Kommentar
09:39 Uhr, 14.07.2016

Rohstoffe und Edelmetalle: Für Entwarnung noch zu früh!

An Volatilität mangelt es derzeit nicht. Das zeigt sich insbesondere an den Aktienmärkten. Etwas stabiler erscheinen da die Rohstoffmärkte, doch auch hier ist es zu früh einen neuen Bullenmarkt auszurufen.

Edelmetalle und Rohstoffe sind Outperformer 2016 

2016 hat bisher viele Überraschungen gebracht. Die Edelmetalle – lange Zeit totgesagt – gehörten zu einer der besten Anlageklassen überhaupt. Andere Rohstoffe müssen sich ebenfalls nicht verstecken. Allen voran ist hier sicherlich Öl zu nennen. Öl liegt im Spitzenfeld, was die Performance 2016 anbelangt (Grafik 1).

Betrachtet man die Performance der einzelnen Rohstoffe, dann zeigt sich kein vollkommen einheitliches Bild. Die Überzahl an Werten ist in diesem Jahr deutlich im Plus. Als Anleger darf man da eine gesunde Skepsis mitbringen. Wenn ein Wert in kurzer Zeit 30 % oder 40 % nach oben schießt, stellt sich ganz automatisch die Frage, wie weit die Rally noch gehen kann.

Noch eindrücklicher wird die Frage, wenn man die Performance vom Jahrestief 2016 bis zum bisherigen Hoch betrachtet. Die Ölsorte WTI konnte zwischenzeitlich über 80 % zulegen. Das wirkt nicht so, als wäre da noch sehr viel Luft nach oben.
In vielen Fällen täuscht dieser Eindruck. Bedenkt man, wie viel einzelne Rohstoffe von ihren Allzeithochs verloren haben, dann besteht noch viel Luft nach oben. Der Ölpreis könnte sich fast noch einmal verdreifachen und stünde erst dann wieder bei den Hochs des letzten großen Bullenmarktes der Rohstoffe.

Fundamentals und Kurse: Oft zwei verschiedene Welten

Es ist natürlich vollkommen klar, dass ein Ölpreis von 150 Dollar auf absehbare Zeit so gut wie ausgeschlossen ist. Fundamental macht das überhaupt keinen Sinn. Fundamentale Überlegungen scheinen nicht immer in den Preisen reflektiert zu sein. Bei Öl steht vermutlich mehr die Fantasie der Anleger im Vordergrund. Bei anderen Rohstoffen, wie etwa Kupfer und Kohle, sieht das anders aus. Hier kommen die Preise kaum vom Fleck. Anleger scheinen hier das Überangebot stärker zu gewichten als bei andere Rohstoffen.

Rohstoffe wie Kupfer sind dafür verantwortlich, dass Rohstoffpreisindizes (Grafik 2) nicht so stark zulegen konnten wie die Top-Performer. Der Preisindex für Metalle konnte in diesem Jahr gerade einmal 10 % zulegen. Dadurch relativiert sich die Rallye der letzten Monate etwas. Im Fokus von Analysten stehen oft die Top Performer, während die Werte, die kaum performen, größtenteils außer Acht gelassen werden.

Die langfristige Betrachtung zeigt, dass der Markt im Allgemeinen noch nicht über den Berg ist. Die Bewegung der letzten Monate ist eine starke Gegenbewegung zu dem fast beispiellosen Preisverfall in 2014 und 2015 gewesen – mehr nicht.

Im letzten großen Bärenmarkt der 80er und 90er Jahre gab es immer wieder größere Gegenbewegungen ohne eine nachhaltige Trendwende einleiten zu können. Auch wenn die Rallye in diesem Jahr beeindruckend wirkt sollte man sich davon nicht blenden lassen und um jeden Preis auf den Trend aufspringen. Insbesondere die Aktien von Rohstoffunternehmen sind gemessen an den Rohstoffpreisen sehr hoch bewertet. Bedenkt man, dass die Rohstoffmärkte noch lange nicht über den Berg sind und von einem neuen, mehrjährigen Bullenmarkt noch keine Rede sein kann, ist Vorsicht geboten.

Rohstoffpreise haben langfristig noch viel aufzuholen. Für Anleger ist jedoch keine Eile geboten, vor allem, weil viele Aktien jetzt auf Niveaus notieren, die viel von einem möglichen Bullenmarkt vorwegnehmen. Wer aktuell nicht im Markt investiert ist, sollte Geduld bewahren und auf die nächste Korrektur warten. Diese kommt bestimmt.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Ragazzo
    Ragazzo

    Die Ratio bei Rohstoffderivaten liegt bei 1,0 bis 0,10. Die Rohstoffpreise müssen also nicht in den Himmel schießen, um Gewinne zu generieren. Ich bin das Hin und Her der Aktienmärkte leid. Immer , wenn Geld gedruckt wird , steigen die Aktien , und wenn kein neues folgt oder eine Zinsanhebung im Gespräch ist, dann fallen sie. Affentheater der Spekulanten!

    16:58 Uhr, 14.07.2016

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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