Analyse
07:00 Uhr, 13.08.2025

RIGETTI COMPUTING - Umsatz halbiert, Kasse gefüllt

Rigetti Computing hat im zweiten Quartal 2025 einen deutlichen Umsatzrückgang verzeichnet. Die Erlöse sanken auf 1,8 Mio. USD, nach 3,1 Mio. USD im Vorjahreszeitraum.

Erwähnte Instrumente

  • Rigetti Computing Inc - ISIN: US76655K1034 - Kurs: 16,200 $ (Nasdaq)

CFO Jeffrey Bertelsen führte den Rückgang vor allem auf das Auslaufen der US-amerikanischen „National Quantum Initiative“ (NQI) und die noch ausstehende Reautorisation durch den Kongress zurück. Die Bruttomarge halbierte sich auf 31 % gegenüber 64 % im Vorjahr, belastet durch eine veränderte Umsatzstruktur und geringere Margen bei einzelnen Entwicklungsprojekten, insbesondere beim Auftrag des britischen National Quantum Computing Centre (NQCC).

Steigende Kosten und hohe Verluste

Die operativen Aufwendungen stiegen um 13 % auf 20,4 Mio. USD, was Bertelsen mit regulären Gehaltsanpassungen, Neueinstellungen, höheren Beratungskosten in der Forschung sowie erhöhten Kosten für die Hauptversammlung begründete. Der operative Verlust belief sich auf 19,9 Mio. USD, nach 16,1 Mio. USD im Vorjahresquartal. Unter dem Strich stand dann sogar ein Nettoverlust von 39,7 Mio. USD. Trotz der hohen Verluste hat Rigetti seine Liquidität deutlich ausgebaut: Nach einer Aktienplatzierung im Volumen von 350 Mio. USD verfügte das Unternehmen per 30. Juni über liquide Mittel und kurzfristige Anlagen von 571,6 Mio. USD und war schuldenfrei. An der Börse wiegt das Mini-Unternehmen mehr als 5 Mrd. USD.

CEO Subodh Kulkarni berichtete von einem wichtigen technologischen Schritt. Mit dem „Cepheus-1-36Q“ hat Rigetti nach eigenen Angaben den größten Multichip-Quantencomputer der Branche vorgestellt. Das System besteht aus vier Chiplets mit insgesamt 36 Qubits und erreicht eine mittlere 2-Qubit-Fidelity von 99,5 %. Damit konnte die Fehlerrate gegenüber dem Vorgängermodell Ankaa-3 in nur sechs Monaten halbiert werden. Der Rechner ist bereits über Rigettis Quantum Cloud Services nutzbar und soll bald auch auf Microsoft Azure verfügbar sein. Laut Kulkarni sorgt der Wechsel von einem einzelnen großen Chip zu mehreren Chiplets für eine bessere Fertigungsqualität, geringere Produktionskomplexität und höhere Ausbeute. Bis Ende 2025 will Rigetti ein Chiplet-basiertes System mit über 100 Qubits und gleicher Qualität bereitstellen.

In der Fragerunde mit Analysten bekräftigte Kulkarni, dass der „Quantum Advantage“ – definiert als mindestens 1.000 Qubits, eine 2-Qubit-Fidelity von 99,9 %, implementierte Fehlerkorrektur und Gate-Geschwindigkeiten unter 50 Nanosekunden – realistisch in etwa vier Jahren erreichbar sei. Zwar könne die Gate-Geschwindigkeit von derzeit 50 bis 60 Nanosekunden relativ schnell weiter gesenkt werden, größere technische Hürden lägen jedoch in der fehlerfreien Skalierung der Qubit-Zahl und in der praktischen Umsetzung von Fehlerkorrekturverfahren.

Weitere Fragen aus dem Investorencall

Auf die Frage, ob der jüngste Kapitalzufluss für Übernahmen genutzt werden könne, erklärte Kulkarni, man sehe derzeit keine geeigneten Zielunternehmen, die das eigene Entwicklungstempo signifikant beschleunigen würden. Mögliche Akquisitionen wolle man aber weiterhin prüfen.

Needham-Analyst Quinn Bolton interessierte, wann Rigetti die Größe seiner Chiplets erhöhen werde. Derzeit arbeitet das Unternehmen mit 9-Qubit-Einheiten, mittelfristig könnten jedoch 16, 25 oder 36 Qubits pro Chiplet sinnvoll sein, um den Aufwand zu begrenzen.

Zur Fehlerkorrektur berichtete Kulkarni von laufenden Arbeiten mit dem britischen Partner Riverlane. Erste Verfahren zur Echtzeitkorrektur seien in der Erprobung, für den produktiven Einsatz komplexerer Codes wie LDPC werde jedoch noch eine Hardwarebasis von mehreren Hundert Qubits mit über 99,7 % Fidelity benötigt.

Alliance Global Partners fragte nach möglichen Umsatztreibern vor Erreichen des Quantum Advantage. Kulkarni sieht zwar wachsende Nachfrage nach On-Premise-Systemen bei Regierungen und Forschungseinrichtungen, erwartet aber größere Stückzahlen erst, wenn sich die Technologie den definierten Zielparametern nähert. Übersetzt heißt das, nennenswerte Umsätze sind vielleicht erst in fünf oder sechs Jahren vom Unternehmen zu erwarten.

Ein wiederkehrendes Thema war die Zusammenarbeit mit dem taiwanischen Hardwarepartner Quanta. Dieser soll bis 2026 in der Lage sein, funktionsfähige Steuerungssysteme für Rigettis Quantenprozessoren zu liefern und später auch den restlichen Hardware-Stack zu übernehmen. Quanta bringt seine Erfahrung als führender Hersteller von GPU-Servern in die Entwicklung hybrider Systeme ein, die Quantencomputer mit klassischen Rechenressourcen verbinden.

Politisch hängt vieles an der Reautorisation der US-National Quantum Initiative. Kulkarni sieht weiterhin klare parteiübergreifende Unterstützung im Kongress und mehrere Gesetzesinitiativen in Arbeit. Auch ohne neue Fördergelder werde die Roadmap vorangetrieben, zusätzliche staatliche Mittel könnten den Zeitplan jedoch verkürzen.

Fazit: Rigetti bleibt ein hochdefizitäres Entwicklungsunternehmen, das stark auf staatliche Forschungsaufträge und Förderprogramme angewiesen ist. Technologisch positioniert sich die Firma mit ihrer Chiplet-Architektur als Vorreiter im Bereich supraleitender Qubits. Entscheidend für die kommenden Jahre wird sein, ob das Unternehmen seine ambitionierten Ziele einhält und ob die öffentliche Hand die nötigen finanziellen Rahmenbedingungen schafft, um den Weg zum Quanten­vorteil zu ebnen. Ab dem Jahr 2031 oder 2032 könnten dann, wenn alles klappt, erste nennenswerte Umsätze erzielt werden. Ein weiter Weg, der sicherlich noch viele Finanzspritzen erfordern wird. Ich würde die Rigetti-Aktie nicht kaufen wollen.

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