Analyse
12:50 Uhr, 23.03.2023

PORSCHE AUTOMOBIL HOLDING - Aktie mit fast 50% Abschlag auf den inneren Wert

Das abgelaufene Geschäftsjahr der VW-Dachgesellschaft war natürlich vom Erwerb der Sperrminorität bei der Porsche AG und deren Börsengang geprägt. Dies hat zu einer hohen Verschuldung des Unternehmens geführt.

Erwähnte Instrumente

  • Porsche Automobil Holding SE - WKN: PAH003 - ISIN: DE000PAH0038 - Kurs: 51,880 € (XETRA)

Die Verschuldungssituation wird auch in den kommenden Jahren eines der zentralen Themen bei der Porsche Automobil Holding (PAH) sein. Für den Erwerb von 25 Prozent plus einer Stammaktie des Sportwagenbauers Porsche AG blätterte die PAH 10,1 Mrd. EUR hin. Davon wurden 7,1 Mrd. EUR fremdfinanziert über ein internationales Bankenkonsortium. Die Nettoverschuldung des Unternehmens lag zum Jahresende 2022 bei 6,7 Mrd. EUR.

Schuldscheindarlehen sehr gefragt

Zur Refinanzierung der Bankverbindlichkeiten hat die PAH im Februar ein Schuldscheindarlehen im Volumen von 2,7 Mrd. EUR platziert. Der Schuldschein umfasst acht Tranchen mit fester oder variabler Verzinsung und Laufzeiten zwischen drei und zehn Jahren. Nach Unternehmensangaben erfreute sich das Finanzinstrument einer enormen Nachfrage, so dass das die Verzinsung, welche leider nicht näher quantifiziert wurde, am unteren Ende der Vermarktungsspanne festgelegt wurde. Zeichner waren institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen und Pensionsfonds.

Konzernergebnis von VW-Gewinn geprägt

Der Konzerngewinn der PAH stieg 2022 auf 4,8 (Vorjahr 4,6) Mrd. EUR. Davon entfielen allein 4,5 Mrd. EUR auf die Kernbeteiligung VW, an welcher die PAH 31,9 Prozent des Kapitals hält. Den Aktionären wird eine unveränderte Dividende in Höhe von 2,56 Euro vorgeschlagen. Angesichts der Verschuldungssituation erscheint es sinnvoll, die Ausschüttung erstmal nicht zu erhöhen.

Das Beteiligungsgeschäft entwickelte sich nach Unternehmensangaben weiter erfreulich. Die PAH ist weltweit an verschiedenen Firmen aus der Mobilitäts- und Industrietechnologie beteiligt, die zum Beispiel im Bereich E-Mobility, Quantencomputing, Cloud-Software, Sensorik und 3D-Druck tätig sind. Bislang wurden in das Beteiligungsgeschäft ca. 500 Mio. EUR investiert.

In Bezug auf die juristischen Auseinandersetzungen kann die PAH ebenfalls Erfolge vermelden. So hat das OLG Celle im Musterverfahren im Zusammenhang mit dem Erwerb der VW-Beteiligung alle von der Klägerseite eingebrachten Feststellungsziele zurückgewiesen oder für gegenstandslos erklärt. Auch wenn die Kläger Rechtsbeschwerde beim Bundesgerichtshof eingelegt haben, zeigt sich das PAH-Management sehr zuversichtlich, dass man sich letztlich durchsetzen wird. Im Dieselverfahren hat das OLG Stuttgart die Klagen in Höhe von 158 Mio. EUR gegen das Unternehmen abgewiesen. Dieses Urteil ist rechtskräftig.

Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Konzerngewinn zwischen 4,5 Mrd. und 6,5 Mrd. EUR angestrebt. Dieser hängt zum Großteil natürlich erneut vom Ergebnis der Volkswagen AG ab. Allerdings wird sich auch die Gewinnsituation der Porsche AG von nun an auf das Konzernergebnis auswirken. Aus der VW-Beteiligung wird mit einer Dividendensumme von ca. 1,5 Mrd. EUR gerechnet. Davon wird dann ein Teil in den Abbau des Schuldenbergs fließen, der sich zum Jahresende auf 6,1 Mrd. bis 5,6 Mrd. EUR reduzieren soll.

Fazit: Die Aktie der Porsche Automobil Holding SE notiert mit derzeit ca. 52 Euro nach wie deutlich unter ihrem inneren Wert, der grob überschlagen aktuell bei knapp über 100 Euro liegt. Zum einen sind Holding-Konstrukte nicht gerade Börsenlieblinge und zum anderen schreckt vermutlich die hohe Verschuldung potenzielle Investoren ab. Da die PAH so etwas wie die Vermögensverwaltung der Familien Porsche und Piech ist, kann man jedoch davon ausgehen, dass hier mit Um- und Weitsicht agiert wird. Ob die Porsche SE-VW-Porsche AG-Konstellation jedoch auf alle Zeiten so Bestand haben wird, zweifelt so mancher Marktbeobachter an. Ich bleibe hier trotz der unbefriedigenden Kursentwicklung weiter engagiert.

Jahr 2022 2023e* 2024e*
Umsatz in Mio. EUR 131,00 144,00 151,00
Ergebnis je Aktie in EUR 15,67 16,50 17,44
KGV 3 3 3
Dividende je Aktie in EUR 2,56 3,14 3,85
Dividendenrendite 4,96 % 6,08 % 7,45 %

*e = erwartet

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Über den Experten

Reinhard Hock
Reinhard Hock
Finanzmarktanalyst

Reinhard Hock ist seit über 25 Jahren an der Börse aktiv. Sein Interesse für die Finanzmärkte wurde während der Ausbildung zum Bankkaufmann geweckt. Später arbeitete er mehrere Jahre an der Börse Stuttgart und war dann jahrelang als freiberuflicher Redakteur mit dem Schwerpunkt Berichterstattung über Hauptversammlungen tätig. Dabei hat er sich ein umfassendes Wissen im Nebenwertebereich aufgebaut. Seit Oktober 2022 ist er bei stock3 für Fundamentalanalysen zuständig.

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