Kommentar
08:51 Uhr, 19.10.2018

"Quantitative Tightening" löst QE global ab - was sind die Folgen?

Global ist QE in einem Stop-und-go-Modus. Die EZB kauft noch Anleihen im Volumen von 15 Mrd. pro Monat. Die amerikanische Notenbank reduziert ihre Bilanz um knapp 50 Mrd. pro Monat. Unterm Strich ergibt das bereits ganz grob einen negativen Betrag von ca. 35 Mrd. pro Monat.

Zum Glück gibt es noch die japanische Notenbank, die bisher kein Ende von QE verkündet hat. Sie hält sich allerdings seit mehreren Quartalen an einen sehr spezifischen Rhythmus. In den ersten beiden Monaten eines neuen Quartals werden Anleihen gekauft. Im Juli und August waren es zusammen 120 Mrd. Dafür werden im dritten Monat des Quartals Anleihen verkauft. Zuletzt waren es 55 Mrd. Dollar.

Im September wurden dem Markt so global 60 Mrd. Dollar entzogen. Je nachdem wie viele Anleihen die japanische Notenbank im Oktober kauft, kommen wieder ein paar Milliarden hinzu. Setzt sich der Trend fort, wird im Dezember erstmals die Marke von 100 Mrd. beim Liquiditätsentzug überschritten (Grafik 1).

Beendet die EZB ihr Programm wie geplant Ende des laufenden Jahres, kommt es ab März 2019 zu einem kontinuierlichen Quantitative Tightening (QT). Die japanische Notenbank kann dann das QT der US-Notenbank nicht mehr ausgleichen. Bis Jahresende 2019 steigt der Liquiditätsentzug auf 50 Mrd. pro Monat (Grafik 2).

Wen das zunächst beunruhigt, kann sich entspannen. QE hat in den vergangenen Jahren so viel Geld ins System gepumpt, dass es viele Jahre dauern wird, bis der Überschuss abgebaut ist. Die Überschussreserven, die gebildet wurden, sind inzwischen auf gigantische 6 Billionen Dollar angestiegen (Grafik 3).


Auf die USA entfallen noch 1,7 Billionen, auf die Eurozone ca. 1,15 Billionen und auf Japan der Rest. Dieses Geld liegt einfach herum. In der Eurozone müssen Banken die Überschussreserven zu negativen Zinsen bei der Zentralbank parken. In den USA gibt es für den gleichen Prozess immerhin positive Zinsen. Eine Reduktion der Überschussreserven entzieht Banken einen risikolosen Gewinn.

In Japan gibt es kein Geld für Überschussreserven. Das ist aber auch nicht der eigentlich relevante Punkt. Relevant ist, dass diese Überschussreserven erst einmal verschwinden müssen, damit man wirklich von einem Liquiditätsentzug sprechen kann. Erst wenn die Reserven wieder ein Normalmaß erreicht haben, ist die Geldpolitik wirklich straff. Davon sind wir noch viele Jahre entfernt.

Die Abwicklung von QE bzw. weg von QE und hin zu QT ist erst einmal kein Problem. Zudem hat die Fed inzwischen die Vorteile höherer Reserven im System erkannt. Eine Abschöpfung der Reserven zurück auf ein Niveau wie Anfang 2008 ist unwahrscheinlich. Das macht das System am Ende robuster.

QT ist effektiv kein Problem. Problematischer ist der Leitzins. Dieser verteuert Schulden effektiv. Zinsveränderungen sind sehr viel schlagkräftiger als QT.

Eröffne jetzt Dein kostenloses Depot bei justTRADE und profitiere von vielen Vorteilen:

  • 25 € Startguthaben bei Depot-Eröffnung
  • ab 0 € Orderprovision für die Derivate-Emittenten (zzgl. Handelsplatzspread)
  • 4 € pro Trade im Schnitt sparen mit der Auswahl an 3 Börsen & dank Quote-Request-Order

Nur für kurze Zeit: Erhalte 3 Monate stock3 Plus oder stock3 Tech gratis on top!

Jetzt Depot eröffnen!

1 Kommentar

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen
  • hokuspokus
    hokuspokus

    "In den ersten beiden Monaten eines neuen Quartals werden Anleihen gekauft, ... im dritten verkauft."

    Das mag im bisherigen Jahresverlauf zugetroffen haben. Der Nikkei ist jedoch seit Anfang des 4. Quartals massiv um 10% gefallen, wobei er hier sicher auch den Vorgaben aus US folgt. Für eine Geldschwemm via Anleihenkäufe spricht das m.E. aber nun wirklich nicht .

    09:39 Uhr, 19.10. 2018

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

Mehr über Clemens Schmale
  • Makroökonomie
  • Fundamentalanalyse
  • Exotische Basiswerte
Mehr Experten