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10:27 Uhr, 11.02.2016

Politische Risikoprämie für Malaysia

In den meisten Ländern hätte die Verstrickung in dunkle Affären für den betroffenen Politiker das Ende seiner politischen Karriere bedeutet – nicht so in Malaysia.

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Den Haag (GodmodeTrader.de) - 2015 war für Malaysia ein Horrorjahr. So hatte der Rohstoffexporteur nicht nur mit sinkenden Rohstoffpreisen zu kämpfen, sondern durchlebte auch seine schwerste politische Krise der jüngeren Vergangenheit. Malaysias Premier Najib Razak ist in einen Politskandal verwickelt, nachdem knapp 700 Millionen US-Dollar auf mysteriöse Weise auf dem Privatkonto des Politikers eingingen. Offenbar stammt das Geld von einem unbekannten Spender aus dem Nahen Osten. Nach Angaben der malaysischen Anti-Korruptionsbehörde stammt das Geld jedoch nicht aus dem hoch verschuldeten staatlichen Investmentfonds 1Malaysia Development Berhad („1MDB“), dessen Beirat der Premierminister vorsitzt, wie Peter Sengelmann, Senior Portfolio Manager, Emerging Market & Asian Debt – Local Currency and Local Bonds bei NN Investment Partners, Singapur, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

So oder so, im Zuge des Skandals sei der Anleihekurs des 1MDB im September letzten Jahres um 28 Prozent gefallen, als Anleger einen möglichen Zahlungsausfall befürchteten. Nicht zuletzt fürchtete man auch, Najibs Partei könne sich im Zuge des Skandals selbst zerfleischen. Bei Protestmärschen habe man lautstark den Rücktritt des umstrittenen Premiers gesfordert. Vor diesem Hintergrund sei der Ringgit 2015 um fast 19 Prozent gegenüber dem US-Dollar gefallen und sei damit der schlechteste Performer in Asien gewesen. Das sei die Prämie, die für das politische Risiko in Malaysia zu zahlen sei, heißt es.

„In den meisten Ländern hätte die Verstrickung in dunkle Affären für den betroffenen Politiker das Ende seiner politischen Karriere bedeutet. Doch Najib hat die Schlammschlacht bislang gut überstanden. War sein politisches Überleben im vergangenen Jahr noch ungewiss, so besteht inzwischen allgemein Konsens, dass er seine Position gefestigt hat. Dazu hat sicherlich auch die Tatsache beigetragen, dass es bislang keinen echten Kandidaten für seine Nachfolge gibt. Hinzu kommt, dass Maßnahmen zum Abbau der Verschuldung des 1MDB, wie beispielsweise der Verkauf von Kraftwerken und Liegenschaften, Anlegern signalisiert hat, dass der Fonds über werthaltiges Vermögen verfügt und seine finanziellen Verpflichtungen vollumfänglich erfüllen will. Moody’s wies bereits Anfang Januar darauf hin, dass der Fonds kein systemisches Risiko für Malaysias Wirtschaft, Bankensektor oder öffentliche Finanzen darstellt“, so Sengelmann.

Für Anleger, die sich erst gerade wieder mit Malaysia anfreundeten, könnte es jetzt zu spät sein, um von 1MDB-Anleihen zu profitieren: Die Renditen seien mittlerweile von 9,5 Prozent im September auf nunmehr unter sieben Prozent gefallen. Der Ringgit erscheine indes unterbewertet, da er auf einem Niveau handele, das nicht die wirtschaftlichen Rahmendaten widerspiegele. Alle drei großen Rating-Agenturen bewerteten Malaysia mit „A“, das Land fahre immer noch einen Leistungsbilanzüberschuss (der im Zuge fallender Rohstoffpreise allerdings zurückgeht) und die Wirtschaft wachse jedes Jahr um rund fünf Prozent. Und dennoch sei der Ringgit die am stärksten unterbewertete Währung Asiens. Das ergäben jedenfalls die Berechnungen des realen effektiven Wechselkurses durch die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich, heißt es weiter.

„Wer weiß, wie lange der politische Frieden noch halten wird? Doch fürs Erste scheint Malaysia das Gröbste überstanden zu haben. Angesichts der 2018 anstehenden Parlamentswahlen werden Premier Najib und seine Partei der Wirtschaft sicherlich ihre volle Aufmerksamkeit widmen. Maßnahmen wie die verstärkten Staatsausgaben und Reformfortschritte zur weiteren Diversifizierung der Wirtschaft dürften die Marktstimmung heben. Im Gegenzug könnte sich Najibs Partei noch eine weitere Amtszeit sichern“, so Sengelmann.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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