Kommentar
18:26 Uhr, 30.01.2018

Privatanleger: Als Trader doch gar nicht so schlecht?

Privatanlegern wird nachgesagt, dass sie kaufen, wenn die Kurse hoch sind und verkaufen, wenn sie niedrig sind. Umgekehrt wäre natürlich besser.

Privatanleger müssen für viele Dinge herhalten. Einerseits sind sie ein hervorragender Kontraindikator und andererseits ziehen auch die Profis gerne über die dummen Privatanleger her. Beides kommt nicht von ungefähr. Privatanleger haben tatsächlich die Tendenz dazu, extrem prozyklisch zu agieren.

So wundert es nicht, dass Privatanleger erst in den letzten zwei Jahren ihre Aktienquoten hochgefahren haben. Der Bullenmarkt mag noch einige Zeit lang laufen, doch man kann kaum von der Hand weisen, dass ein Großteil der Bewegung bereits hinter uns liegt. Während Privatanleger konservativ blieben, verdreifachte sich der US-Markt. Eine nochmalige Verdreifachung in der letzten Phase des Bullenmarktes ist unwahrscheinlich.

Es wird also vermutlich auch dieses Mal wieder so kommen wie immer. Anleger beginnen erst so richtig zu kaufen, wenn die Party schon fast vorbei ist. Das müsste allerdings nicht sein. Intuitiv sind Privatanleger gar nicht so schlecht unterwegs. Sie sind zwar prozyklisch, aber das Gefühl trügt sie nicht.

Die Universität Michigan befragt Privatpersonen zu unterschiedlichen Themen. Bei einer Frage geht es um die Zuversicht über den Aktienmarkt. Die Zuversicht, dass der Markt in einem Jahr höher stehen wird als heute, ist derzeit rekordverdächtig hoch (siehe Grafik). Das bedeutet, dass man vorsichtig werden sollte. Zu viel Euphorie bei Privatanlegern ist oft kein gutes Signal.

Ein hoher Wert allein ist aber noch kein Grund zu verkaufen. Privatanleger haben durchaus ein Gespür dafür, wann der Markt dreht. Das Hoch der Zuversicht wird Monate vor dem Hoch bei Aktien ausgebildet. Das eigentliche Signal ist also die Divergenz zwischen Zuversicht und Kursgeschehen. Sinkt die Zuversicht, steigen die Kurse aber weiterhin, sollte man ans Verkaufen denken.

Bei Privatanlegern trübt sich die Stimmung vor der Trendwende ein. Sie haben es also durchaus im Griff zu erkennen, wann es kritisch wird. Das Problem dabei: sie handeln nicht entsprechend. Sie sind zwar skeptisch, trauen sich aber auch nicht ihre Aktien zu verkaufen. Profis sind hier einfach besser. Sie reagieren schneller und überlegen nicht erst ein Jahr lang, ob es jetzt wirklich das Hoch war oder nicht.

Zwischen Stimmung und einer effektiven Handlung vergehen bei Privatanlegern zu viele Monate. Sie sind risikoavers und steigen deswegen erst spät in den Markt ein. Gleichzeitig wollen sie auch keine Verluste realisieren und bleiben deswegen zu lang im Markt drin. Sind die ersten Verluste auf dem Papier da, ist es psychologisch schwierig diese Verluste auch zu realisieren. Lieber wartet man und hofft.

Professionellen Tradern gehen genau die gleichen Gedanken durch den Kopf. Der Unterschied sind letztlich Regeln – und noch wichtiger: das Halten an die Regeln. Hier versagen Privatanleger zu häufig. Man kann daher nicht oft genug betonen wie wichtig Disziplin an der Börse ist. Ein recht mechanischer Anlageansatz macht natürlich weniger Spaß. Wenn man Geld verdienen will, führt daran aber kaum ein Weg vorbei.

Clemens Schmale

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4 Kommentare

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  • pegoli
    pegoli

    Ein weiter Fehler: Sie glauben noch sog. Experten auf diversen Plattformen 😉

    12:19 Uhr, 31.01. 2018
  • Der Bär
    Der Bär

    Bingo!

    Disziplin, Disziplin und nochmal Disziplin! (-;

    23:35 Uhr, 30.01. 2018
  • thomas84
    thomas84

    Till 21800 thursday

    22:08 Uhr, 30.01. 2018
  • thomas84
    thomas84

    Nikkei at least 22200

    22:07 Uhr, 30.01. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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