Analyse
13:20 Uhr, 08.11.2022

PORSCHE AUTOMOBIL HOLDING – Es ist kompliziert.. aber spannend!

Zum Thema Porsche ist in den vergangenen Wochen anlässlich des Börsengangs des Sportwagenbauers Porsche AG viel geschrieben worden. Inwiefern wirkt sich das auf die Geschäftsentwicklung der Porsche Automobil Holding (PAH) aus?

Erwähnte Instrumente

  • Porsche Automobil Holding SE - WKN: PAH003 - ISIN: DE000PAH0038 - Kurs: 58,600 € (XETRA)

Es ist nicht ganz einfach den Überblick beim Firmengeflecht PAH/VW/Porsche zu behalten, dies würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Die beiden Kernbeteiligungen der PAH sind VW (53,3 Prozent der Stammaktien) und Porsche AG (25 Prozent + eine Stammaktie). Darüber hinaus hält das Unternehmen noch Minderheitsbeteiligungen an neun internationalen Technologieunternehmen.

Für die Geschäftsentwicklung der PAH in den ersten neun Monaten 2022 war vor allem die Entwicklung bei VW maßgeblich, da die Porsche AG erst seit dem 28. September als eigenständiges Unternehmen börsennotiert ist.

VW verzeichnete in diesem Jahr bislang Fahrzeugauslieferungen von 6,06 (Vorjahr 6,95) Mio. Einheiten. Der Rückgang bei Pkw und leichten Nutzfahrzeugen belief sich auf 13,6 Prozent. Bei den Nutzfahrzeugen wurde hingegen ein Zuwachs von 11,1 Prozent verzeichnet. Die Umsatzerlöse stiegen auf 203,0 (VJ 186,6) Mrd. EUR und das Nachsteuerergebnis auf 12,77 (VJ 11,36) Mrd. EUR. Aufgrund des Porsche-Börsengangs fliesen VW 19,2 Mrd. EUR zu.

Die PAH hat im Zuge des Börsengangs von VW 25 plus eine Porschestammaktie erworben zum Preis von 88,69 EUR je Aktie. Der Gesamtkaufpreis lag bei 10,1 Mrd. EUR. Davon wurden 7,1 Mrd. EUR über Fremdkapital finanziert. Die restlichen 3 Mrd. EUR sollen durch den auf PAH entfallenden Anteil an der von VW auszuschüttenden Sonderdividende in Höhe von 19,06 EUR je VW-Aktie finanziert werden.

In den ersten neun Monaten hat der PAH-Konzern ein Nettoergebnis in Höhe von 4,03 (VJ 3,30) Mrd. EUR erzielt, wovon mit 3,73 (VJ 3,35) Mrd. EUR der größte Teil auf das Beteiligungsergebnis entfiel. Das Konzerneigenkapital lag zum Stichtag bei 51,62 (VJ 42,20) Mrd. EUR, was einer Eigenkapitalquote von 83,2 (VJ 99,2) Prozent entspricht. Für das Gesamtjahr wird ein Konzernergebnis zwischen 4,1 und 6,1 Mrd. EUR in Aussicht gestellt.

Fazit: Unter den deutschen Standardwerten gibt es derzeit kaum eine verwirrendere Gemengelage als das Konstrukt Porsche Automobil Holding/Volkswagen/Porsche AG. Fakt ist, dass die PAH-Aktie derzeit einen großen Abschlag auf den inneren Wert aufweist. Der VW-Anteil ist derzeit ca. 28,5 Mrd. EUR wert und der Anteil an der Porsche AG ca. 11,4 Mrd. EUR. Zusammen ergibt dies einen Wert von knapp 40 Mrd. EUR. Abzüglich der Nettofinanzverschuldung von ca. 6,5 Mrd. EUR verbleibt ein Wert von ca. 33,5 Mrd. EUR. Die PAH (Vorzugsaktien plus nicht börsennotierte Stammaktien) wird derzeit aber mit nur etwa 18 Mrd. EUR bewertet. Ein Holdingabschlag ist normal, in diesem Fall fällt er jedoch arg hoch aus. Selbst wenn man die durch den Kauf der Porsche-Stammaktien ansteigende Verschuldung ins Kalkül zieht, erscheint die Porsche Automobil Holding-Aktie vor diesem Hintergrund ein interessantes Investment zu sein.

Jahr 2021 2022e* 2023e*
Umsatz in Mio. EUR 116,00 130,50 142,00
Ergebnis je Aktie in EUR 14,90 15,07 14,67
KGV 4 4 4
Dividende je Aktie in EUR 2,56 4,87 3,84
Dividendenrendite 4,35 % 8,27 % 6,52 %
*e = erwartet
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Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Porsche Automobil Holding SE

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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