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09:23 Uhr, 25.04.2017

Referendum in der Türkei: „Kein katastrophales Ergebnis“

Das Ergebnis des Verfassungsreferendums in der Türkei ist nach Einschätzung von Deutsche-Bank-Finanzexperte Sebastian Kahlfeld ein für das Unterstützerlager eher enttäuschendes – wenn auch nicht katastrophales – Ergebnis.

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Frankfurt (GodmodeTrader.de) – Rund 51 Prozent der Wähler in der Türkei haben für die von der Regierung Recep Tayyip Erdogan propagierte Verfassungsänderung gestimmt, ein für das Unterstützerlager eher enttäuschendes – wenn auch nicht katastrophales – Ergebnis. Überraschenderweise haben die Bewohner von 13 der 20 größten Städte der Türkei, die für 88 Prozent des Bruttoinlandsproduktes stehen, mit Nein gestimmt. Der türkische Aktienmarkt reagierte auf das Ergebnis verhalten positiv, wie Sebastian Kahlfeld, Head of Central Eastern Europe, Middle East and African Equities, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts dürfte vorerst anhalten. Angesichts schwacher Arbeitslosenzahlen (zwischen zwölf und 13 Prozent, Jugendarbeitslosigkeit bei 25 Prozent) und der Notwendigkeit die Öffentlichkeit positiv zu stimmen, könne es sich Erdogan nicht erlauben, dass sich die Wirtschaft abschwäche. Die Regierung dürfte dementsprechend versuchen, den produzierenden Sektor und den privaten Konsum weiterhin zu stärken. Letzterer bestimme rund 70 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, heißt es weiter.

„Auch wenn sich das Haushaltsdefizit graduell weiter verschlechtert, ist die Gesamtlage immer noch solide: Die Schuldenquote des Staatshaushalts liegt bei 32 Prozent, das Haushaltsdefizit bei gut zwei Prozent. Kritisch bleiben jedoch die impliziten Garantien, die die Öffentliche Hand dem Privatsektor gibt“, so Kahlfeld.

Vorgezogene Neuwahlen des Parlaments und des Präsidenten im Jahr 2017 seien nun unwahrscheinlicher geworden. Sollte sich Erdogan trotzdem zu diesem Schritt entschließen, dürfte dies die Märkte belasten, da Erdogan und die AKP angesichts des knappen Wahlergebnisses versuchen könnten, mit populistischen Maßnahmen Wechselwähler auf ihre Seite zu ziehen. Die Notstandsverordnungen dürften weiter in Kraft bleiben, insbesondere wenn es zu keinen vorgezogenen Neuwahlen komme. Bis zu diesem Zeitpunkt sei das Präsidentenamt technisch gesehen nur bedingt um die neuen Möglichkeiten erweitert. Bisher stehe die Rückkehr zu einer nachhaltigen und mehr auf wirtschaftliche Reformen ausgerichteten Politik aus. Ob sich dies nach dem Referendum ändern werde, sei unklar, heißt es weiter.

„Kurzfristig dürften Aktien aus den Bereichen Infrastruktur, Immobilien, Konsum und dem staatlichen Bankensektor profitieren. Insgesamt ist damit zu rechnen, dass der türkische Aktienmarkt weiter seitwärts tendieren und in einer abwartenden Haltung verharren wird. Der langfristige Ausblick bleibt angesichts des knappen Ausgangs und der nur schwer einzuschätzenden Reaktionen der Regierung Erdogan auf das Ergebnis verhalten. Allerdings gibt es angesichts der relativ niedrigen Bewertung des türkischen Aktienmarkts einige interessante Investitionsmöglichkeiten, insbesondere bei Unternehmen mit hohen Auslandsumsätzen und Sektoren, die von staatlicher Unterstützung profitieren“, so Kahlfeld.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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