Kommentar
06:20 Uhr, 18.11.2015

Rohstoffe: Noch kein Boden in Sicht

Rohstoffpreise kollabieren unvermindert weiter. Wie weit kann das noch gehen? – Deutlich weiter als die meisten Anleger denken.

Ein Blick auf die Rohstoffcharts lässt eigentlich hoffen. Rohstoffe sind in den letzten Jahren so stark gefallen, dass man versucht ist an ein Ende der Bewegung zu glauben. Grafik 1 zeigt dazu eine Auswahl an Rohstoffen und die Kursverluste seit den zyklischen Hochs. Die zyklischen Hochs wurden in unterschiedlichen Jahren erreicht. Nickel bildete bereits 2007 sein Hoch aus während Zink erst 2014 folgte.

Die Verluste summieren sich inzwischen bei allen Rohstoffen auf mindestens ein Drittel. Nickel, welches schon länger im Bärenmarkt ist, hat bereits 80% an Wert verloren. Wenn man bei Rohstoffen Verluste von 80% sieht, dann ist die Versuchung groß einzusteigen – einfach aus dem Grund, weil die Preise so stark gefallen sind. Das sollte man als Anleger vermeiden.

Nur weil etwas stark gefallen oder stark gestiegen ist, bedeutet das nicht, dass eine Trendwende kurz bevorsteht. Wer sich das verdeutlichen will, kann sich die Charts der deutschen Versorger RWE und E.ON ansehen. RWE verlor zwischen 2008 und 2013 80% an Wert. Nach einer zweijährigen Seitwärtsbewegung ging es in diesem Jahr noch einmal 50% nach unten. Kurz gesagt: auch wenn ein Wert bereits 80% verloren hat, kann er noch einmal 50% oder mehr verlieren. Das gilt für Rohstoffe, Aktien, aber auch Währungen und alle anderen Basiswerte.

Rohstoffpreise werden sich vom aktuellen Niveau aus höchstwahrscheinlich nicht noch einmal halbieren. Grafik 2 zeigt die Rohstoffzyklen seit 1600. Die Zyklen zwischen 1600 und 1800 sind weniger deutlich und ausgeprägt als die Zyklen nach 1800. Das liegt vor allem daran, dass Rohstoffpreise stark von lokalen Gegebenheiten abhängig waren und man noch weit davon entfernt war einen globalen Marktpreis zu haben.

Seit 1800 sind die langen Zyklen sehr gut sichtbar. Sie sind in Form von Preisbewegungen dargestellt. Die Grafik zeigt die durchschnittliche, jährliche Preisbewegung aller Rohstoffe über einen Zeitraum von 10 Jahren (annualisierter 10-Jahresdurchschnitt der Preisbewegung).

Die Zyklen seit 1800 zeigen eine Dauer der Abwärtsbewegung von 8 bis 18 Jahren. Wir befinden uns gerade im vierten Jahr des Bärenmarktes der Rohstoffe. Zeitlich ist davon auszugehen, dass der Bärenmarkt bis Ende des Jahrzehnts anhält. Die Dauer des Bärenmarktes ist das eine, die Ausdehnung das andere.

In den vergangenen 60 Jahren hat sich ein Muster ausgebildet. Folgt man diesem Muster dann sollten Rohstoffpreise noch einmal 25% nachgeben. Das ist das Minimum, welches Anleger auf dem Radar haben sollten. Erst dann kann man nach einem langfristigen Boden Ausschau halten. Etabliert sich dann kein Boden, muss man davon ausgehen, dass Rohstoffe vom derzeitigen Niveau in diesem Bärenmarkt noch einmal 40 bis 45% verlieren werden.

Eine solche Entwicklung ist alles andere als intuitiv. Als Anleger ist man versucht Trendwenden zu erkennen, allein aus dem Grund, weil ein Wert stark gefallen ist. Das kann eine teure Schlussfolgerung sein. Rohstoffe sind sicherlich gute Tradingkandidaten. Kein Bärenmarkt besteht aus immer nur fallenden Preisen. Nach mehr als einem Jahr stark gefallener Preise sollte es die Chance auf eine Bärenmarktrallye geben. Diese ist jedoch nur eine kurz- bis mittelfristige Unterbrechung des übergeordneten Abwärtstrends und noch keine langfristige Trendwende.

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3 Kommentare

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    Unentschieden

    @C.Schmale: welche Rohstoffe sind in der 2. Graphik enthalten? Sind dort auch Edelmetalle inkludiert? Danke!

    10:52 Uhr, 18.11. 2015
  • Pablo88
    Pablo88

    Das sind ja miese Aussichten.

    Und das muss auch mal gesagt werden: Ihre Fundamentalanalysen sind wirklich vom Feinsten.

    09:48 Uhr, 18.11. 2015
  • csigacs
    csigacs

    super-!!Danke

    09:19 Uhr, 18.11. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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