Kommentar
12:02 Uhr, 01.03.2022

Rüstungsaktien: Die Outperformance ist nicht neu

Jahrelang wurden NATO-Länder wie Deutschland gedrängt, mehr für Rüstung auszugeben und jahrelang hat man dem Druck widerstanden. Jetzt geht es plötzlich ganz schnell.

Die Aufrüstung der Welt ist nicht nur absehbar, sie hat in großen Schritten begonnen. Deutschland will 100 Mrd. EUR zusätzlich ausgeben und je nach Verlauf der Krise könnte das erst der Anfang sein. Deutschland wird auch nicht das einzige Land bleiben, welches sein Militärbudget aufstockt.

Bereits vor Beginn der Krise stiegen die Rüstungsausgaben. 2020 waren es bei NATO-Ländern 1,12 Billionen USD. Global wurde die Marke von zwei Billionen USD überschritten (Grafik 1). Die NATO stellte 56 % der globalen Militärausgaben, zumindest von denen, von denen wir wissen.

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100 Mrd. EUR an Mehrausgaben in Deutschland verteilen sich über mehrere Jahre. Dennoch sind 100 Mrd. bzw. 112 Mrd. USD 10 % der aktuellen jährlichen NATO-Ausgaben. Man kann von einem deutlichen Signal sprechen.

Alle NATO-Länder zusammen geben knapp 3 % ihrer Wirtschaftsleistung aus. Viele Länder liegen mit ihren Ausgaben jedoch unter 2 % und 2 % ist der Zielwert, dem die NATO-Länder zugestimmt haben. Da die USA mit einem Budget von 750 Mrd. USD deutlich über den 2 % liegen, liegt auch der Gesamtwert der NATO auch deutlich darüber.

Man kann davon ausgehen, dass die Staaten, die 2 % bisher nicht erreichten, nun diesen Wert schnell anstreben werden. Dies entspricht Mehrausgaben von 70 Mrd. USD pro Jahr, die notwendig werden. Wie in Deutschland werden einige Länder eine Modernisierung ihres Militärs anstreben und zumindest kurzfristig deutlich mehr ausgeben.

Es wäre nicht verwunderlich, wenn die globalen Ausgaben rasch um 200 Mrd. USD pro Jahr zunehmen würden. NATO-Länder lägen damit vermutlich immer noch unter den Ausgaben (in Prozent der Wirtschaftsleistung), die Russland derzeit veranschlagt. Dort sind es 4,3 % der Wirtschaftsleistung und es ist klar, dass die Ausgaben auf absehbare Zeit steigen werden (Grafik 2).

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In absoluten Zahlen sind Russlands Ausgaben mit 65 Mrd. USD pro Jahr im Vergleich zur NATO überschaubar. Dennoch muss man inständig hoffen, dass sich der Konflikt nicht ausweitet. Kaum jemand hat Russland einen Einmarsch in der Ukraine zugetraut. Die Kriegsrhetorik, Anspielungen auf Atomwaffen und erratische Drohungen sollte man dieses Mal ernst nehmen.

Es steht vollkommen außer Frage, wie unsinnig dieser Krieg ist. Menschlich und wirtschaftlich gewinnt niemand. Fakten wurden nun aber einmal geschaffen und einen Profiteur wird es geben. Auch das ist eine Tatsache. Bei wahrscheinlichen jährlichen Mehrausgaben von bis zu 200 Mrd. USD dürften sich die Auftragsbücher der Rüstungsindustrie schnell füllen.

Rüstungsaktien konnten den S&P 500 langfristig schlagen (Grafik 3). Als sich der Zerfall der Sowjetunion andeutete, gerieten Rüstungskonzerne ins Hintertreffen, holten diese Underperformance mit der Zeit wieder auf. In den kommenden Jahren ist mit einer anhaltenden Outperformance zu rechnen. Bereits am Montag machten viele Rüstungswerte in Deutschland einen großen Satz nach oben. Auch in den USA zogen die Kurse des Sektors an.

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  • Speedy53
    Speedy53

    Danke für den Artikel. Gibt es einen guten ETF für Rüstungsaktien?

    12:47 Uhr, 01.03.2022

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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