Kommentar
10:27 Uhr, 16.09.2015

Rückgang der US Ölproduktion: nicht zu früh freuen

Die US Ölproduktion ist auf dem Rückzug. Dem Ölpreis hilft das. Anleger sollten sich allerdings nicht zu früh freuen, da die neuesten Daten nicht mit früheren Daten vergleichbar sind.

Die US Energiebehörde EIA (Energy Information Administration) hat vergangene Woche Anleger glücklich gemacht. In ihrer wöchentlichen Schätzung der US Ölproduktion kam die Behörde zu dem Schluss, dass die Produktion deutlich gesunken ist. Im Vergleich zur Vorwoche fiel die Förderung um 83.000 Barrel pro Tag auf 9,135 Mio. Barrel pro Tag.

Die Grafik zeigt die Entwicklung der Produktionsdaten der EIA. Die Zeitreihe zeigt einen relativ starken Einbruch der Produktion seit Juli 2015. Von über 9,6 Mio. Barrel pro Tag ist die Produktion auf aktuell 9,135 Mio. gefallen. Das ist ein Rückgang von 4,9%. Dieser Rückgang wird das weltweite Überangebot nicht auffangen. Dafür ist er noch viel zu klein. Anleger können trotzdem hoffen.

Mit der Hoffnung ist das jedoch so eine Sache. Die Daten der EIA sind Schätzungen auf Basis eines Vorhersagemodells. Dieses Modell wurde nun angepasst. Bisher basierten die Schätzungen und das Modell auf Daten von lokalen Behörden. Diese Vorgehensweise wurde geändert. Die EIA erhält nun auch Daten direkt von Unternehmen. Diese Daten deuten darauf hin, dass das frühere Modell die Produktionsmenge überschätzt hat.

Die Fördermenge zeigt nun deutlich nach unten. Das heißt nicht, dass die Fördermenge auch tatsächlich zurückgegangen ist. Vermutlich wurden die Mengen in den früheren Wochen überschätzt. Die Produktion lag also höchstwahrscheinlich niemals bei 9,6 Mio. Barrel, sondern darunter, vielleicht bei nur 9,3 Mio. Barrel pro Tag.

Die zukünftigen Schätzungen sind wieder miteinander vergleichbar. Sie zeigen Anlegern noch immer nicht die wirklich geförderte Menge an Öl, aber sie dürften der realen Fördermenge näher kommen als die bisherigen Daten. Letztlich bleiben die wöchentlichen Daten das, was sie sind: Schätzungen aufgrund eines Modells. Wie hoch die Förderung wirklich war, ist erst mit vielen Monaten Verspätung bekannt. Darüber sollten sich Anleger klar sein, bevor sie aufgrund der EIA Schätzungen eine große Öl Longposition eingehen.

Die etwas genaueren, monatlichen Daten wurden für die Zeit seit Jahresbeginn revidiert. Für die wöchentlichen Schätzungen gilt das nicht. Hier wurde lediglich das Modell kalibriert. Zurückliegende Daten werden nicht korrigiert.
Wie groß der Unterschied sein kann zeigt ein Vergleich der monatlichen mit den wöchentlichen Daten. Nach der wöchentlichen Erstschätzung sollte die Ölproduktion im Juni bei 9,6 Mio. gelegen haben. Diese Daten wurden bereits durch die monatliche Schätzung auf 9,4 Mio. nach unten korrigiert. Mit der neuen Erhebungsmethode lag die Produktion nun vielmehr bei 9,3 Mio. Mit anderen Worten: zwischen den wöchentlichen Daten und den monatlichen Daten kann bereits eine Differenz von mehreren hunderttausend Barrel bestehen.

Im Juni lag die Fördermenge insgesamt auf einem Rekordniveau. Dieser Rekord lag aller Wahrscheinlichkeit nach nicht wie ursprünglich geschätzt bei 9,6 Mio. Barrel, sondern bei 9,3 Mio. Die aktuelle Produktionsschätzung von 9,135 Mio. Barrel liegt also lediglich 1,8% unter dem Rekord. Das ist nicht das Ausmaß, welches gebraucht wird, um das Überangebot abzubauen.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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