Kommentar
11:28 Uhr, 01.11.2025

Probleme am Interbankenmarkt: Notenbank muss Geld verleihen!

US-Banken hatten in den vergangenen Tagen massive Finanzprobleme und mussten in Rekordhöhe auf die sogenannte Standing Repo Facility (SRF) der US-Notenbank Fed zurückgreifen.

Insgesamt 50,35 Mrd. USD besorgten sich US-Banken über die sogenannte Standing Repo Facility (SRF) von der US-Notenbank Fed alleine am Freitag. Damit wurde das Instrument so stark genutzt wie noch nie seit Einführung im Jahr 2021. Bereits seit September 2025 und verstärkt ab Mitte Oktober hatten sich die Banken immer wieder auf diese Weise Geld besorgt.

Quelle: https://www.newyorkfed.org/markets/desk-operations/repo

Staatsanleihen und Hypothekenpapiere gegen Geld

Konkret übergaben die Banken US-Staatsanleihen als Sicherheit an die Fed und erhielten im Gegenzug 29,4 Mrd. USD. Für ebenfalls hinterlegte Hypothekenpapiere wurden den Finanzinstituten 20,95 Mrd. USD gutgeschrieben, wie Informationen der New York Fed zeigen. Die New Yorker Niederlassung der Notenbank führt die Offenmarktoperationen der Fed aus. Die SRF-Geschäfte erfolgten zu einem Zins von 4,0 % p.a., was der oberen Grenze der aktuellen Leitzinsspanne von 3,75 % bis 4,00 % entspricht.

Die Geschäfte der Standing Repo Facility (SRF) der US-Notenbank Fed sind grundsätzlich Übernachtgeschäfte mit einer Laufzeit von einem Werktag ("overnight"), bzw. in diesem Fall über das Wochenende. Die Fed kauft dabei Wertpapiere, meist US-Staatsanleihen, von Banken oder anderen berechtigten Instituten und verkauft sie am nächsten Geschäftstag an die Banken automatisch zurück, zu einem marginal höheren Preis, der dem fälligen "Zins" des Geschäfts entspricht.

Die Rekord-Inanspruchnahme der SRF deutet auf Finanzprobleme im US-Interbankenmarkt hin. Offenbar hatten die betroffenen Institute Probleme, sich bei anderen Banken zu finanzieren, wie dies normalerweise der Fall ist.

Parallel zur SRF-Inanspruchnahme flossen 51,8 Mrd. USD über die sogenannte Reverse Repo Facility an die Fed zurück. Dies deutet ebenfalls auf eine angespannte Liquiditätslage hin, weil andere Banken ihre überschüssigen Mittel offenbar lieber bei der US-Notenbank parkten, als diese Gelder (wie üblich) über Nacht (bzw. in diesem Fall über das Wochenende) an andere Finanzinstitute zu verleihen.

Monatsende könnte zu Liquiditätsengpässen beitragen

Zum Monats- sowie zum Quartalsende ist es üblich, dass sich die Finanzlage am US-Interbankenmarkt zuspitzt, weil Unternehmen, Banken und staatliche Behörden Zahlungen in hoher Summe leisten müssen. Normalerweise beziehen Banken diesen Umstand allerdings in ihre Planungen mit ein und besorgen sich trotz der angespannten Finanzlage Geld bei anderen Marktteilnehmern. Im aktuellen Umfeld könnte auch der Shutdown der US-Regierung dazu beigetragen haben, dass sich die Liquiditätssituation der Banken zum Monatsende anders als gewöhnlich entwickelt hat.

Viele Institute reduzieren zum Monatsende ihre Kreditvergabe und schichten Liquidität um. Am Freitag stiegen verschiedene kurzfristige Finanzierungssätze deutlich über den oberen Rand der Zielspanne des Fed-Leitzinses von 4 % hinaus an. Dies deutet ebenfalls auf eine angespannte Finanzsituation hin und sollte eigentlich nicht der Fall sein.

Beim Zinsentscheid am Donnerstag hatte die US-Notenbank Fed angekündigt, dass das sogenannte Quantitative Tightening (QT) zum 1. Dezember beendet wird. Die Bilanzsumme der Fed ist seit dem Höchststand von 9 Bio. USD im Sommer 2022 durch das QT-Progamm auf aktuell rund 6,6 Bio. USD geschrumpft. Dieser Rückbau der Fed-Bilanz erfolgte im Wesentlichen durch das Auslaufenlassen von fälligen Staatsanleihen und Hypothekenpapieren, die von der Fed während der Pandemiezeit erworben wurden. Durch den Bilanzabbau wurde Geld aus dem US-Interbankenmarkt gesaugt, was auch mit den jüngsten Liquiditätsproblemen zusammenhängen könnte.

Bessern sich die Liquiditätsprobleme oder steckt "mehr" dahinter?

Experten erwarten, dass sich die Finanzierungsprobleme der US-Banken nach dem Monatsende in der kommenden Woche wieder bessern. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass die Fed durch ihren Bilanzabbau inzwischen so viel Liquidität aus dem System gesaugt hat, dass Probleme bestehen bleiben.

Besorgniserregend ist außerdem, dass sich Banken offenbar gegenseitig misstrauen und einige Finanzinstitute lieber Geld bei der Fed parken, als es anderen Banken zur Verfügung zu stellen, wie es in normalen Zeiten der Fall ist. Dies könnte auf öffentlich noch unbekannte Faktoren zurückzuführen sein.

Fazit: Die Rekordnutzung der Standing Repo Facility deutet auf erhebliche Spannungen im US-Geldmarkt hin. Während Experten auf kurzfristige Effekte durch das Monatsende verweisen, werfen die anhaltenden Liquiditätsengpässe Fragen zur Stabilität des Interbankenmarkts und zu den Folgen des Bilanzabbaus der Fed auf. Die Geldprobleme der US-Banken könnten auch Symptome oder Vorzeichen einer größeren Krise im US-Finanzsystem sein.

Lernen, traden, gewinnen

bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!

Jetzt kostenlos teilnehmen unter tradingmasters.de

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen