Kommentar
12:37 Uhr, 13.07.2012

„Relaxed“ den DAX shorten

Die Euroschuldenkrise geht in die nächste Runde. Längst spricht man nicht mehr nur von Griechenland. Denn nach Spanien zeigt jetzt auch Italien Gefallen an einem Sprung unter den Rettungsschirm ESM. Dabei ist noch nicht einmal klar, ob das dazu angerufene Bundesverfassungsgericht diesen nicht nachträglich noch kippt. Wie verfahren und prekär die Lage tatsächlich ist, zeigt allein die Tatsache, dass es zunächst statt um die Sache wohl eher um die Frage zu gehen scheint, wie die Finanzmärkte auf einen solchen Fall überhaupt reagieren würden. Zwar befinden sich die momentan noch in Habachtstellung und reagieren sogar zwischenzeitlich auch auf positive Nachrichten, doch könnte sich dieser Zustand gerade vor der dem Hintergrund einer ziemlich ziel- und orientierungslos agierenden Politik sehr schnell ändern. Dass die Börsen jetzt wieder langsam in ihre saisonal schlechteste Phase kommen, kann bei all den bestehenden Risiken jedoch nur eine Randnotiz darstellen.

Wer in einem solchen Umfeld auf steigende Aktienkurse setzt, erscheinen einzelne Werte fundamental auch noch so unterbewertet, muss schon ein großer Optimist sein oder zumindest Nerven wie Drahtseile besitzen. Aber auch ein allzu sorgloses „Shorten“ der Märkte könnte sich rächen, wenn sich die Dinge doch zum Besseren wenden sollten und die „Eingangstüre“ bei einer starken Aufholbewegung immer schmaler würde. Eine interessante Zwischenlösung könnten in einer solchen Situation Reverse-Bonus-Zertifikate sein, mit denen Investoren zwar von der Richtung her ebenfalls auf fallende Kurse spekulieren, durch den zusätzlichen Bonus-Mechanismus gleichzeitig aber auch von moderat steigenden Kursen profitieren können. Das Problem dabei sind gerade bei eher kurz laufenden Produkten mit üppigen Puffern die verhältnismäßig hohen Aufgelder, sowie die jederzeit bestehende Gefahr, bei einem starken Kursanstieg die Bonus-Chance zu verlieren und im Anschluss nur noch ein einfaches Short-Papier im Depot zu haben.

Eine Alternative stellen sogenannte Reverse-Express-Zertifikate dar, die den Vorteil des Stichtagsprinzips besitzen. Allerdings existieren davon immer nur einige wenige, so dass die bereits dritte Auflage des Reverse-Relax-Papiers der WGZ-Bank auf den für Short-Produkte besser geeigneten DAX schon als Exot gelten kann. Das Papier kommt gerade aus der Zeichnung und kann ab Montag im Sekundärhandel geordert werden. Wie der Zusatz „Relax“ bereits andeutet, ist das neue bis zu fünf Jahre laufende Zertifikat wieder mit einem sehr stattlichen Puffer von 50 Prozent ausgestattet. Dabei besteht alle zwölf Monate die Möglichkeit einer vorzeitigen Tilgung, sofern der Deutsche Aktienindex am betreffenden Stichtag auf oder unter dem Startniveau notiert. Der Anleger muss das Auszahlungsprofil bei der Short-Variante also genau umdrehen. In diesem Fall erhält er zusätzlich eine Extrazahlung in Höhe von 7,50 Euro bezogen auf den Nennbetrag von 100 Euro. Hat der Index dagegen an Wert zugelegt, besteht jedes Jahr immer noch die Chance auf einen Bonus von drei Euro, wenn der DAX zumindest nicht mehr als 50 Prozent seit Auflage angestiegen ist. Das Produkt läuft dann aber automatisch weiter. Liegt das Kursplus sogar über 50 Prozent geht der Investor in dem jeweiligen Jahr komplett leer aus, da hier anders als bei vielen anderen Express-Zertifikaten ausgefallene Kupons nicht nachgeholt werden. Allerdings ergeben sich an den Stichtagen in den Folgejahren wieder die gleichen Chancen. Kommt es auch am vierten vorzeitigen Bewertungstag nicht zu einer Kündigung, entscheidet der finale Betrachtungstermin bei Endfälligkeit über die Rückzahlung zu 107,50 oder 103 Euro, wenn der DAX nicht bzw. nur um maximal 50 Prozent gestiegen ist. Hat das Leitbarometer dagegen über die Hälfte an Wert zugelegt, muss der Investor die tatsächliche Kursspanne seit Auflage im umgekehrten Sinne als Verlust tragen.

Der BörseGo Tipp:

Das neue Reverse-Papier eignet sich für eher defensive Anleger, die über die nächsten fünf Jahre mit fallenden bis nur moderat steigenden DAX-Kursen rechnen, wobei maximal eine Expresszahlung von 19,50 Euro erzielbar ist. Zumindest sollten aus aktueller Sicht keine Niveaus von deutlich über 9.600 Punkten schon während der Laufzeit erwartet werden, da wegen des fehlenden Nachhol-Effekts sonst auch mögliche Stichtags-Kupons ausfallen würden.

Reverse-Relax-Express-Zertifikat DAX 3

Emittent/WKN:

WGZ-Bank / WGZ3U6

Laufzeit:

21.07.2017

Preis:

Ausgabepreis: 100 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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