Kommentar
10:11 Uhr, 26.04.2005

Quartalsberichtsaison gewinnt an Schwung

Nach einem schwachen Wochenauftakt sorgten positive Unternehmensergebnisse und robuste Konjunkturdaten wieder für freundliche Impulse. Im Wochenvergleich zeigten die Börsenplätze jedoch eine uneinheitliche Tendenz.

Die US-Börsen schlossen die vergangene Handelswoche per saldo behauptet ab. Der negative Wochenbeginn konnte in der zweiten Hälfte durch gute Unternehmensdaten und einige positive Wirtschaftsdaten wieder mehr als kompensiert werden. Die bekannt gegebenen Konjunkturindikatoren fielen insgesamt gemischt aus. Der von der Notenbank Federal Reserve (FED) veröffentliche Konjunkturbericht Beige Book zeigte in allen zwölf Bereichen eine expandierende Tendenz an, allerdings hat der Preisdruck aufgrund der höheren Energiekosten zugenommen, was an den Finanzplätzen wieder die Inflations- und Zinserhöhungsängste verstärkte. Die im März unerwartet deutlich gesunkenen Frühindikatoren und der erneut fester tendierende Ölpreis trübten ebenfalls zeitweise die Stimmung am Markt. Positiv waren hingegen vor allem die deutlich gesunkenen wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe, die den Aktienkursen spürbar Auftrieb gaben. Ein weiterer Schub nach oben kam durch den Philly-Fed-Index. Der Index, der Hinweise auf die Wirtschaftskraft in den USA gibt, stieg im April deutlich stärker als die Marktteilnehmer im Durchschnitt erwartet hatten.

Gute Unternehmensdaten lieferte unter anderem Intel. Der weltgrößte Chiphersteller hat im abgelaufenen Quartal Umsatz und Ertrag deutlich gesteigert. Ebenfalls überzeugende Ergebnisse präsentierten der Handyhersteller Motorola, der Logistikkonzern UPS und die Finanzgesellschaft JP Morgan Chase. Darüber hinaus wurden vor allem im Technologiesektor zahlreiche positive Geschäftszahlen bekannt gegeben. Hierzu zählten die Berichte der Internetunternehmen Yahoo! und Google. Die beiden Suchmaschinenbetreiber profitieren hierbei von dem dynamischen Anstieg der Internetwerbung, der die Erträge im abgelaufenen Quartal kräftig sprudeln ließ. Die Aktien tendierten nach Veröffentlichung jeweils deutlich fester. Hingegen entsprachen die Zahlen von eBay nur den Markterwartung. Der Kurs des Online-Auktionshauses zeigte sich daher in den vergangenen Tagen nur wenig verändert.

Nach dem deutlichen Kursrückgang am vergangenen Montag tendierte die Tokioter Börse im Anschluss behauptet. Der Nikkei 225 Index konnte wieder die 11.000-Punkte-Marke überwinden. Die positiven Signale aus New York fanden allerdings aufgrund von Zinsspekulationen nur begrenzt Beachtung, sodass die Dynamik verhalten blieb. Eine Gewinnwarnung von Fujitsu dämpfte zwischenzeitlich zusätzlich die Stimmung. Darüber hinaus hielt sich im Markt die Verunsicherung über die politischen Spannungen zwischen China und Japan.

An den europäischen Börsen fielen die Kurseinbußen im Wochenvergleich kräftiger aus als bei ihren überseeischen Pendants. Allerdings hatten diese schon vorher deutlicher reagiert, sodass in Europa die Entwicklung nur zeitverzögert nachvollzogen wurde. Für enttäuschte Gesichter sorgte letzten Montag der Gewinneinbruch des niederländischen Elektronikkonzerns Philips. Die Stabilisierungstendenz in der zweiten Wochenhälfte wurde aber auch von hiesigen Unternehmensdaten unterstützt. So übertraf Nokia mit seinen Geschäftszahlen die Prognosen. Der finnische Handyhersteller konnte mit der durchgeführten Produktoffensive seinen Umsatz kräftig steigern. In Deutschland kamen Unternehmenszahlen von SAP, die bei den Anlegern eine positive Resonanz fanden. In den vergangenen Monaten konnte der Walldorfer Softwareentwickler von den Übernahme- und Integrationskämpfen der Konkurrenten profitieren und entsprechende Verunsicherungen für Kundenabwerbungen nutzen. Zu den größten Wochenverlierern gehörte hingegen die Volkswagen-Aktie, woran auch die vorgelegten Quartalszahlen nichts änderte. Europas größter Autobauer ist zwar dank seines Sparprogramms "ForMotion" mit mehr Gewinn in das neue Jahr gestartet und konnte im angeschlagenen Automobilbereich das Ergebnis verbessern. Allerdings gibt es noch genug Belastungsfaktoren wie beispielsweise das rückläufige China-Geschäft.

Ausblick: In den nächsten Tagen setzt sich die Quartalsberichtsaison weiter fort und gewinnt vor allem in Europa an Schwung. Am heutigen Montag wenden sich die Blicke auf Konjunkturseite insbesondere dem deutschen Ifo-Geschäftsklimaindex zu, der für die europäische Wirtschaftsentwicklung von besonderer Bedeutung ist. Im weiteren Wochenverlauf kommen dann aus den USA Angaben zu den Hausverkäufen, dem Verbrauchervertrauen und den Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter. Darüber hinaus wird die erste Schätzung zum amerikanischen BIP-Wachstum im ersten Quartal 2005 veröffentlicht. Insbesondere diese Zahl wird von den Marktteilnehmern mit Spannung erwartet.

Quelle: Union Investment

Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 113,2 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende März 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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