Kommentar
12:45 Uhr, 18.03.2021

Rotation wird von Geldpolitik genährt

In seinem aktuellen MyStratWeekly weist Axel Botte, Marktstratege des französischen Investmenthauses Ostrum Asset Management (einer Tochter von Natixis Investment Managers), auf einige Zusammenhänge hin, die in der sich beschleunigenden Rotation von Investmentstrategien zu beachten seien: Eine Dollarschwäche gehe meist einher mit niedrigeren Anleiherenditen, einer Verengung der Spreads und einer Outperformance von Wachstumswerten. Umgekehrt impliziere ein starker Dollar tendenziell eine höhere Risikoaversion, die sich aus der Sorge nähre, dass US-amerikanische Staatsanleihen die Nachfrage nach risikobehafteten Anlagen verdrängten. Der Anstieg der Renditen, schließlich, begünstige Bankaktien, zyklische Value-Aktien und generell Vermögenswerte, die mit dem Reflationstrade verbunden seien.

Botte: „Die Rotationsbewegungen an den Finanzmärkten haben sich verstärkt, da die Anleger den Ankündigungen der Zentralbanken mehr Aufmerksamkeit schenken. Die von der EZB angekündigte Beschleunigung der Anleihekäufe im Rahmen des PEPP-Programms lässt erwarten, dass diese zusammenfallen mit einer Periode, in der die EURO-Staaten ohnehin netto weniger emittieren werden. Das wird zu einem Nachfrageüberhang nach Staatsanleihen führen, was wiederum Ängste vor einer Verknappung von Sicherheiten schüren könnte. Die Swap-Spreads haben sich in letzter Zeit tatsächlich ausgeweitet, was ein Zeichen für eine relative Knappheit deutscher Bundesanleihen sein könnte.

Schnellere Anleihekäufe scheinen auch im Widerspruch zu den Aufwärtsrevisionen für die Inflation (1,5 % in diesem Jahr) und das Wirtschaftswachstum (aufgerundet um 0,1pp in 2021 und 2022) zu stehen. Die Entscheidung der EZB resultiert aus ihren sogenannten "ganzheitlichen und vielschichtigen" Ansatz, um Hindernisse für die Übertragung der Geldpolitik auf die Realwirtschaft zu identifizieren. Dieses Argument ist etwas zweifelhaft, da die beobachtete Verschärfung der Kreditvergabestandards der Banken an Unternehmen auf die wirtschaftlichen Aussichten zurückzuführen zu sein scheint, die sich mit dem Nachlassen der Lockdowns und der Umsetzung des EU-Konjunkturprogramms verbessern könnten. Die Kapital- und Liquiditäts­ausstattung der Banken sowie der Wettbewerb mit anderen Banken und Nicht-Banken sollten die Kreditvergabe in Zukunft unterstützen. Darüber hinaus spiegelt der Anstieg der langfristigen Zinssätze einen wünschenswerten Anstieg der Inflations­erwartungen wider, während die realen Bundrenditen in diesem Jahr unverändert geblieben sind. Die Spreads von Krediten und Staatsanleihen sind im Jahr 2021 bisher stabil oder rückläufig, der Euro hat um 2 % abgewertet und die europäischen Aktienindizes sind um 6 % gestiegen. So lässt sich doch feststellen, dass die EZB eher auf den Anstieg der Treasury-Renditen reagiert und, obwohl sie sich dagegen verwehrt, ein Mikromanagement der Anleihenmärkte betreibt.“

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