Die Strategie des Jahres
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Einfach ist häufig gut. Ausnahmen gibt es. Ob eine Ausnahme vorliegt, dazu später mehr. Zunächst soll beleuchtet werden, worum es überhaupt geht. Es geht um eine Form der Buy-the-Dip-Strategie. Jeden Rücksetzer zu kaufen, ist das Motto der letzten Jahre gewesen. Vor allem Privatanleger haben Rücksetzer mit Freude und Überzeugung gekauft.
Bisher hat sich diese Verhaltensweise bezahlt gemacht. Das Verhalten wurde eintrainiert, wenn man so will und es geht auf das Jahr 2020 zurück. Der Covid-Crash war eindrücklich. Zunächst wussten weder Notenbank noch Regierung, was sie tun sollten. Gleichzeitig kamen wir aber aus einer Zeit, in denen Notenbanken sehr stark das Marktgeschehen beeinflussten.
Alle vermuteten, dass Notenbanken im Notfall einspringen würden. Das wurde 2020 eindrucksvoller als je zuvor bestätigt. Insbesondere die US-Notenbank machte vor, wie es geht. Sie kündigte nicht nur an, dass sie unbegrenzt Staatsanleihen kaufen würde, sondern versicherte der Regierung auch indirekt, dass sie den Staat finanzieren würde. Powell selbst sagte: Jetzt ist nicht der Moment, um sich über die Verschuldung Sorgen zu machen.
Die Regierung machte davon Gebrauch. Das größte Stützungspaket aller Zeiten wurde aufgelegt. Spätestens seit dieser Periode sind sich Anleger sicher, dass eigentlich nichts schiefgehen kann. Es ist nicht die Frage, ob interveniert wird, sondern ab welchem Kursniveau. Selbst wenn man in Korrekturen und Crashs zu früh kauft, mittelfristig kann nichts schiefgehen.
Inzwischen sind Anleger so weit, dass sie gar nicht auf größere Rücksetzer warten. Fallen Kurse an einem Tag, steigen sie am nächsten Tag im Durchschnitt so kräftig wie seit 2020 nicht mehr. Vor 2020 gab es nur ein einziges Jahr mit ähnlichen Kursgewinnen nach einem Verlusttag (Grafik 1).
Dieses Phänomen ist zwar nicht ganz neu, aber ein Phänomen der vergangenen 20 Jahre. Blickt man weiter zurück, lässt sich eine ganz andere Systematik erkennen. Bis Anfang des Jahrtausends wurden Kursverluste an einem Tag mit Kursverlusten am nächsten Tag quittiert (Grafik 2).
Es hat sich etwas Fundamentales verändert. Was sich verändert hat, ist vor allem die Partizipation am Aktienmarkt. Immer mehr Privatanleger interessieren sich für die Börse, aber nicht nur das. Es ist auch deutlich einfacher geworden, aktiv zu handeln. Auch die Kosten spielen eine Rolle. Wer schon länger dabei ist, kann sich daran erinnern, dass ein einzelner Trade einmal mindestens einen zweistelligen Eurobetrag kostete. Kurzfristiges Trading für kleine Kursgewinne mit kleinen Beträgen machte keinen Sinn.
Die Art und Weise, wie Anleger handeln können und wie viele sich beteiligen, macht einen Unterschied. Deswegen ist Buy-the-Dip dennoch nicht ein garantierter Gewinn. Das gilt vor allem in diesem Jahr. Es gibt nämlich ein Problem. Wer am Ende eines Verlusttages kauft, um den Kursgewinn am nächsten Tag mitzunehmen, läuft Gefahr, dass die Kurse am nächsten Tag doch fallen.
Ist dies der Fall, liegt das Kursplus am dritten Tag bei nur noch 0,1 %. Man hat am zweiten Tag, einem Verlusttag, mehr verloren, als man am dritten Tag gewinnt. Das gilt bei dreitägigen Verlustserien noch mehr. Sind drei Tage hintereinander negativ, liegt die durchschnittliche Rendite am vierten Tag deutlich im Minus (Grafik 3).
Man kann nur profitieren, wenn man unglaublich diszipliniert nach Verlusttagen maximal 24 Stunden investiert ist. Die Kursgewinne sind klein. Je nach Positionsgröße und Kosten ist es nicht mehr sinnvoll, dabei mitzumachen. Wer länger als 24 Stunden hält, läuft zudem Gefahr, in eine Verlustserie zu laufen. Buy-the-Dip ist 2025 zwar so lukrativ wie selten zuvor, allerdings mit der großen Einschränkung, dass man auch schnell wieder verkaufen muss. Es gilt nicht Buy-the-Dip-and-Hold.
Also die Aussage dieses Beitrags kann ich jetzt nicht ganz verstehen. Wenn man sich anschaut, wie sich die meisten Kurse seit dem Liberation Day entwickelt haben, steht ein überwiegender Teil aktuell im Plus. Warum sollte man also nach weinigen wieder verkaufen, wenn man doch die Aussicht auf eine größere Erholung vor sich hat?
Es kommt eben wie immer auf den Betrachtungszeitraum an, ob man also drei Tage, eine Woche, oder einen Monat vergleicht. Auf längere Sicht haben die Aktienmärkte aber in den letzten Jahren zuverlässig haussiert. Auf kurze Sicht (Tage) ist es extrem schwierig, eine zutreffende Prognose zu treffen, insbesondere wenn politische Tagesstatements hineinspielen.
Interessant! Welche Daten liegen der Auswertung zugrunde?