Kommentar
08:39 Uhr, 20.03.2023

Rettet die "Rettung" der Credit Suisse den Markt?

Die Bankenkrise ist gerade erst zwei Wochen alt und schon ist die erste Zwangsübernahme einer Großbank notwendig.

Erwähnte Instrumente

  • Credit Suisse Group AG
    Kursstand: 1,860 Fr (SIX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • UBS Group AG
    ISIN: CH0244767585Kopiert
    Kursstand: 17,110 Fr (SIX) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
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  • Credit Suisse Group AG - Kurs: 1,860 Fr (SIX)
  • UBS Group AG - WKN: A12DFH - ISIN: CH0244767585 - Kurs: 17,110 Fr (SIX)

Ob mit der Maßnahme zumindest in Europa nun Ruhe einkehrt, bleibt abzuwarten. 2008 wurde die in Schieflage geratene Investmentbank Bear Stearns Mitte März an JP Morgan mit Unterstützung der Fed verkauft. Die Krise zog sich bekanntermaßen noch Monate in die Länge und eskalierte ein halbes Jahr später. Es ist daher nicht klar, dass die Krise ausgestanden ist.

Die Übernahme der Credit Suisse durch UBS könnte kurzfristig für etwas Stabilität sorgen. Es ist allerdings ein großes Risiko. Schätzen Anleger die Probleme der Credit Suisse als zu groß für die UBS ein, greift die Krise über. Für diesen Fall gibt es Garantien und neue Liquiditätsspritzen im Umfang von 9 Mrd. bzw. 100 Mrd. Franken.

Die Notmaßnahmen und Liquiditätsspritzen summieren sich damit inzwischen auf 159 Mrd. auf. Das ist eine stattliche Summe. Im Vergleich zu den ersten Rettungsschirmen 2008 wirkt die Summe allerdings noch klein (Grafik 1).

Vergleicht man die Summe mit der Wirtschaftsleistung des jeweiligen Landes, sticht die Schweiz heraus (Grafik 2).

In der aktuellen Krise fällt auf, dass sie sehr viel schneller verläuft als 2008. Auch die notwendigen Summen sind deutlich größer, selbst wenn man die seit 2008 gewachsene Wirtschaftsleistung berücksichtigt.

Der Zusammenschluss der zwei Großbanken lässt die UBS von Platz 34 der Welt (nach Bilanzsummengröße) auf Platz 20 aufsteigen. Kurzfristig mag es kaum Alternativen gegeben haben. Langfristig geht damit ein Trend weiter. Die Konzentration im Bankensektor nimmt zu. Die Risiken werden dadurch nicht kleiner, sondern größer. Die Abwärtsspirale wird sich in der nächsten Krise noch schneller drehen und noch größere Summen zur Beruhigung benötigen.

Global betrachtet gehen Notenbanken und Regierungen Problemfelder punktuell an. Was bisher fehlt, ist ein allgemeiner Rettungsschirm wie im Herbst 2008. Es ist möglich, dass es am Ende genau einen solchen braucht, um die Krise zu beenden. Der Markt schien es bisher darauf anzulegen, einen solchen Rettungsschirm zu erzwingen. Ob die Wochendübernahme der CS durch die UBS das Verlangen der Märkte nach einer globalen Lösung stillt, werden wir in den nächsten Tagen sehen.

Die Maßnahme soll beruhigen. Dabei wird übersehen, dass die alleinige Tatsache eines notwendigen Zwangszusammenschlusses eher beunruhigt. Auf die Gefahr, meinen Ruf als Permabär und Pessimist zu untermauern: Ich bleibe skeptisch, dass sich die Krise mit punktuellen Maßnahmen und ohne allgemeinen Rettungsschirm mit staatlicher Garantie und Eigenkapitalmaßnahmen lösen lässt.

Clemens Schmale

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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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