Kommentar
16:16 Uhr, 19.04.2022

Rasanter Anstieg der Zinskurve: Gut oder schlecht für Aktien?

Die US-Zinskurve, gerade noch invertiert, hat einen der schnellsten Anstiege ihrer Geschichte hinter sich. Was bedeutet das für den Aktienmarkt?

Ist der Spread zwischen langfristigen und kurzfristigen Zinsen (=Zinskurve) negativ, konnte man historisch betrachtet eine Rezession erwarten. Im aktuellen Fall war die US-Zinskurve auf Schlusskursbasis jedoch gerade einmal für zwei Tage im negativen Bereich. Das ist eine so kurze Dauer, dass man es nicht als unumstößliches Signal werten kann. Es ist nicht unbedingt von kurzfristiger Marktvolatilität zu unterscheiden.

Seit der Invertierung hat sich viel getan. Der Spread liegt im positiven Bereich und das nicht zu knapp. Es ging innerhalb von zwei Wochen von -0,05 auf +0,37 Prozentpunkte nach oben. So schnelle Anstiege sind selten. Zuletzt gab es das vor bzw. während der Finanzkrise (Grafik 1).

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Historisch gleich hohe oder höhere Anstiege zeigen für den Markt ein gemischtes Bild. Im intakten Aufwärtstrend lassen sich keine so hohen Anstiege beobachten. Stattdessen kamen sie in volatilen Zeiten, nicht selten mitten im Bärenmarkt oder Crash wie 1987. Auf den ersten Blick ist das Signal also negativ. Tatsächlich befindet sich der Aktienmarkt in schwierigem Fahrwasser, wenn die Zinskurve aus dem negativen Bereich wieder ansteigt. Geschieht dies, begann für Aktien häufig ein Abwärtstrend.

Das Signal ist dadurch aber nicht zwangsweise negativ. Im Durchschnitt kann sich der Markt nach einem ähnlich hohen Anstieg wie zuletzt gut behaupten (Grafik 2). Die Volatilität und Abwärtsbewegung finden vor dem Anstieg statt. Verläuft der Aktienmarkt dieses Mal ähnlich wie im Durchschnitt, ist die Perspektive für die nächsten Wochen positiv. Luftsprünge sind dennoch nicht zu erwarten. Auf Sicht eines halben Jahres ist eine positive Rendite von 5 % zu erwarten.

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Der durchschnittliche Kursverlauf schützt auch nicht vor Risiken. Das Jahr 2001 zeigte einen ähnlichen Kursverlauf wie 2022 (Grafik 3). Nach Entstehen des Signals kam es nicht zu einem gradlinigen Aufwärtstrend, sondern vielmehr zu einer langen und zähen Abwärtsbewegung.

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Der durchschnittliche Kursverlauf begünstigt zumindest eine Seitwärtsbewegung. Eine Garantie für steigende Kurse gibt es nicht. Mittel- und langfristig ist der Anstieg der Zinskurve jedenfalls positiv. Höhere Langfristzinsen im Vergleich zu tieferen kurzfristigen Zinsen haben eine klare Aussage: Der wirtschaftliche Ausblick hellt sich auf.

Das erste Quartal 2022 war in den USA noch stark durch die Omikronwelle geprägt. März und April wurden durch hohe Energiepreise gedämpft. Beide Faktoren spielen zukünftig eine geringere Rolle. Man kann nicht ausschließen, dass die Wirtschaft nach einem Dämpfer in den nächsten Quartalen eine Stabilisierung zeigt.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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