Kommentar
15:00 Uhr, 13.07.2021

Reopening-Trade nach den Lockdowns: Die zweite Chance für Anleger

Der Reopening-Trade ist nun endgültig vorüber. Bevor es für Aktien von Lufthansa, Tui oder Kreuzfahrtanbieter Carnival wieder aufwärts geht, dürfte auf Anleger zunächst noch mehr Schmerz zukommen.

Der Reopening-Trade ist mir schon eine ganze Weile suspekt. Erstmals empfahl ich am 18. März Gewinne mitzunehmen. Einer der klassischen Reopening-Sektoren sind Airlines. Der US-Airline ETF mit dem Kürzel JETS erreichte dann auch gleich (zufällig) am 18. März sein bisheriges Hoch. Nicht alle Aktien erreichten bereits im März ihr Hoch. Der weltweit größte Kreuzfahrtanbieter Carnival erreichte das bisherige Nachkrisenhoch Anfang Juni. Dieses Hoch lag allerdings nur 5 % oberhalb des Märzhochs. Kurz gesagt: Seit Mitte März tut sich bei Reopening-Aktien nichts mehr.Immerhin konnten Aktien bis Anfang Juni größtenteils seitwärts laufen. Seit einem Monat geht es jedoch merklich bergab. Airlines verloren seit Anfang Juni 12 %, Tui 17 %, Carnival 20 % und Hotel/Casino Ketten wie Las Vegas Sands 13 %. Das ist ein stattlicher Rücksetzer, der fast wieder zum Einstieg einlädt...

Persönlich sind mir die meisten Unternehmen allerdings trotz Korrektur immer noch zu teuer. Grafik 1 zeigt eine Auswahl an Firmen, die mit der Öffnung der Wirtschaft in Verbindung gebracht werden. Bei vielen dieser Unternehmen liegt die Marktkapitalisierung nahe am Vorkrisenniveau oder sogar darüber.


Nicht jedes Unternehmen, das einen neuen Rekord bei der Marktkapitalisierung aufgestellt hat, zeigt auch ein Allzeithoch beim Kurs. Das liegt daran, dass Kapitalerhöhungen durchgeführt wurden. Das extremste Beispiel ist AMC. Die Anzahl an Aktien hat sich verzehnfacht.

Vereinfacht kann man über Reopening-Unternehmen sagen, dass sie ihr Vorkrisenniveau in Bezug auf die Marktkapitalisierung wieder erreicht haben. Die Gewinnaussichten sind hingegen immer noch getrübt. Aktuelle Prognosen sehen bei den wenigsten Firmen neue Rekordgewinne oder das Erreichen des Vorkrisenniveaus.

Die meisten Firmen werden selbst 2023 noch geringere Gewinne schreiben als vor der Krise (Grafik 2). Die Kurse sind daher trotz des Rücksetzers immer noch optimistisch. Wie sehr das zutrifft, zeigt die wichtige Urlaubssaison. Noch immer gibt es viele Reisebeschränkungen. Fernreisen sind nur mit viel Planung, Glück und Geduld möglich. Der große erhoffte Rebound bleibt diesen Sommer aus.


Es werden genügend Touristen verreisen, damit Unternehmen wie Tui überleben können. Überleben und Boom sind zwei unterschiedliche Dinge. Einen Boom gibt es in diesem Jahr nicht. Das Kursniveau reflektiert jedoch immer noch einen Boom.

Das allein sollte zum Nachdenken anregen. Zugleich sehen wir, dass die Pandemie noch lange nicht ausgestanden ist. Die derzeit dominierende Virusvariante ist ein klares Warnsignal. Anleger haben die Gefahr, die davon ausgeht, noch nicht vollständig eingepreist. Aus fundamentaler Sicht besteht für Reopening-Aktien noch weiterer Korrekturbedarf.

Der jüngste Rücksetzer ist ein erster Ansatz, um Kurse und Fundamentaldaten in Einklang zu bringen. Noch gibt es diesen Einklang nicht. Mit etwas Geduld können Anleger Reopening-Aktien noch deutlich billiger kaufen und den Trade nachholen, wenn sie ihn beim ersten Mal verpasst haben.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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