Nachricht
07:00 Uhr, 05.09.2005

Rohstoff-Report: "Lupenreine" Rohstoffgesellschaft Alumina Ltd

Alumina Ltd (WKN 164281) ist eine Minengesellschaft, die über den Zugang zu den knappen Rohstoffen Bauxit und damit zu Aluminiumoxid (auch Tonerde) verfügt. Im Gegensatz zu den meisten Aluminiumunternehmen handelt es sich bei ihr um eine „lupenreine“ Rohstoffgesellschaft.

Dabei ist Alumina selbst eine Holdinggesellschaft, die ihre gesamten Aktivitäten in einer rechtlich nicht selbständigen Joint Venture zusammen mit Alcoa gebündelt hat. Diese Einheit trägt den Namen Alcoa World Alumina & Chemicals (AWAC), an der Alumina mit 40% und Alcoa mit 60% beteiligt ist. Während Alcoa auch bedeutende Schmelzereien betreibt und deshalb ganz wesentlich in dem riskanteren Geschäft tätig ist, bleibt Alumina mit ihrer Beteiligung an AWAC ein reiner Rohstoffwert. Nicht in dem Joint Venture enthalten ist Alcoa of Australia (AoA) Ltd, an der allerdings Alumina ebenfalls mit 40% beteiligt ist.

AWAC verfügt über ein internationales Netz von Rohstoffminen und den dazugehörenden Trennraffinerien, um aus Bauxit die Tonerde und andere Chemikalien zu gewinnen. Diese Rohstoffbasen befinden sich in den USA, Brasilien, Surinam, Jamaika, Spanien und Australien. Mit einem Marktanteil von über 20% ist AWAC der bedeutendste Anbieter von Aluminiumrohstoffen der Welt. Diese Position ermöglicht es ihr, langfristige Verträge zu günstigen Konditionen bei ihren Abnehmern durchzusetzen und auch bei nahezu allen neu erschlossenen Minen dabei zu sein. So geht AWAC heute Zukunftsprojekte an, die bis 2010 zu einer Erhöhung der Kapazität um 60% führen würden. Da der Bedarf der Schwellenländer China und Indien, wenn auch mit Schwankungen, in dieser Zeit noch enorm steigen wird, können Alumina hervorragende Zukunftsaussichten bescheinigt werden.

AWAC konnte auch in diesem Jahr wieder mit positiven Meldungen überraschen. Obwohl die Aluminiumpreise deutlich zurückgegangen sind, herrscht beim Rohstoff Tonerde nach wie vor Knappheit. Bei den langfristigen Verträgen mit Abnehmern konnten Preiserhöhungen von 20% seit Anfang letzten Jahres durchgesetzt werden. Alumina steigert den Gewinn nun schon seit zwei Jahren kontinuierlich, Quartal pro Quartal, um mehr als 10%. 2004 lag die Gewinnsteigerung bei 42%, 2005 könnte noch höher ausfallen, wenn man vom dem hervorragenden ersten Quartal ausgeht, das mit einer Gewinnsteigerung um 15,5% gegenüber dem 4. Quartal alle bisherigen Quartale schlug. Berücksichtigt man dabei die erheblichen Investitionen, die AWAC in dieser Zeit durchgeführt hat und auf die wir noch später zu sprechen kommen, so sollte die Alumina-Aktie ein exzellentes Investment sein. Und trotzdem hat sie enttäuscht. Nachdem sie 2003 von über $ 20 auf $10 gefallen war, konnte sie sich in den letzten Jahren mehrmals wieder auf $ 20 erholen, steht aber heute trotz der kräftigen Gewinnzuwächse nur bei $ 17,10, also um ca. 15% unter ihren wiederholten Höchstständen. Die gute Performance der Gesellschaft scheint der Aktie also wenig zu nützen. Sie bewegte sich im Gleichschritt mit dem Aluminiumpreis nach unten, obwohl bei Aluminium zu hohe Lagerbestände auf den Preis drückten, während Tonerde, Aluminas Hauptprodukt, stets knapp blieb. Außerdem zahlt Alumina steuerfreie Dividenden, weil sie Verlustvorträge, die ihr von Alcoa of Australia durchgereicht werden, bei der Ausschüttung verrechnen kann. Zur Zeit ergibt sich dadurch eine Nettodividendenrendite von ca. 4%, die sich in diesem Jahr noch deutlich erhöhen sollte. Übereinstimmend halten deshalb Analysten, die sich mit Alumina befassen, die Aktie für stark unterbewertet. Sie geben ihr ein Kurspotential von mindestens + 40%, wobei sie dabei auch die immanente Übernahmephantasie berücksichtigen. Alcoa, der größere Partner bei AWAC müsste langfristig interessiert sein, Alumina zu kaufen, bevor ein anderes, möglicherweise sogar chinesisches Unternehmen, mit einem guten Angebot Alcoas Handlungsfähigkeit stört.

Obwohl eine signifikante Erhöhung der Mengen an Tonerde bis zum Ende dieses Jahres kaum möglich erscheint, arbeitet AWAC heute an Erschließungen, die bis 2010 zu einer Erhöhung der Kapazität um ca. 60% führen könnten:

1.Alumar, Brasilien: Leicht abbaubare und erweiterungsfähige Bauxitminen, die allerdings durch die weite Entfernung zur nächsten AWAC Raffinerie an Kosteneffizienz wieder einbüßen
2.Jamalco, Jamaika: Hier besteht die Möglichkeit, sowohl den Abbau von Bauxit wie auch die Kapazität der Raffinerie deutlich zu erhöhen. Nach langjährigen, zähen Verhandlungen mit der Regierung konnten diese offensichtlich erfolgreich abgeschlossen werden. Die endgültige Entscheidung steht allerdings noch aus. Jamalco könnte damit zu einer sehr ergiebigen und zur weltweit kostengünstigsten Produktionsstätte für Tonerde aufsteigen.
3.Wagerup, Australien: Große Erweiterungsmöglichkeiten, die allerdings durch sehr hohe Umweltauflagen behindert werden. Eine Einigung wird Ende September dieses Jahres erwartet. AWAC betreibt hier bereits zwei Produktlinien für Tonerde. Durch den Aufbau einer dritten könnten nicht nur die Mengen erhöht, sondern auch die Kosten erheblich gesenkt werden.
4.Boké, Guinea: Entwicklung einer Raffinerie mit einer Kapazität von 1,5 Mio. Tonnen. Nach der Unterzeichnung des Protokolls mit der Regierung Guineas wurde Anfang dieses Jahres mit der Planung begonnen. Mit dem Beginn der Produktion wird in 2008 gerechnet.
5.AWAC-Ghana Refinery JV, Ghana: Im Januar dieses Jahres wurde mit der Regierung Ghanas vereinbart, eine nationale Aluminiumindustrie aufzubauen, die von der Erschließung der Bauxitvorkommen bis zur Endfertigung von Aluminium gehen soll. AWAC würde dabei auch den Ausbau der Infrastruktur, wie Schienen und Straßen, zu übernehmen haben. AWAC hat die Planung inzwischen begonnen. Sie soll bis Mitte 2006 abgeschlossen sein.

Alle diese Projekte brauchen Zeit. Insbesondere sind hohe Umweltauflagen zu beachten und langwierige Verhandlungen mit Regierungen zu führen. Das gilt nicht nur für AWAC, sondern auch für ihre Konkurrenten. Mit einer schnellen Erhöhung der Rohstoffkapazitäten ist deshalb kaum zu rechnen.

Zusammenfassung

Die Rohstoffe Bauxit und Aluminiumoxid werden auch in den kommenden Jahren knapp bleiben. Alumina als reines Rohstoffunternehmen wird hiervon profitieren. Die Gewinne werden weiter überproportional steigen. AWAC zeigt sich äußerst dynamisch bei der Entwicklung neuer Projekte. Alumina wird steigende Nettodividenden ausschütten und außerdem als Übernahmekandidat interessant bleiben. Die Aktie sollte sich deshalb gut entwickeln.

(Quelle: http://www.rohstoff-report.de)

Diese Analyse stammt aus dem Rohstoff-Report Ausgabe 30 vom 22. August 2005. Abonnement ist über den Link http://www.boerse-go.de/rohstoffe kostenlos möglich.

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

Mehr über Jochen Stanzl
Mehr Experten