Kommentar
07:49 Uhr, 28.08.2015

Rekordgewinne: US-Unternehmen überraschen in Q2

Im Schatten der US BIP Zahlen ist gestern noch etwas ganz anderes passiert: US Unternehmen schreiben wieder Rekordgewinne.

Das BEA (Bureau of Economic Analysis), welches die BIP Zahlen veröffentlicht, publiziert auch Daten zu Unternehmensgewinnen. Einer ersten Schätzung nach lagen diese Gewinne im zweiten Quartal um 2,3% höher als im ersten Quartal. Das allein ist schon eine gute Nachricht, denn viele Analysten hatten mit einem neuerlichen Rückgang gerechnet.

Grafik 1 zeigt die Unternehmensgewinne aller US Unternehmen. Aufs Jahr gerechnet stehen sie derzeit bei 2,06 Billionen USD. Auf Sicht eines Quartals ergibt das ein Wachstum von 2,3%. Auf Sicht eines Jahres sind die Gewinne stabil geblieben. Das ist unterm Strich immer noch weniger als der bisherige Rekord von 2,16 Billionen im dritten Quartal 2014, dennoch kann man die Zahlen feiern.

Grafik 2 zeigt, wieso die Zahlen nicht nur gut, sondern rekordverdächtig sind. Dargestellt sind mehrere Gewinnserien. Allein daran sieht man bereits, dass Gewinn nicht gleich Gewinn ist. Der Rückgang des Gewinns im Vergleich zum bisherigen Rekord lässt sich vor allem auf drei Faktoren zurückführen. Der größte Faktor sind die Wechselkurse. Der stärkere Dollar hat die Gewinne um knapp 50 Mrd. nach unten gedrückt. Öl- und andere Rohstoffunternehmen haben weitere 10 Mrd. zum Rückgang beigetragen.


Der dritte Faktor ist nicht ganz so offensichtlich. Es handelt sich dabei um die Wertminderung von Investitionsgütern. Es handelt sich dabei letztlich um Abschreibungen auf Anlagevermögen. Diese Abschreibungen sind nicht cashwirksam, reduzieren aber die Gewinne. Betrachtet man die Entwicklung der Gewinne ohne diese Abschreibungen, dann sind sie so hoch wie nie.

Letztlich werden Abschreibungen natürlich vollkommen zurecht in die Rechnung mit einbezogen. Man kann davon ausgehen, dass Unternehmen früher oder später Vermögenswerte ersetzen und erneuern müssen. Die dafür notwendigen Investitionen reduzieren zukünftig den Gewinn. Nichtsdestotrotz sind die Abschreibungen stark gestiegen. Viele Unternehmen nutzen das auch als Instrument, um die Steuerlast zu optimieren. Es kann gut sein, dass in einem der nächsten Quartale die Abschreibungen auch einmal unterdurchschnittlich ausfallen und die Gewinne dann einen großen Sprung nach oben machen.

Geht man nun zurück zur ursprünglichen und allgemein anerkannten Gewinnserie, die für das zweite Quartal 2,06 Billionen ausweist, dann fehlt noch ein Aspekt, der die Gewinne im Vergleich zum bisherigen Rekord gedrückt hat. Die Auslandsgewinne sind um 50 Mrd. und die Gewinne aus dem Rohstoffsektor um 10 Mrd. geschrumpft. Der Rekord lag jedoch 100 Mrd. höher als der Gewinn in diesem Quartal. Woher kommen die restlichen 40 Mrd.?

Die restlichen 40 Mrd. sind Steuern. Obwohl in Q3 2014 höhere Gewinne geschrieben wurden betrugen die Steuern aufs Jahr gerechnet "nur" 320 Mrd. Im zweiten Quartal 2015 lag die Steuerlast bei 360 Mrd. Entweder haben Unternehmen vor einem Jahr besser optimiert oder Sondereffekte die Steuern in diesem Jahr nach oben getrieben. In beiden Fällen kann man annehmen, dass der Effekt in den kommenden Quartalen so nicht mehr vorhanden sein wird.

Vorausgesetzt, dass sich die Wirtschaft in den USA nicht abkühlt, sich die Steuerlast wieder normalisiert und der Dollar nicht mehr viel aufwertet, sollten die Gewinne in Q3 wieder steigen. Ein Gewinnwachstum von weiteren 2% oder 40 Mrd. ist realistisch. Das bringt US Unternehmen wieder ganz klar auf Rekordkurs.

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9 Kommentare

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  • 123ok
    123ok

    Was jammert und beschwert ihr euch immer - zu Recht - so lange das degenerierte Proletariat nicht vollständig auf die Straße geht, an statt ins Wahllokal und den hochgradigen kriminellen Abschaum die sich Politiker nennen, anstatt Volksvertreter egal welcher Couleur sie angehöh-ren, mit ihrer Stimme noch zu legitimieren.

    13:39 Uhr, 28.08. 2015
  • Unbedingt
    Unbedingt

    Gestern schrieb jemand, die derzeitige Asylantenwelle würde das BIP in Deutschland schon in diesem Jahr um 10Mr E nach oben treiben. Meint man da Staatsausgaben oder ist das Wunschdenken? Gefühlt ist es ja eher so, dass viele glauben, die ruinieren jetzt alles, was hier in Jahrzehnten aufgebaut wurde. Kann man das aus den Verhältnissen in den USA irgendwie ableiten? Gibt es einfach mehr Gründe, Geld zu drucken? Ist es das Abwehrverhalten, das Geld kostet und so BIP treibt? Oder ist es Propaganda?

    09:51 Uhr, 28.08. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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