Kommentar
17:07 Uhr, 25.03.2019

Positive Effekte von Trumps Steuerreform verpuffen

Eine Steuerreform sollte der US-Wirtschaft helfen, endlich wieder mit mehr als 3% zu wachsen. Tatsächlich hat die Steuerreform dem Wachstum nicht geholfen.

Man kann die Effekte einzelner Reformen nicht mit absoluter Sicherheit zuordnen. Soviel sei vorweg gesagt. Es wird allerdings immer offensichtlicher, dass die Steuersenkung für Wachstum wenig gebracht hat.

Das vergleichsweise hohe Wachstum im vergangenen Jahr kann man zu großen Teilen dem Staat zuschreiben. Dieser hätte seine Ausgaben eigentlich eingrenzen sollen. Es wurde aber ein „kleines“ Konjunkturprogramm beschossen, indem die Ausgaben um zusätzlich 300 Mrd. Dollar erhöht wurden.

Bei einer Wirtschaftsleistung von 20 Billionen ist das eine ganze Menge, nämlich 1,5 %. Man kann deswegen nicht einfach sagen, dass die Hälfte des Wachstums im vergangenen Jahr (3 %) auf Staatsausgaben zurückzuführen ist. So einfach ist die Rechnung dann doch nicht. Vielmehr lag der Beitrag im Bereich von 0,3 Prozentpunkten, wenn man den Regierungsangaben glaubt.

Ohne diese Mehrausgaben war das Wachstum nicht wesentlich höher als in den Jahren zuvor. 2014 und 2015 wuchs die Wirtschaft um 2,5 % und 2,9 %. Das Wachstum war 2018 also nicht wesentlich höher als in anderen Jahren nach der Krise, obwohl es neben höheren Staatsausgaben auch noch eine Steuersenkung gab.

Die Steuern wurden für Haushalte und Unternehmen gesenkt. Haushalte hatten vergleichsweise wenig davon. Je mehr Einkommen man hatte, desto mehr profitierte man auch. Wer allerdings bereits 500.000 an Einkommen hat und nach der Reform noch einmal 20.000 mehr, gibt deswegen trotzdem nicht unbedingt mehr aus. Das tun die, die wenig verdienen. Werden hier 1.000 Dollar an Steuern gespart, fließen diese für gewöhnlich in den Konsum.

Die Einkommenssteuersenkung hat wenig Einfluss gehabt. Der Konsum wuchs in den Vorjahren weitaus schneller als 2018. Ein Konsumfeuerwerk wurde also nicht entfacht. Es ist fast so, als hätte es die Steuersenkung gar nicht gegeben.

Was bleibt, das ist der Effekt der Unternehmenssteuersenkung. Auch hier ist wenig Positives zu vermelden. Einerseits wurden die Steuern generell gesenkt, andererseits wurde auch die Besteuerung von Auslandsgewinnen aufgegeben. Dies sollte zur Rückführung von Auslandsgewinnen führen. Das Geld, so die Logik, würde dann für Investitionen genutzt werden.

Vor der Reform hätten Unternehmen ihre Auslandsgewinne zum US-Steuersatz versteuern müssen, wenn sie die Gewinne in die USA geholt hätten. Das haben sie größtenteils nicht getan, um Steuern zu sparen. Die Steuern wurden nun aufgegeben. Dafür wurde einmalig eine Steuer auf die bereits angehäuften Auslandsvermögen erhoben.

Derzeit können US-Unternehmen jedenfalls ihr Geld heimholen, ohne zusätzlich belastet zu werden. Das haben sie auch getan, zumindest im ersten und zweiten Quartal 2018. Über 300 Mrd. wurde in die USA transferiert (siehe Grafik). Vor der Reform häuften US-Unternehmen über 50 Mrd. an Gewinnen an – jedes Quartal.

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Ein Teil wurde nun zurückgeholt. Die Notenbank hat genau untersucht, was mit diesem Geld geschehen ist. Es wurde nicht investiert, sondern in Dividenden und Aktienrückkäufe gesteckt. Ein Investitionsfeuerwerk blieb ebenso aus wie ein Konsumrausch.

Einen kleinen positiven Effekt hat es gegeben, vermutlich im Rahmen von 0,2 Prozentpunkten. Selbst dieser minimale Effekt versiegt nun. Unternehmen streichen Investitionspläne zusammen und horten im Ausland schon wieder Geld.

Als Anleger beschwere ich mich nicht. Es hat dem Aktienmarkt definitiv geholfen. Aus wirtschaftlicher Sicht war die Reform allerdings Unsinn.

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3 Kommentare

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  • G3ckOoo
    G3ckOoo

    Si sieht es aus. USA hat China den (Wirtschafts-) Krieg erklärt. Man schützt die eigenen Unternehmen. Um Wachstum geht es hier nicht, sondern um ein Abfedern des großen Knalls.

    10:45 Uhr, 26.03. 2019
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    wer wird denn dahinter eine gigantische Umverteilung von Vermögen vermuten ?

    19:12 Uhr, 25.03. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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