Kommentar
08:52 Uhr, 08.03.2021

Politische Börsen haben kurze Beine – auch unter Biden?

Politische Entscheidungen können an der Börse für viel Unruhe sorgen. Meist ist der Effekt nur von kurzer Dauer. Gilt das auch für die neue US-Politik?

US-Wahlen sind nie nur US-Wahlen. Sie betreffen die ganze Welt. Vor den Wahlen wünschten sich viele einen Machtwechsel in den USA. Den haben sie bekommen. Es heißt aber nicht umsonst: Sei vorsichtig, was du dir wünschst. Biden stand nicht auf der Wunschliste von China oder Russland. Trumps Politik war laut, aber ineffektiv. Außer Säbelrasseln mussten Russland und China nicht viel befürchten. Das galt auch für den Iran oder Saudi-Arabien. Washington schaute bei der Ermordung von Jamal Khashoggi weg. Die neue Administration tut das nicht mehr. Keine zwei Monate ist Biden im Amt und schon ist der neue Ton zu spüren. Ob Militärschläge oder Sanktionen gegen Saudi-Arabien, Russland oder Myanmar, die USA greifen global durch. Das ist ein radikaler Kurswechsel, nicht nur zu Trumps Politik, sondern auch Obamas. Obama und Trump einte nicht viel. Der Wunsch nicht mehr die Weltpolizei zu sein, gehörte jedoch dazu. Die Welt und auch Anleger müssen sich auf eine sehr viel konfrontativere Politik einstellen.

Das klingt wenig intuitiv, denn Trump galt ja als sehr konfrontativ. Trump war aber vor allem laut. Getan hat er wenig. Russland und andere Staaten konnte sich alles erlauben. Das galt letztlich auch für China. Es konnte ungehindert im südchinesischen Meer expandieren, Arbeitslager errichten und internationales Recht in Hong Kong brechen.

Biden scheint nun entschlossen zu sein, all diese Versäumnisse nachträglich geradezurücken. In Windeseile werden Sanktionen beschlossen. Die Weltpolizei USA sind zurück und das wird politisch immer wieder für Unruhe sorgen. Können sich Anleger aber darauf verlassen, dass die Börse darauf nur kurzfristig reagiert?

Nicht unbedingt. Ein Beispiel ist Russland. Russland ist neben Saudi-Arabien das Ölexportland schlechthin. Die Währung wertet bei steigendem Ölpreis auf und fällt, wenn der Ölpreis fällt. Diese Korrelation gilt seit jeher (Grafik 1).


Im Detail ergibt sich seit Juni 2020 eine Divergenz. Juni 2020 war auch „zufällig“ der Monat, in dem Bidens Chancen auf die Präsidentschaft über 50 % stiegen. Seither kann der Rubel vom steigenden Ölpreis nicht mehr profitieren. Die neue Außenpolitik wirft ihre Schatten schon lange voraus. Man kann auch nicht von kurzen Beinen sprechen. Die Divergenz hält seit neun Monaten an. An der Börse sind neun Monate eine Ewigkeit.

Nun kann man sagen: Was interessiert mich der russische Finanzmarkt? Er ist ein Symptom dafür, was nun in Washington geschieht. Die Regierung setzt um, was sie für richtig hält. Dazu gehört das Stopfen von Steuerschlupflöchern, höhere Unternehmenssteuern, Zerschlagung von Monopolen, Regulierung usw. Werden diese Themen ebenso aggressiv umgesetzt wie derzeit außenpolitische, dürfte das Anleger eine Weile beschäftigen.

Clemens Schmale


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  • Bigdogg0806
    Bigdogg0806

    Biden stand mit Sicherheit auf der Wunschliste von China (vor Trump so oder so), einfach mal die Biden-Verbindungen nach China rausarbeiten statt einfach mal eine Behauptung in den Raum zu stellen.

    09:41 Uhr, 08.03. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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