Rumänien – EU-Beitritt darf Reformtempo nicht verlangsamen
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Die deutliche Aufwertung des Leu seit Mitte Oktober wird vermutlich bereits mittelfristig zu einer spürbaren Belastung der Wirtschaft führen. Das Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung im Jahresverlauf liegt daher klar auf der unteren Seite. Dies gilt besonders vor dem Hintergrund, dass die Notenbank die Geldpolitik voraussichtlich weiter straffen muss, um die Inflationsgefahren zu begrenzen. Dies dürfte aufgrund des geöffneten Kapitalmarktes den Kapitalzufluss untermauern und dadurch den Leu weiter unter Aufwertungsdruck halten. Die realwirtschaftlichen Risiken werden von Finanzinvestoren insgesamt noch recht moderat bewertet, da die kurzfristige Verschuldung und der Anteil ausländischer Verschuldung bislang vergleichsweise gering ist. Mit voraussichtlich schrittweise leicht abnehmenden Direktinvestitionszuflüssen werden die Probleme aber deutlicher, insbesondere wenn das Leistungsbilanzdefizit auf hohem Niveau verharren sollte. Strukturelle Reformen, die die Produktivität erhöhen, sind demnach von zentraler Bedeutung. Das gilt besonders in den wettbewerbsintensiven EU-Märkten.
Die Fortsetzung des Reformprozesses setzt eine stabile Regierung voraus, aber die tatsächliche politische Lage erscheint weiterhin brüchig. Sowohl die Beziehungen zwischen Präsident Traian Basescu und Ministerräsident Calin Popescu Tariceanu als auch innerhalb der Regierungskoalition lassen vorgezogene Neuwahlen weiter möglich erscheinen. Die wohl dringensten Empfehlungen seitens des IWF nach einer stärkeren Straffung der Finanzpolitik, einer schnelleren Restrukturierung der Staatsunternehmen und einer zügigeren Anpassung der administrierten Energiepreise dürften vor dem Hintergrund der schwierigen politischen Lage weiter nur langsam vorankommen. Sollen hingegen alle geplanten Privatisierungen im Jahresverlauf 2007 umgesetzt werden, muss die Regierung ihr Reformtempo auch nach dem EU-Beitritt zu Jahresbeginn nochmals erhöhen.
Reformen sind darüber hinaus weiter bei den rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen notwendig, um den Zufluss an Direktinvestitionen auch nach dem Ende der Privatisierungen zu untermauern. Ein positives Signal für die gestiegene Investitionsdynamik im Zuge der Reformen der letzten Jahre ist der Anstieg der Bruttoanlageinvestitionen gemessen am BIP. Die Rate hat sich von rund 21% im Jahr 2001 auf rund 25% im letzten Jahr erhöht und dürfte 2008 auf 28% steigen, wenn die Integrationskräfte innerhalb der EU zusammen mit den wirtschaftlichen Reformen ihre Wirkung entfalten. Da die Finanzpolitik schrittweise straffen muss, kann ein langfristig höherer Wachstumspfad nur erreicht werden, wenn die privatwirtschaftlichen Investitionen Zuwächse auf einem hohen Niveau verzeichnen.
Finanzmarktseitig steigt das Interesse stetig von der Konvergenzdynamik profitieren zu wollen, aber das Rückschlagsrisiko sollte vor dem Hintergrund des hohen Leistungsbilanzdefizits nicht unterschätzt werden. Das gilt besonders bei einer Anlageperspektive über das Jahr 2007 hinaus, wenn tendenziell abnehmende Direktinvestitionszuflüsse zu verzeichnen sein werden.
Quelle: cominvest
Die cominvest Asset Management GmbH mit Sitz in Frankfurt am Main wurde im Jahr 2002 durch Zusammenlegung der inländischen Asset Management-Aktivitäten der Commerzbank AG gegründet und ist seitdem eine hundertprozentige Tochter der Commerzbank. Aktuell verwaltet sie 55 Milliarden Euro, wovon 44% auf Privatkunden und 56% auf institutionelle Investoren entfallen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf europäischen Aktien- und Rentenfonds.
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