Kommentar
08:01 Uhr, 23.08.2017

"Politik der drei Pfeile": Japan auf Erfolgsspur

Der Beginn der Abenomics jährt sich bald zum fünften Mal. Die Bilanz ist gemischt, unterm Strich aber besser als viele meinen.

In letzter Zeit hat man nicht mehr viel von den Abenomics gehört. Das liegt vermutlich vor allem daran, dass die Notenbank keine zusätzlichen geldpolitischen Lockerungen mehr beschlossen hat. Eine Zeit lang war das das einzige, was den Markt interessierte. Inzwischen ist die Abhängigkeit von immer neuen Lockerungen zurückgegangen.

Die Abenomics – oder die Politik der drei Pfeile – sollten Japan wieder auf Kurs bringen. Drei Maßnahmenpakete sollten die Wirtschaft anschieben: geldpolitische Lockerung, Konjunkturprogramme und Reformen. Im Vordergrund stand letztlich immer die Geldpolitik. Es gab Konjunkturprogramme, aber diese waren bestenfalls Strohfeuer. Reformen gab es so gut wie keine. Da blieb nur die Geldpolitik.

Die Bilanz der Geldpolitik ist gar nicht so schlecht. Japan konnte sich nach der Finanzkrise zwar wieder erholen, doch die Erholung aus eigener Kraft war bescheiden. Gemessen an den Unternehmensgewinnen (siehe Grafik) bliebt der Aufschwung weit unter den Vorkrisenjahren zurück.

Noch schlimmer als die Stagnation der Gewinne war die Stagnation der Wirtschaftsleistung. Nominell kam diese gar nicht mehr vom Fleck. Vor der Krise lag das BIP bei 4,82 Billionen Dollar. Während der Krise sank es auf 4,44 Billionen und konnte sich bis zum Beginn der Abenomics lediglich auf 4,5 Billionen verbessern.

Wichtiger als das nominelle BIP ist das reale BIP. Es zeigt die Kaufkraft. Immerhin konnte die Kaufkraft wieder auf das Vorkrisenniveau steigen, aber auch nicht darüber. Erst mit der neuen Politik gelang es, beide Werte wieder in die Höhe zu treiben.

Für die Bürger ist die Kaufkraft wichtig, also das reale BIP. Für die Gesamtwirtschaft ist aber auch der nominelle Wert relevant. Das liegt am Schuldensystem. Die Schulden sind nominelle Werte. Sie verändern sich nicht mit der Inflation. Sie bleiben so stehen wie sie sind. Wer etwa einen Kredit von 200.000 aufnimmt, muss auf diesen Betrag Zinsen zahlen und diese Summe auch irgendwann zurückzahlen. Ob die Inflationsrate positiv oder negativ ist, interessiert den Kredit nicht. Er bleibt bei 200.000.

Gibt es Inflation, steigen für gewöhnlich die Löhne. Ein Kredit lässt sich einfacher zurückzahlen. Bei negativer Inflation sinken die Löhne, die Schulden bleiben aber stehen. Das geht auf Dauer nicht gut. Ohne Inflation lassen sich Schulden kaum abbauen, vor allem, wenn man so hoch verschuldet ist wie Japan.

Seitdem Abe im Amt ist, hat sich die Lage etwas aufgehellt. Das nominelle BIP hat einen neuen Rekordwert erreicht. Feierlaune muss da noch nicht aufkommen. Das Niveau liegt knapp über dem aus dem Jahr 1997. Über 20 Jahre lang hat sich nichts getan.

Ob die Abenomics das kleine Wirtschaftswunder bewirkt haben, lässt sich nicht zweifelsfrei sagen. Es reicht auf Dauer nicht, um die Schulden abzubauen. Anleger scheint das nicht zu interessieren. Sie tun geradezu so, als ob es die Schuldenberge gar nicht gäbe. Wenn das so bleibt, sind die Perspektiven für Japan auf absehbare Zeit positiv.

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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