Renditejagd: Anleger kommen wieder aus der Deckung
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Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Finanzmärkte haben im vergangenen Jahr einer Reihe von Stürmen standgehalten – von der Unsicherheit der „Fiskalklippe“ in den USA und den Turbulenzen in Europa bis zur „Occupy Wall Street“-Bewegung und dem Hurrikan Sandy. „Die Aktienmärkte dürften uns angesichts der Fortsetzung ihrer Jahresendrally auch im neuen Jahr weiter in Atem halten. Bei einer anhaltenden US-Konjunkturerholung spricht einiges dafür, dass die Risikobereitschaft 2013 deutlich zunehmen wird“, sagtChristophe Bernard, Chefstratege der Vontobel-Gruppe.
Die Aktienmärkte hätten den Schwung zum Jahresende 2012 aufrechterhalten und das neue Jahr mit einem Kursfeuerwerk begonnen. Dies sei erstaunlich: Die US-Politiker zögerten wichtige Entscheidungen hinaus, so dass die Problematik der „fiskalischen Klippe“ weiterhin ungelöst bleibe. Die Diskussionen über die US-Staatsausgaben würden nun noch zwei weitere Monate anhalten. Ein weiteres Problem, das angesichts der Kluft zwischen Demokraten und Republikanern ebenfalls schwer zu lösen sein werde, sei die Ausweitung des Verschuldungsrahmens – zur Jahreswende seien die USA an die Schuldenobergrenze von 16,4 Billionen US-Dollar gestoßen. Ein Mangel an weiteren potenziellen Störfaktoren bestehe nicht: das zu hohe Schuldenniveau der Industrieländer, ungünstige demografische Entwicklungen, potenzielle Inflationsgefahren infolge der Politik der Zentralbanken und mögliche Unruhen in der Eurozone aufgrund der Sparmaßnahmen, um nur einige zu nennen, so Bernard.
Den Notenbanken komme weiterhin die Rolle der Feuerwehr zu. Die Währungshüter stellten unbegrenzt Liquidität zur Verfügung und, wichtiger noch, reduzierten das systemische Risiko in erheblichem Maße. Indem sie die Zinsen nahe der Null hielten, zwängen sie die Investoren sukzessive, sich aus schwach verzinslichen Barbeständen und Staatsanleihen „sicherer Häfen“ zu verabschieden. Eine weitere wichtige Triebfeder für die Finanzmärkte sei der bessere Zustand der Weltwirtschaft. In den Schwellenländern, vor allem in China, beginne sich der positive Effekt der niedrigen Zinsen und der Konjunkturprogramme bemerkbar zu machen. Die US-Wirtschaft sei ungeachtet der verfahrenen Situation im Hinblick auf die „Fiskalklippe“ erstaunlich widerstandsfähig, was auf einer Belebung des Häusermarkts und umfangreichen Investitionen im Energiebereich in Verbindung mit der Gewinnung von Schieferöl und -gas beruhe, so der Vontobel-Chefstratege.
„Was bedeutet dies nun für die Investoren? Ihre Situation lässt sich wohl am besten mit dem Begriff „Anlagenotstand“ beschreiben: Angesichts einer geringeren Volatilität und einer beständigen Wertentwicklung sogenannter risikoreicher Anlageklassen wächst der Druck auf Investoren mit hohen Bargeldbeständen, ihr unproduktives Kapital einzusetzen, oder mit anderen Worten, Risiken einzugehen. Die Priorität könnte sich folglich von „Kapitalrückführung“ auf „Kapitalrendite“ verlagern und 2013 das Jahr sein, in dem die Anleger ihren „Jagdinstinkt“ wiederentdecken. Die Veränderung des Anlegerverhaltens – weg vom Schutzgedanken und der Risikoaversion hin zu einer stärkeren Risikoneigung – wird allerdings graduell verlaufen. Die Kreditmärkte, insbesondere hochverzinsliche Unternehmensanleihen und Schuldpapiere der Schwellenländer, profitierten 2012 stark. Diese Entwicklung dürfte sich im ersten Halbjahr 2013 fortsetzen“, so Bernards Einschätzung.
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