Kommentar
11:05 Uhr, 19.10.2021

Ruinieren sich Airlines gerade selbst?

Die Pandemie löste in vielen Branchen einen Überlebenskampf aus. Dieser wird nun von einem anderen abgelöst.

Der erste Lockdown in der Pandemie war ein großer Schock. Für Airlines, Kreuzfahrtanbieter, Hotelbetreiber und Restaurants war plötzlich Schluss. Die Anzahl an Kunden sank von einem Tag auf den anderen fast auf Null. Diese Zeiten sind vorbei, aber noch immer kämpfen einige Branchen ums Überleben. Dazu zählt die Flugindustrie. Die Erholung ist in den USA weiter als in Europa. In den USA wurden im wichtigen Reisezeitraum im Sommer wieder 90 % der Tickets verkauft, die vor der Krise verkauft werden konnten. Die Freude währte allerdings nur kurz. Die Delta Variante machte Airlines einen Strich durch die Rechnung. Die Passagierzahlen fielen wieder. Die Delta Variante ist inzwischen unter Kontrolle. Die Zahl der Neuinfektionen sinkt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Flugpassagiere wieder. Entsprechend sollte man meinen, dass auch die Aktienkurse wieder nach oben ziehen, oder ?

Diese folgten in der Vergangenheit den Passagierzahlen (Grafik 1).


Aktuell ist das nicht der Fall. Das Flugaufkommen steigt, die Kurse sinken. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einerseits sind viele Airlines immer noch defizitär. Andererseits scheint sich ein Preiskampf anzubahnen.

Die ersten Fluggesellschaften haben ihre Zahlen für das abgelaufene Quartal vorgelegt. Das Sommerquartal ist das wichtigste und jenes, in dem Airlines in normalen Jahren den Großteil ihrer Gewinne verbuchen können. Tatsächlich gelingt es den ersten Airlines, auch ohne staatliche Hilfe wieder Gewinne zu schreiben. Es handelt sich dabei um einen kleinen Kreis. Dennoch ist das die gute Neuigkeit.

Die schlechte Neuigkeit ist, dass höhere Treibstoff- und Personalkosten die Profitabilität in den kommenden Monaten stark beeinträchtigen werden. Noch gravierender ist jedoch ein anderer Faktor. Airlines haben die Preise zuletzt deutlich gesenkt. Der Verbraucherpreisindex für Flugtickets ist zum Ende der Sommersaison deutlich gefallen (Grafik 2).


Der Preiskampf ist eine Reaktion auf sinkende Passagierzahlen aufgrund der Delta Variante. Im Gegensatz zu früheren Preissenkungen wurden Ticketpreise jedoch überproportional zum Rückgang der Passagierzahlen gesenkt. Fluglinien scheinen nun über den Preis ihre Kapazitäten füllen zu wollen.

Es ist unwahrscheinlich, dass das eine gute Strategie ist. Das Passagieraufkommen hängt von anderen Faktoren als dem Preis ab. Wer wegen Corona nicht reist, den wird auch ein tieferer Preis nicht überzeugen.

Preissenkungen sind bei steigenden Kosten (Personal, Treibstoff) zudem ein Garant für negative Margen. Die Airlineindustrie, die in den USA gerade noch auf dem Weg zur Profitabilität war, macht sich selbst einen Strich durch die Rechnung. Ein Preiskampf bei hoher Verschuldung und ohnehin niedrigen Margen ist unsinnig. Anleger sehen das ähnlich und verkaufen daher Aktien.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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