Kommentar
09:50 Uhr, 06.10.2021

Ruhe am Aktienmarkt vorbei: Kommt es jetzt noch schlimmer?

Seit anderthalb Jahren wurden die Rücksetzer bei Aktien immer kleiner. Nun werden sie plötzlich wieder größer. Ein böses Omen?

Keine Ruhe hält ewig. Das mussten Anleger in den letzten Tagen erleben. Beim S&P 500 kam es zum größten Rücksetzer seit Anfang November 2020. Die Rücksetzer seit November 2020 bzw. sogar seit dem Tief im März wurden immer kleiner. Im Sommer galt ein Rückgang von 2 % schon als Dip, den es zu kaufen galt. Der Markt war damit sehr ruhig. Vollkommen neu ist eine solche Ruhephase nicht. Es geht sogar noch ruhiger. Ende 2017 war das höchste der Gefühle ein Rückgang von 1,2 %. Die Ruhe wurde Anfang 2018 gebrochen. Viele wurden auf dem falschen Fuß erwischt. In weniger als zwei Handelswochen verlor der S&P 500 über 10 %. Die Volatilität stieg an einem einzigen Tag um über 100 % an. Wegen der Ruhe hatten viele Anleger auf eine Fortsetzung des Trends spekuliert. Da der Trend unerwartet und sehr schnell drehte, kam es zu hohen Verlusten, vor allem bei Spekulationen auf fallende Volatilität. Mehrere ETFs wurden geschlossen.

Einen solchen Schock gab es nach der jüngsten Ruhephase nicht. Das ist zumindest eine gute Nachricht. Historisch muss man allerdings damit rechnen, dass es nun insgesamt volatiler bleibt. Ist die Ruhe erst einmal gebrochen, kommt es entweder zu einem raschen Kursverfall wie Anfang 2018 oder die Rücksetzer werden über einen längeren Zeitraum immer größer (Grafik 3).

Da der Schock ausgeblieben ist, könnte der zweite Fall die Anleger in den kommenden Monaten beschäftigen. Kurzfristig kann aber mit einer Gegenreaktion nach oben gerechnet werden. Die Marktbreite ist nämlich so miserabel, dass es kaum noch schlimmer geht. Der Anteil an S&P 500 Aktien, die sich oberhalb ihrer 50-Tagelinie befinden, erreichte 20 %. Das ist fast schon ein Extremwert. Nicht selten können Aktien bei einem so tiefen Niveau wieder nach oben drehen (Grafik 4).


Mittelfristig ist die Gefahr nicht gebannt. Die langfristige Markbreite (Aktien oberhalb der 200-Tagelinie), tendiert weiter nach unten. Eine Entwarnung sieht anders aus. Während sich die kurzfristige Marktbreite (Aktien oberhalb der 50-Tagelinie) nach der letzten kleinen Korrektur wieder deutlich erholen konnte, ging es bei der langfristigen weiter bergab.

Die Gefahr ist damit noch nicht vorüber. Kurzfristig ist eine Gegenbewegung nach oben möglich, ja sogar wahrscheinlich. Mittelfristig bleibt das Fundament wackelig. Erschwerend kommt hinzu, dass der Oktober der volatilste Monat im ganzen Jahr ist.

Das vierte Quartal ist als jenes Quartal bekannt, in dem Aktien am meisten steigen. Angesichts der schwierigen Lage und mangelnden Marktbreite sollte man sich darauf zumindest im Oktober nicht zu sehr verlassen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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