Kommentar
10:43 Uhr, 30.03.2017

Rekord zum Greifen nahe

Die USA steuern auf einen erfreulichen Rekord zu. Dabei geht es ausnahmsweise nicht um Unternehmen, Gewinne oder Politik, sondern um die Bürger.

Die US-Bürger sind gut gelaunt, richtig gut gelaunt. Das Ganze grenzt schon an Euphorie. Die Konsumentenstimmung stieg im März auf 125,6 Punkte wie das Conference Board in dieser Woche mitteilte. Dieser Sentiment Index ist zwar nur einer von mehreren (so gibt es z.B. noch den der Uni Michigan), doch der Conference Board Index zeigt sich langfristig viel zuverlässiger als andere Indizes.

Andere Sentimentindizes schwanken oft stärker als der Conference Board Index. Ist die Lage nicht ganz eindeutig, so behält dieser Index oftmals Recht. Das ist auch für Anleger wichtig, denn solange das Sentiment immer weiter klettert, steigen auch die Kurse. Die Korrelation ist sehr, sehr hoch.

Das Sentiment ist vor allem durch Eines getrieben: Jobs. Grafik 1 zeigt das Sentiment und die pro Quartal neu geschaffenen Stellen. Die Zahl neu geschaffener Stellen läuft dem Sentiment für gewöhnlich etwas voraus. Derzeit sinkt die Zahl neuer Stellen, das Sentiment steigt allerdings noch. Das war auch Ende der 80er Jahre der Fall und wieder Ende der 90er Jahre. Es endete beide Male nicht gut.

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Bevor sich die Lage eintrübt, kann sie erst noch einmal besser werden. Schon jetzt ist die Feierlaune so ausgeprägt wie seit 2001 nicht mehr. So hoch wie damals war das Sentiment davor und danach nie wieder. Insofern ist die Stimmung schon jetzt fast als historisch gut zu bezeichnen. Ein paar Punkte mehr und der alte Rekord wird erreicht oder sogar gebrochen. Möglich wäre das.

Die gute Stimmung in der Bevölkerung steht den Medienberichten über die Politik diametral gegenüber. Das zeigt, dass viele Medien eine bestimmte Meinung haben, die Bevölkerung jedoch eine andere. Das bedeutet jetzt nicht automatisch, dass alles bestens ist. Der Anstieg des Vertrauens ist vor allem auf Besserverdienende zurückzuführen. Das zeigt Grafik 2.

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Diejenigen, die am wenigsten verdienen (weniger als 15.000 Dollar pro Jahr) haben das Handtuch geworfen. Ihre Laune trübt sich ein. Bei Geringverdienern (Einkommen bis 35.000) hat sich die Stimmung verbessert, jedoch nur moderat. Explosionsartig steigt die Stimmung vor allem bei den mittleren und höheren Einkommen. Mehr als die Hälfte aller US-Haushalte hat pro Jahr weniger als 58.000 Dollar zur Verfügung. Der massive Sentimentimpuls der letzten Monate ist also größtenteils von der oberen Hälfte der Gesellschaft getragen. Das darf man auch nicht vergessen.

Wenn Trump die gute Stimmung genießt und sich zuschreibt, dann ist es vordergründig ein großer Erfolg. Im Detail zeigt sich allerdings, dass die Euphorie vor allem die Besserverdienenden gepackt hat. Diese ziehen den Gesamtindex nach oben. Das wirkt dann so, als ob alle ausgelassen feiern würden. Das ist nicht der Fall.

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8 Kommentare

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  • hotte38
    hotte38

    Ja, ja Herr Schmale hebt immer häufiger warnend die Hand. Die Auguren der BLB sehen jedoch

    in einer sich stetig verbessernden Weltwirtschaftsleistung keinen Grund, sich zu sorgen. Was heißt das für den Anleger: Hier steh` ich nun, ich armer Tor und bin so klug, wie zuvor.

    15:04 Uhr, 30.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Fakt ist: Die Masse der Amis waehren schon bei einer Autoreparatur von 300$ Bankrott und lebt von Kredit zu Kredit. Das ist doch alles reines Blendwerk. Klar freuen sich die Reichen auf eine voellig unfinanzierbare Steuerhalbierung. Gerne bejubelt man dann Trump, den Scharlatan aller Scharlatane. Zu gerne ist man blind gegenueber der eigenen Schulden. Das wird genau so enden wie 2008 .....nur Klassen haerter. Da bin ich mir absolut sicher. Nur der Termin steht noch nicht fest.

    11:39 Uhr, 30.03.2017
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Der unerfreuliche Rekord wird natuerlich ausgeblendet: Der Schulden-und Handelsdefizitrekord. Nur good news is news? Right? Wer nur auf Pump lebt hat gut lachen. Aber wie lange noch?

    11:30 Uhr, 30.03.2017
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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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