Kommentar
07:07 Uhr, 22.05.2018

Ruhe am Aktienmarkt: Genießen Sie die Zeit (solange es noch geht)

Endlich können Anleger ein wenig durchatmen. Die Kurse steigen, die Volatilität kommt zurück, doch wie lange kann das andauern?

Eigentlich sind sich alle einig, dass wir im Konjunkturzyklus weit fortgeschritten sind. Will heißen: das Wirtschaftswachstum dürfte sich nicht weiter beschleunigen, sondern sollte fallen. Vielleicht kommt es sogar zu einer Rezession im kommenden Jahr.

Für Anleger ist das wichtig zu wissen. Der Aktienmarkt reagiert auf Vermutungen und Ahnungen. Es wird nicht gewartet bis die Fakten geschaffen sind. Drängt sich eine Vermutung auf, wird verkauft oder gekauft. Das gilt auch für Rezessionen.

Da der Markt Monate im Voraus reagiert, muss das nicht bedeuten, dass es auch wirklich zu einer Rezession kommt. Der Markt kann auch falsch liegen. Nicht umsonst heißt es, dass der Aktienmarkt 9 von 6 Rezessionen vorhergesagt hat. Das drückt aus, dass der Markt eben auch einmal falsch liegt und eine Rezession einpreist, obwohl am Ende dann doch keine kommt.

Wann wir die nächste Rezession sehen werden, ist unklar. Die Zinskurve (Spread 10- zu 2-jährige Anleihen) geht klar auf die Nulllinie zu. Geht sie darunter, haben wir eine invertierte Kurve, die in den USA recht zuverlässig einen Abschwung anzeigt.

Nicht ganz zufällig stehen deswegen auch Zinskurve und Volatilität in einem engen Zusammenhang (siehe Grafik). Die Zinskurve eilt dem Markt dabei mehrere Quartale voraus. Je kleiner der Zinsspread ist, desto mehr Volatilität müssen Anleger erwarten. Dieser Zusammenhang gilt seit 30 Jahren. In den 70er und 80er Jahren war die Korrelation weniger stark ausgeprägt.

Aus logischen Gesichtspunkten macht die Korrelation Sinn. Die Zinskurve kündigt eine Verlangsamung des Wachstums und einen Abschwung an. Für Unternehmen bedeutet dies zukünftig geringeres Gewinnwachstum oder rückläufige Gewinne. Das verunsichert Anleger. Verunsicherung führt zu mehr Handelsaktivität. Überwiegend wollen Anleger Gewinne sichern und verkaufen. Verkaufsaktivität wiederum geht mit steigender Volatilität einher.

Wir kommen nun gerade aus einer Korrektur mit erhöhter Volatilität. Es ist anzunehmen, dass wir in den nächsten Wochen nicht gleich wieder zu den Extremen aus Februar zurückkehren. Das ist jedoch dann keine nachhaltige Trendwende. Vielmehr ist es eine Verschnaufpause, bevor sich Anleger wieder auf mehr Volatilität einstellen müssen.

Ich favorisiere nach wie vor ein neues Allzeithoch bei den US-Indizes, bevor es zu einer größeren Trendwende kommt. Die nun zu erwartende, temporäre Ruhe würde sich dazu besonders gut eignen.

Ein akkurates Timinginstrument ist die Korrelation aus Volatilität und Zinskurve nicht. Day Trader können damit nichts anfangen. Dessen sollte man sich auch bewusst sein. Wer mittel- bis langfristig investiert, dem gibt der Zusammenhang eine gewisse Orientierung und diese mahnt in den kommenden 12 Monaten zu extremer Vorsicht. Gewinnmitnahmen sollten gegenüber Positionsaufbau favorisiert werden.

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2 Kommentare

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  • Merl
    Merl

    Die Regierungsbildung in Italien sorgt auch für Volatilität früher oder später.

    19:57 Uhr, 19.05. 2018
  • Kolani
    Kolani

    Die Analysen von Herrn Clemens Schmale schätze ich sehr. Ich versuche seine Arbeiten

    in der Erteilung von meinen Ordern einzubinden. Seine Analysen sind durch präzise Formulierungen und hoher Sachkenntnis geprägt und verzichten auf schmückendes Beiwerk..

    Seine Analysen sind sehr empfehlenswert.

    Schurgers

    15:39 Uhr, 19.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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