Platzt die Tech-Blase doch?
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„Seit Beginn dieses Jahres legte der New York Stock Exchange FANG+ Index um 85 Prozent zu. Zeitweise notierte er sogar 50 Prozent über seinem Höchststand vor der Corona-Krise. Verständlicherweise hatte dies bereits einige Marktbeobachter skeptisch werden lassen. Es war davon die Rede, dass diese Bewegungen sehr viel mehr mit der Jagd nach Rendite zu tun hätten als mit der Realität.
Doch es gibt auch sehr gute Argumente, die gegen diese pessimistische Sichtweise sprechen. Die überdurchschnittliche Entwicklung des US-Marktes und des US-Technologiesektors ist weder neu noch für eine Welt im Lockdown völlig realitätsfremd. Wir sollten zudem äußerst vorsichtig sein und nicht etwa glauben, dass der Markt oder gar ein bestimmter Sektor „dumm“ wären.
Mehrere Gründe für scheinbar irrationales Marktverhalten
Besonders auffällig war, dass sich die Kurse von US-Technologieaktien im August stark überdurchschnittlich entwickelten, obgleich schon seit Monaten keine relative Outperformance der Gewinne mehr erkennbar war. Im Gegenteil: Die Gewinne sind zuletzt sogar leicht gesunken. Interessant ist, dass Anleger darum nach Argumenten suchten, um ihre Präferenz für diese Aktien zu rechtfertigen. Gern wurde dabei angeführt, dass Technologieunternehmen häufig Vermögenswerte „mit langer Duration“ darstellen und ihre Kurse auch deshalb steigen, weil die Zinssätze sinken. So nachvollziehbar dieses Argument auch ist, schauen wir uns als Anleger mit einem verhaltensorientierten Ansatz lieber genauer die Fälle an, in denen Inkonsistenzen zu Tage treten. Warum, zum Beispiel, ist der Faktor Duration für Technologietitel wichtig, für andere erklärte Wachstumsbereiche des Marktes aber nicht? Warum sollte dies erklären, dass der Nasdaq im August um 10 Prozent zulegte, obgleich die Renditen der langfristigen US-Staatsanleihen stiegen?
Tatsächlich sind niedrige Zinsen wohl möglicherweise eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung, um die extreme Neubewertung zu rechtfertigen. Eine Analyse von AQR Capital Management hat die empirische Beziehung zwischen der Duration und der Faktor-Performance untersucht und festgestellt, dass es eine solche Relation praktisch nicht gibt.
Kursentwicklungen spiegeln fundamentalen Hintergrund wider
Bemerkenswert ist auch, dass die jüngste Korrektur in vielen Kommentaren als etwas Notwendiges und letztlich als gut für den Technologiesektor begrüßt wurde. Derartige Argumente muten stets etwas eigen an, können uns aber etwas verraten: Dahinter steckt der Wunsch, sich selbst etwas einzureden. Das kann bereits ein Hinweis darauf sein, dass Anleger hier nicht besonders rational agieren und sich beispielsweise mehr von ihren Gefühlen und Vorlieben leiten lassen.
Bei der Analyse des Marktes sollten wir aber diese sehr kurzfristigen Verhaltensmuster nicht mit breiteren Trends verwechseln. Wir haben zwar starke Kursgewinne und eine beachtliche Neubewertung erlebt, doch diese spiegeln nach unserer Einschätzung zum Großteil den fundamentalen Hintergrund wider.
Viele Kommentare sind nach wie vor skeptisch: Mancher vergleicht die Situation heute mit der Technologieblase der späten 1990er Jahre, obwohl die Lage in Bezug auf die zugrunde liegende Rentabilität und das aktuelle Zinsniveau eine ganz andere ist.
Ein großer Teil dieses „blasen-ähnlichen“ Kursverhaltens war tatsächlich erst seit wenigen Monaten zu beobachten und ist inzwischen auch gar nicht mehr in dieser Form gegeben. Wir dürfen nicht vergessen, dass Anleger bei Investments, die schwieriger zu bewerten sind, grundsätzlich mit einer höheren Volatilität rechnen müssen. Dies gilt mit Sicherheit für viele Technologietitel – heute mehr denn je.“
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