Fundamentale Nachricht
10:52 Uhr, 05.12.2017

Risikopotential bei Investments in europäische Aktien

Gute Prognosen für europäische Aktien übersehen nach Einschätzung von Lars Kreckel, Global Equity Stratege bei Legal & General Investment Management (LGIM), potentielle Stolpersteine.

Erwähnte Instrumente

  • FTSE 100
    ISIN: GB0001383545Kopiert
    Kursstand: 7.355,00 Pkt (Commerzbank CFD) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

London (GodmodeTrader.de) . Aktuell sprechen viele gute Gründe für eine positive Prognose für die europäischen Aktienmärkte: „Die Wirtschaft boomt, die Gewinne steigen, die politische Lage ist so stabil wie seit Jahren nicht und die europäischen Märkte hinken der weltweiten Entwicklung so lange hinterher, dass sicherlich der Zeitpunkt gekommen ist, den Rückstand aufzuholen“, schreibt Lars Kreckel, Global Equity Stratege bei Legal & General Investment Management (LGIM), in einem aktuellen Marktkommentar. „Diese Gründe sind klar und nachvollziehbar – sie übersehen jedoch mögliche, massive Risiken.“

Umfragen deuteten darauf hin, dass die meisten Investoren die Zukunft europäischer Aktien ebenfalls positiv sähen, so Kreckel. „Es gibt jedoch einige potenzielle Stolpersteine, die dieser positiven Entwicklung entgegenstehen könnten.“ So könne die politische Ruhephase enden. „Das größte Risiko sind hier die Wahlen in Italien, die voraussichtlich im Frühjahr stattfinden werden. Zwar sieht es aktuell so aus, dass die antieuropäische Fünf-Sterne-Bewegung schwächelt – ihre Umfragewerte sind gesunken und die Partei scheint ihre Rhetorik abzuschwächen. Zudem sind die mit großer Sorge erwarteten Wahlen in diesem Jahr glimpflich ausgegangen. Aber die populistischen Parteien konnten bei allen Wahlen ihren Stimmenanteil deutlich erhöhen.“ Es könne sich daher als Trugschluss erweisen, das Jahr 2017 als Wendepunkt im Aufstieg des europäischen Populismus zu interpretieren.

Ein zweiter Punkt seien die Gewinnaussichten europäischer Unternehmen. „Die Gewinn-Prognosen waren zuletzt recht positiv“, sagt Kreckel. „Aber nach Jahren der Enttäuschung scheint eine gewisse Skepsis gerechtfertigt zu sein.“ Es bestehe das Risiko, dass der stärkere Euro mehr von einem möglichen Gewinnwachstum auffressen werde als erwartet. „Wir rechnen nicht damit, dass die langsame Einschränkung der europäischen Geldpolitik signifikant negative Auswirkungen auf die Aktienkurse im Allgemeinen und Europa im Besonderen haben wird. Es gibt jedoch keinen historischen Präzedenzfall, weshalb wir umsichtig planen und handeln.“

Der potentiell größte Nachteil europäischer Aktien sei der in den Indizes kaum vertretene Technologiesektor. „Wenn sich die Aktien von Technologieunternehmen weiterhin so überdurchschnittlich entwickeln, wäre dies für europäische Aktien ein erheblicher Nachteil, gerade im Vergleich zu technologieintensiven Regionen wie den USA oder den Schwellenländern“, sagt Kreckel. Dies könnte ein noch größeres Problem werden, sollte es eine starke Zunahme an Investitionen in Aktien aus dem Privatanlegerbereich geben, da sich dadurch möglicherweise Blasen bilden könnten. „Wir rechnen zwar eher nicht mit einer solchen Entwicklung, da der Marktzyklus sich unserer Einschätzung nach nicht auf dem Höhepunkt befindet, es ist aber auch kein unplausibles Szenario.“

Zudem würden günstige Bewertungen oft als Kaufargument für europäische Aktien angeführt. „Der Abschlag europäischer Aktien ist im Vergleich zu anderen Regionen aber nicht ungewöhnlich groß.“ Auf Basis des zyklusadjustierten Kurs-Gewinn-Verhältnisses stellten sich die Bewertungen zwar als überaus attraktiv dar, es gebe aber viele Gründe, dieser speziellen Messgröße nicht zu viel Gewicht beizumessen. „Zudem sind Bewertungen als taktisches Werkzeug erfahrungsgemäß nicht geeignet, da es in der Vergangenheit keine Korrelation zwischen Bewertungen und kurzfristigen Renditen gab“, so Kreckel.

„Unserer Einschätzung nach könnten europäische Aktien sich beim nächsten Abschwung als ein sehr verlustreiches Investment herausstellen. Die Erfahrungen der letzten Krise haben gezeigt, dass der institutionelle Rahmen der Eurozone nicht darauf ausgelegt ist, schnell und angemessen auf eine Krise größeren Ausmaßes zu reagieren. Zudem könnte die nächste Krise erneute Bedenken hinsichtlich der Stabilität der europäischen Währungsunion wecken. Wir gehen zwar nicht davon aus, dass eine solche Situation unmittelbar bevorsteht, die Risiken einer Rezession sind jedoch bekanntermaßen schwer vorherzusagen“, so Kreckel.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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