Rentenmärkte vor einem Wendepunkt?
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Angesichts einer weltweiten Konjunkturbelebung, die einher geht mit deutlichen Steigerungen der Energie- und Rohstoffpreise, ziehen die Renditen an den Anleihemärkten des Euroraums wieder an. Sie liegen aktuell im zehnjährigen Laufzeitenbereich bei 3,5 Prozent. Noch im September wurde mit rund drei Prozent ein historischer Tiefstand erreicht. Dieser schnelle Renditeanstieg hat zu Kursverlusten bei Rentenfonds von durchschnittlich ein bis zwei Prozent geführt. Wie sollten sich Anleger vor diesem Hintergrund verhalten?
Zunächst aber ein kurzer Rückblick: Die letzen großen Zins-steigerungen von 1994 und 1999 liegen bereits längere Zeit zurück. In den beiden genannten Kalenderjahren verloren Rentenfonds durchschnittlich jeweils 2 Prozent. Allerdings bescherten die Jahre unmittelbar vor und nach dem Zinsanstieg Kursgewinne auf Rekordniveau. Zum Beispiel 1995: Ein Plus von 16 Prozent für deutsche Staatsanleihen.
In der gegenwärtigen Situation können wir uns angesichts der nach wie vor sehr niedrigen Renditen mittelfristig durchaus einen Anstieg in Richtung vier Prozent vorstellen. Für einen darüber hinaus gehenden Renditeanstieg fehlen aus unserer Sicht jedoch die Voraussetzungen.
Im Euroraum sind wir noch weit von den Lohn-Preis-Spiralen früherer Jahre entfernt. Angesichts des scharfen globalen Wettbewerbs bleibt der Preisüberwälzungsspielraum der Unternehmen begrenzt. Auch den Arbeitnehmern dürfte es kaum gelingen, kräftige Lohnerhöhungen als Kompensation für steigende Heizöl- und Benzinausgaben durchzusetzen.
Die Situation in den Vereinigten Staaten, wo zunehmender Preisdruck auf eine boomende Wirtschaft trifft, unterscheidet sich deutlich von der hiesigen. Die US-Notenbank hat zur Inflationsbekämpfung konsequent Sitzung für Sitzung die Leitzinsen in insgesamt 12 Schritten von ein auf vier Prozent angehoben. Im ersten, spätestens im zweiten Quartal 2006 wird die FED die Zinserhöhungen abschließen. Die Wirtschaftsdynamik und die Inflationserwartungen werden zu diesem Zeitpunkt wieder nachlassen.
Die EZB befindet sich in dem Dilemma, dass es innerhalb der Eurozone deutliche Ungleichgewichte gibt. Einerseits steigen die Immobilienpreise in Spanien und Frankreich kräftig an, andererseits ist in Deutschland nicht einmal ansatzweise ein Immobilienboom zu erkennen. Und während hierzulande die Exportwirtschaft von Rekord zu Rekord eilt, gehen von der Binnenkonjunktur bislang keine nennenswerten Impulse aus. Die Konsumenten halten sich angesichts hoher Energiepreise sowie der Unsicherheiten im Hinblick auf ihren Arbeitsplatz und den Zustand der Sozialversicherungs-systeme derzeit noch sehr zurück.
Da die Geldpolitik erst mit einer Zeitverzögerung von mindestens 12 bis 18 Monaten Wirkung zeigen kann, spielen die Erwartungen der EZB zur Inflationsentwicklung eine wichtigere Rolle als die aktuelle Teuerungsrate. Aus diesem Grund ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die EZB - trotz gegenwärtig noch geringen Inflationsdrucks präventiv erste Zinserhöhungsschritte im Dezember, spätestens jedoch im ersten Quartal 2006 vornehmen wird. Der Markt preist diese Maßnahmen bereits ein. Mit weiter steigenden Renditen ist daher zu rechnen.
Die vergangenen Zinszyklen haben aber gezeigt, dass für den Anleger ein optimales Timing für Aus- oder Einstieg fast nicht möglich ist, da sich sowohl der Anstieg als auch der Rückgang des Zinsniveaus zumeist sehr dynamisch entwickeln. An bestehenden Investments sollte daher festgehalten werden. Bei einem mittleren oder langen Anlagehorizont haben länger laufende Anleihen zudem stets mehr Ertrag gebracht als Kurzläufer. Der Grund: Die fälligen Zinszahlungen können kontinuierlich in höheren Renditen wieder angelegt werden. Und generell gilt: Wer Anleihen bis zur Fälligkeit hält, muss sich ohnehin nicht um Kursschwankungen sorgen.
Die Aktienmärkte bieten in diesem Umfeld - bei etwas höherem Risiko - bessere Wertentwicklungschancen. Da nicht nur die Kurse steigen, sondern auch die Unternehmensgewinne, bleiben die KGVs insbesondere bei deutschen Werten attraktiv.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
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