Kommentar
06:04 Uhr, 06.12.2016

Referendum in Italien: Äußerst relevant!

Vergangenen Freitag ließ ich mich dazu hinreißen, das Referendum als irrelevant zu bezeichnen. Das war ein Irrtum.

Aufgrund mehrerer Indikatoren ließ sich ableiten, dass der Markt das Referendum für ziemlich irrelevant hielt. Dazu gehörte die Entwicklung der Renditen italienischer Staatsanleihen ebenso wie eine solide Performance des italienischen Aktienmarktes in den letzten Handelstagen vor dem Referendum.

Ein Indikator, die implizite Volatilität, war erhöht. Das deutete die Erwartung an, dass der italienische Aktienmarkt nach dem Referendum größere Bewegung zeigen würde als die anderen europäischen Märkte. Blickt man auf die heutige Entwicklung, dann war selbst dieser vorsichtige Schatten, den das Referendum auf die Börse warf, übertrieben.

Für den italienischen Markt war das Referendum praktisch bedeutungslos. Der Aktienmarkt eröffnete zwar 2 % im Minus, um dann rasch um 3,5 % zu steigen und schloss dann fast unverändert. Die Rendite für 10-jährige Anleihen bewegte sich heute unterm Strich ebenfalls so gut wie nicht vom Fleck. Nach einem Satz nach oben sinkt die Rendite seit dem frühen Abend wieder.

Das Referendum kann man derzeit als Non-Event für den italienischen Markt beurteilen. Das Ergebnis der Abstimmung war im Rest Europas jedoch alles andere als irrelevant. Man kann schon fast soweit gehen und sagen: Europa springt vor Freude an die Decke. Der Dax machte einen ebenso kräftigen Satz nach oben wie Indizes überall in Europa. Kein einziger Markt im Euroraum sackte ab. Bis auf Luxembourg und Lettland, die leicht im Minus schlossen, konnten alle anderen Indizes mit bis zu 1,5 % im Plus schließen. Vom Euro braucht man gar nicht sprechen.

Der Euro hüpft gegenüber dem Dollar 2 % nach oben. Man hat fast den Eindruck, das Nein der Italiener zur Verfassungsreform habe der Eurozone Stabilität und einen Wachstumszauber eingehaucht. Die Begeisterung kennt kaum Grenzen.

Das sind merkwürdige Entwicklungen. Eine solide Bewertung kann man wohl erst in einigen Tagen vornehmen. Oftmals dreht das Sentiment nach der Erstreaktion, doch schon jetzt lässt sich die Frage stellen: Was ist da eigentlich mit dem Markt los?

Bei potentiell einschneidenden Ereignissen wie dem Referendum in Italien, welches nun wohl zu einer handfesten politischen Krise führen wird, hat der Markt mehrere Handlungsmöglichkeiten. Der Markt kann ein bestimmtes Ergebnis vorwegnehmen und dieses Einpreisen. Der Markt kann das Ereignis im Vorfeld ignorieren und erst nachträglich zu einem Schluss kommen oder der Markt preist ein Resultat ein, welches so dann nicht eintritt. Es folgt ein rascher Stimmungsumschwung.

Nun konnte jeder mit dem Nein rechnen. Das war eingepreist. Wieso reagiert der Markt dann jedoch auf das erwartete Ergebnis so deutlich? Das macht vorne und hinten keinen Sinn. Um es anders zu formulieren: der Markt beginnt eine Erleichterungsrallye, ob wohl genau das eingetreten ist, was erwartet wurde.

Persönlich habe ich da meine Probleme das einzuordnen. Es scheint fast so, als würde der Markt derzeit einfach anspringen, weil eine Wahl stattgefunden hat. Das Ergebnis ist vollkommen irrelevant. Das war letztlich beim Brexit ebenso wie bei Trump, auch wenn bei Brexit und Trump nicht das erwartete Ergebnis eintrat. Wie dem auch sei, es scheint vollkommen ausreichend zu sein, dass überhaupt abgestimmt wurde. Hält dieser Trend so an, dann können wir uns auf das Superwahljahr 2017 freuen.

Clemens Schmale

Sie interessieren sich für Makrothemen und Trading in exotischen Basiswerten? Dann folgen Sie mir unbedingt auf Guidants!

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

21 Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • Drum and Baisse
    Drum and Baisse

    Guter Artikel, das irrationale Verhalten der Märkte finde ich auch merkwürdig. Aber muss man diese Anglizismen verwenden? Make sense ist Englisch und das kann man nicht ins Deutsche mit "es macht Sinn" übersetzen. Ich empfehle Bastian Sicks "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod". Ansonsten ist es sinnig, sinnvoll, hat keinen Sinn, wo bleibt der Sinn, man sieht keinen Sinn, es fehlt der Sinn, der Sinn des ganzen ist, Sinn oder nicht Sinn ist doch hier die Frage. Machen meint fertigen/herstellen/erzeugen und man kann Sinn nicht machen. Etwas hat Sinn oder eben nicht.

    Der sinnlose Umgang mit Sinn und seinen nicht sinnverwandten Verben stört mich hier schon seit über einem Jahr, jetzt habe ich es mal gesagt.

    08:19 Uhr, 06.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Credo
    Credo

    Die Märkte, der Markt....., tja, da guck ich mir doch den heutigen EURUSD Minutenchart an und muss feststellen, dass irgendwelche Irrwitzigen mit irrwitzigen Beträgen den Markt hochgekauft haben. Keine Algos, kein Microhandel, da steckt "verzweifeltes" Kalkül dahinter. Mal sehen was bei 1.08405 passieren wird. Was zur Zeit zu beobachten ist, scheint nicht begründbar. Wenn sich alle einig scheinen, dass die Felder auf denen die Kartoffeln, mit welchen gehandelt wird, wachsen ausgelaugt, trocken und ich weiss nicht was alles sind, muss irgendwer die Vermutung eines Edelschimmels haben, welcer faule Kartoffeln zu gutem Schnaps macht. Wie ihr seht, Blödsinn schreiben kann jeder, nur - wer liest denn all den Quatsch????

    00:15 Uhr, 06.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • 0815
    0815

    Am besten wir gründen alle unsere eigene Zentralbank denn jeder weiß ja schließlich am besten was gut für ihn ist

    20:58 Uhr, 05.12. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Jetzt müssen sie sich fragen, sind sie Elitär genug oder dürfen sie vllt nicht bei den Großen mitspielen, dann sollten Sie sich Gedanken machen.. wie sie diesem System entkommen. Staat sich über QE's zu freuen und die Schulden tragen zu dürfen.

    Ihr Asset wirft nur Gewinn ab, wenn der Wertwachstum dieses Asset's über den Verfall des Geldwertes steigt!

    Schauen sie auf DAX 03.2015 und heut sowie Euro 03.2015 und heute

    20:48 Uhr, 05.12. 2016
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Ich könnte weiter spinnen, es gibt zwei Währungen, eine für das Volk, diese wird immer weiter entwertet muss die Schulden tragen, eine für die Elite...

    Der Staat gibt die Schulden in der Volkswährung aus.. die Gewinne in der harten Währung ;)

    Achso, ich habs vergessen, so ähnlich haben wir das ja schon, Banken mit Steuern und Entwertung, sogar Länder durch Entwertung des Geldes der Masse retten.

    Bonis kassieren die Führungskräft, die treten einfach zurück wenns der Bank schlecht geht, Fhler aus der Führung liegen Jahre zurück, bonis wurden aber kassieert. und üppige Gehälter die Politik welche statt dem Volk zu helfen lieber der Wirtschaft hilft.

    Schon lebt es sich in saus und braus

    20:43 Uhr, 05.12. 2016
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Ich frag mich nur wann werden die gekauften der Anleihen bei den Notenbanken denn mal ausgeglichen.. nie?? heut haben sie 50% morgen haben die Notebanken 100%? Irgendwann gibt der Staat die Schulden direkt an die Notenbanken wieter und diese geben Geld aus soviel wie ein Staat oder Bank braucht?

    Wollen sie so ein System?

    Die Herrschaft der Elite, finanziert durch die Notenbanken. das die haben Ihre Geldmaschine, sie dürfen knechten gehen!

    Kennen sie die "Die Tribute von Panem"??

    Die Elite lebt schön in saus und braus und die anderen kneecht, genau dieses System unterstützen sie, wenn sie sich über QE's freuen

    20:25 Uhr, 05.12. 2016
  • Jo1807
    Jo1807

    Die Märkte werden durchstarten, wenn wir alle bei der Bank endlos Geld abheben können, ohne es jemals zurückgeben zu müssen. Prosit !

    20:20 Uhr, 05.12. 2016
  • 0815
    0815

    Immer wieder schön zu sehen wie im Nachhinein Gründe für diese oder jene Bewegung gesucht werden.

    Nur mal so nebenbei. Vielleicht gibt es ja garkeine weil die Bewegung sowieso passiert wäre. Oder vielleicht ist die Markteffizienzhypothese doch ein Hirngespinst. Man weiß es nicht.

    95/5 ist was bleibt

    19:51 Uhr, 05.12. 2016
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Na ist das nicht toll da freuen wir uns doch alle bei dieser Spekulation, das noch mehr Geld aus dem nichts geschaffen wird um verschuldete Staaten und BAnken zu retten. Nur das all Ihr schönes Geld immer schneller stärker an Wert verliert, kalkulieren sie das schön mit ein ;) Wenn das QE verlängert wird, belibt der Euro nicht lang über 1 USD

    .

    Die Frage wird auch nicht sein, was mit den gekauften Schulden geschieht? Wer denkt denn mal weiter???

    19:48 Uhr, 05.12. 2016

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten