Kommentar
16:00 Uhr, 28.01.2009

Relax-Cash Plus - Der multiple Renditetreiber

Wie der Blick auf den aktuellen Emissionskalender zeigt, wagen sich immer mehr Anbieter ganz still und leise wieder auf das zuletzt so spiegelglatte Parkett der Multi-Produkte auf diverse Einzeltitel. So lässt die Commerzbank, wie bereits berichtet, ab dem 30. Januar durchaus aussichtsreich nach dem Express-Verfahren mit den Aktien von E.ON, Siemens und der Deutschen Telekom (CB89TC) „hamstern“, da kommt zeitgleich die WestLB mit ihrem neuen Relax-Cash-Zertifikat Plus an den Markt.

Als Basiswerte fungieren den Düsseldorfern dabei wieder die E.ON-Aktie als Fels in der Brandung, dann die bislang noch relativ widerstandsfähige Bayer und schließlich mit dem Stahlwert ThyssenKrupp ein Titel, der in nicht einmal einem Jahr schon bis zu 75 Prozent in der Spitze abgeben musste. Da gerade dieser Sektor eine große Nähe zu konjunktursensitiven Branchen wie der angeschlagenen Autoindustrie aufweist, dürften vor dem Hintergrund des aktuell erwarteten starken Abschwungs zumindest für das laufende Jahr weitere Verluste nicht ausgeschlossen werden. So könnte sich diese Aktie möglicherweise auch zum Engpassfaktor in dem Trio entwickeln, falls es mit der Wirtschaft im gleichen D-Zug-Tempo weiter bergab gehen sollte.

Anleger, die sich für das Relax-Cash-Produkt der WestLB interessieren, müssen bei dem Express-Papier der Übersichtlichkeit halber zwei Aspekte auseinanderhalten. Zum einen die Rendite-Komponente und zum anderen den vorzeitigen Rückzahlungs- bzw. Tilgungsmechanismus zum finalen Laufzeitende am 6. August 2010. Dieser ermöglicht erstmals bereits nach sechs Monaten eine vorzeitige Fälligstellung, sofern alle drei Basiswerte am Stichtag über 90 Prozent ihres Ausgangsniveaus notieren. Tanzt eine Aktie aus der Reihe, wiederholt sich das Prozedere am zweiten Bewertungstag nach weiteren sechs Monaten. Sollte das Papier auch dann sein Express-Ziel verfehlen, wird automatisch von der Stichtags- auf eine Zeitraumbetrachtung umgestellt, d.h. für die verbleibenden sechs Monate bis zum regulären Laufzeitende steht jeder Einzeltitel täglich auf dem Prüfstand. Allerdings ist dann für die vollständige Rückzahlung des Nennbetrages nicht mehr der ursprüngliche „Call-Level“ bei 90 Prozent, sondern die bei 55 Prozent des Ausgangsreferenzwertes jeder Aktie festgelegte Kursschwelle maßgeblich. Erst wenn ein DAX-Titel zu irgendeinem Zeitpunkt darauf oder darunter notieren sollte, kommt es zur Anwendung des ungeliebten „Worst-of“-Prinzips, dass die Wertentwicklung der schlechtesten Alternative am Ende auszahlt.

Im Gegensatz dazu wird hinsichtlich der Express-Zahlung auf jede der drei sechsmonatigen Bewertungsperioden von vornherein das Zeitraumverfahren angewandt. Dafür winkt dem Investor allerdings auch eine stattliche Rendite von 18 Prozent für jedes Halbjahr. Durch das integrierte „Catch-up“-Prinzip können ausgefallene Kupons in der Folgezeit sogar noch vollständig nachgeholt werden. So würde es beispielsweise genügen, wenn das gesamte Aktientrio nach anfänglichen Schwierigkeiten im letzten Bewertungszeitraum zwischen dem 2. Februar und dem 30. Juli 2010 immer über ihrer 55-Prozent-Ausgangsschwelle notieren würde, um in den Genuss der der vollen Rendite zu kommen. Die Bedingung für die Tilgung zum Nennbetrag wäre dann ebenfalls erfüllt.

Der BörseGo Tipp:
Das Zertifikat richtet sich an den eher renditeorientierten Anleger, der spätestens im ersten Quartal 2010 wieder mit einer konjunkturellen Erholung rechnet, die auch Werte wie ThyssenKrupp oder Bayer beflügeln könnte. Allerdings muss statt der erhofften Rendite von über 50 Prozent bezogen auf die maximal nur 18-monatige Laufzeit bei einer extrem negativen Entwicklung nur eines Einzelwertes auch ein ebenso hoher Verlust einkalkuliert werden. Das Papier eignet sich deshalb nur zu einer kleinen Depotbeimischung.

Relax-Cash-Zertifikat Plus auf E.ON, Bayer, ThyssenKrupp
Emittent/WKN: WestLB / WLB2MV
Laufzeit: 06.08.2010
Preis: (in Zeichnung: 05.01.09-30.01.09) Ausgabepreis: 100 % (kein Agio)

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/investmentcertificates/overview

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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