Kommentar
14:29 Uhr, 26.11.2021

Raus aus Uranaktien?

Eine andere Technologie macht das Rennen in der Energiewende. Dabei handelt es sich weder um Solarenergie, Wind- oder Wasserkraft.

Nach dem Klimagipfel in Glasgow war die Bilanz nüchtern. Ein Fehlschlag war der Gipfel nicht. Vor und während des Gipfels haben sich weitere Länder zu einem Nettonullziel bekannt. Nettonull bedeutet, dass noch ausgestoßene Treibhausgase kompensiert werden, indem sie wieder aus der Atmosphäre entfernt werden. Die meisten Länder haben das Ziel bis 2050 Nettonull zu erreichen. Ob das gelingt, sei dahingestellt. Relevant ist, dass immer mehr Länder dieses Ziel erreichen wollen. Fast die ganze Welt macht bereits mit. Keiner weiß, wie das Ziel genau erreicht werden soll. Im Prinzip soll die Wirtschaft dort elektrifiziert werden, wo es bisher mangelt, z.B. beim Transport. Der Strom muss aber auch irgendwo herkommen. Frankreich setzt auf Atomkraft, zumindest als Übergangstechnologie. Auch China baut fleißig neue Atomkraftwerke. Eine gewisse Renaissance der Atomkraft kommt. Ein Blick auf Uranaktien (z.B. Cameco) zeigt, dass Anleger das ähnlich sehen. So mancher Kurs konnte sich in diesem Jahr verdoppeln. Die Rally stockte zuletzt jedoch und droht sich umzukehren...

Atomkraft hat in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung verloren. Die Produktionsmenge stagniert seit 2006. Da der Strombedarf der Welt seither weiter gestiegen ist und anderweitig gedeckt wird, sinkt der Marktanteil der Atomkraft stetig. Von 17 % Marktanteil im Jahr 1995 ist nur ein Marktanteil von 10 % im vergangenen Jahr übriggeblieben.


Viele lehnen Atomkraft aus zwei Hauptgründen ab. Der eine ist ein wirtschaftlicher. Der Bau eines Atomkraftwerks ist komplex, zeitaufwändig und teuer. Unternehmen wollen in vielen Ländern diese wirtschaftlichen Risiken nicht mehr eingehen. Der andere Grund hat mit Umweltschutz zu tun. Dabei geht es nicht nur um mögliche Zwischenfälle, sondern die Endlagerung des Atommülls.

Dieser muss für Jahrtausende sicher gelagert werden. Bedenkt man, wie schnell sich die Landkarten in den letzten Jahrzehnten verändert haben, kann man sich vorstellen, wie kompliziert dies ist. Es genügt nicht, einen geeigneten Ort zu finden (das ist bereits schwer genug). Man muss auch sicherstellen, dass, wem auch immer dieses Land in ferner Zukunft einmal gehören wird, auch weiß und versteht, was sich dort befindet.

Dennoch wird investiert. Mehrere Startups bauen kleinere Reaktoren, sodass zumindest die wirtschaftlichen Risiken von Milliardeninvestitionen wegfallen. Das Problem des Atommülls ist damit nicht gelöst. Der Sektor zieht trotzdem Geld an. Venture Capital hat in diesem Jahr so viel in Nuklearenergie gesteckt wie in andere erneuerbare Energiequellen (Grafik 3).


Das wirkt nicht so, als ob man sich vor Uranaktien retten müsste. Der Eindruck täuscht, denn der Großteil des Geldes fließt nicht Unternehmen zu, die an Kernspaltung arbeiten, sondern an Kernfusion. Hier ist insbesondere Helion Energy zu nennen. Es sammelte 500 Mio. Dollar ein, mit der Zusage weiterer 1,7 Mrd. Dollar. Bis Mitte des Jahrzehnts will Helion netto Strom produzieren.

Bisherige Fusionsreaktoren verbrauchen mehr Energie als sie liefern. Helion ist auf dem Weg, dies in naher Zukunft zu ändern. Diese Prognose kann sich wie frühere von anderen Gesellschaften als haltlos herausstellen. Tut sie es nicht, ist das Ende der Energie aus Kernspaltung schneller da, als viele glauben.

Für Anleger gibt es aktuell keine sinnvollen Investitionsmöglichkeiten. Sobald sich die ändert, wird hier darüber berichtet. Bis dahin muss man vor Uranaktien nicht davonrennen. Die aktuelle Konsolidierung sollte aber zunächst abgewartet werden, bevor man sich für eine Richtung entscheidet.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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