um 18:00 Uhr.
Quelle des Artikels: www.ostboersen-report.de
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