Kommentar
14:37 Uhr, 27.07.2010

Quartalsberichte stimmen Anleger optimistisch

Positive Quartalszahlen und überraschend gute Konjunkturzahlen aus der Eurozone haben an den internationalen Aktienindizes zu steigenden Notierungen geführt. Das Ergebnis des europäischen Banken-Stresstests ließ die Marktteilnehmer kalt und sorgte für wenig Kopfzerbrechen.
Quartalsberichte stimmen Anleger optimistisch

Wie in den letzten Monaten schon oft beobachtet, folgten einer vergleichsweise schwachen Vorwoche nun wieder einige Handelstage mit Kursgewinnen. Die volatile Seitwärtstendenz blieb den internationalen Aktienindizes somit erhalten. Für den positiven Unterton an den US-Börsen sorgten vor allem die guten Quartalsberichte. Bislang haben etwa ein Drittel der im S&P 500 notierten Werte ihre Zahlen vorgelegt. 85 Prozent übertrafen dabei die Gewinnerwartungen der Analysten. Bei mehr als zwei Drittel der Unternehmen fielen zudem auch die Umsätze höher als zuvor erwartet aus. Der Gewinnsprung ist somit also nicht nur allein auf Einsparmaßnahmen zurückzuführen. Wenn man in diesen positiven Berichten etwas bemängeln kann, dann den Umstand, dass die Erwartungen nicht mehr so deutlich übertroffen wurden, wie das noch im ersten Quartal der Fall war. Nachdem die Ergebnisse zuletzt jedoch ungewöhnlich stark gestiegen waren, ist es nur zu verständlich, dass sich dieser Trend nicht ohne Weiteres in die Zukunft fortschreiben lässt.

Die US-Konjunkturdaten fielen hingegen schwach aus. Weiterhin bleiben der Häuser- und der Arbeitsmarkt die Problemkinder von Vater Staat. Nach dem Auslaufen der Förderungen kommt der Immobilienmarkt nicht in Schwung und auch die Anträge auf Arbeitslosenhilfe stagnieren auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Angesichts der guten Quartalszahlen fanden die Nachrichten jedoch kaum Berücksichtigung, sodass der Dow Jones Industrial Average im Wochenvergleich 3,2 Prozent zulegen konnte und wieder auf dem Stand zu Jahresbeginn notiert.

Europa überrascht mit guten Konjunkturdaten

In Europa beginnt erst in dieser Woche die heiße Phase der Berichtssaison, sodass den vorgelegten Konjunkturdaten in den letzten Tagen eine größere Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Dabei setzte sich der im Vergleich zu US-Wirtschaft positive Trend weiter fort. Während die Daten in den USA leicht rückläufig sind, legten viele europäische Indikatoren weiter zu. Unerwartet stark fiel etwa der Einkaufsmanagerindex aus. Das Zugpferd innerhalb Europas bleibt dabei Deutschland, was auch der Ifo-Geschäftsklimaindex signalisierte. Im Juli verbesserte sich die Stimmung der deutschen Wirtschaft so stark wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Dementsprechend traten die Sorgen vor einem Double Dip vorerst in den Hintergrund und der Dax legte im Vergleich zur Vorwoche 2,1 Prozent zu. Größter Gewinner war die Aktie von ThyssenKrupp, die sich um ca. 7,5 Prozent verteuerte, nachdem der Weltstahlverband eine Produktionssteigerung von 30 Prozent bekannt gab.
Banken-Stresstest ohne Auswirkungen

Der am Freitag vorgelegte und mit Spannung erwartete Stresstest, an dem 91 europäische Banken teilnahmen, blieb letztlich ohne Auswirkungen auf den Aktienmarkt. Bereits im Vorfeld war eine Reihe von Details durchgesickert, sodass es nicht überraschte, dass neben der deutschen Hypo Real Estate auch eine griechische Bank und fünf spanische Institute durchfielen. Ausgangslage für den Test waren drei Risikoszenarien zu denen die Kreditinstitute aufgefordert waren, ihre Verluste zu kalkulieren. Dabei wurde ein BIP-Rückgang von drei Prozent für die Jahre 2010 und 2011, Aktienmarktverluste von jeweils 20 Prozent und eine Verschlechterung der Kreditwürdigkeit (Rating) unterstellt. Um zu bestehen, musste jede Bank auch danach noch eine Kernkapitalquote von sechs Prozent aufweisen gesetzlich vorgeschrieben sind lediglich vier Prozent.

Alles in allem sind die Ergebnisse positiv zu interpretieren und die gesamte Finanzbranche atmete auf. Auch Vertreter der Bundesbank zeigten sich zuversichtlich, dass das Marktvertrauen als Folge des Stresstests wieder zunimmt. Für das gute Abschneiden der deutschen Banken war auch die bereits umfangreich erfolgte Ausstattung mit Eigenkapital verantwortlich. In den letzten Monaten haben nahezu alle Banken entsprechendes Kapital aufgenommen und sich somit eine gute Ausgangslage geschaffen. Neun der 14 deutschen Institute haben selbst im größten Stressszenario noch eine Eigenkapitalquote von über acht Prozent, - also mehr als das Doppelte was der Basler Ausschuss vorschreibt. Positiv ist auch, dass alle Landesbanken den Test bestanden haben.

Es gab jedoch auch kritische Stimmen. Einige Marktteilnehmer hätten sich wohl gewünscht, dass auch eine erneute Finanzkrise in einem eigenständigen Szenario berücksichtigt worden wäre. Vermutlich bedarf es aber keinen Stresstest um zu wissen, dass dann deutlich mehr Banken durchgefallen wären. Es bleibt nun abzuwarten, inwieweit der Test den Banken hilft, eventuelle Regulierungsmaßnahmen abzumildern. Viele Experten drängen trotz der guten Ergebnisse auf strengere Regeln, denn die Krise in der Eurozone hat gezeigt, wie schnell vermeintlich sichere Staatsanleihen zur Gefahr für den Fortbestand einer Bank werden können.

Ausblick

Auf Unternehmensseite bleibt der Blick auf die Quartalszahlen gelenkt. In der kommenden Woche wird ein Großteil der Dax-Konzerne berichten, darunter Daimler, die Deutsche Bank und VW.

Kurz vor dem Wochenende wird mit der ersten Schätzung zum US-BIP im zweiten Quartal die wichtigste Konjunkturzahl der Woche präsentiert. Nachdem der Wert für das erste Quartal mehrfach nach unten revidiert wurde, sind die Erwartungen mit einem Plus von 2,7 Prozent eher verhalten.

Quelle: Union Investment

Gegründet im Jahr 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 161,9 Mrd. Euro verwaltete die Gesellschaft per 30. September 2009, davon 99,5 Milliarden Euro in Publikumsfonds. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4,6 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.

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