Analyse
12:12 Uhr, 13.10.2017

PANTAFLIX – Eine der umstrittensten Aktien Deutschlands

Beim Filmproduzenten und Streamingdienstleister Pantaflix liegen Wunsch und Wirklichkeit oft meilenweit auseinander. Auf der einen Seite will das Management einen Milliardenkonzern formen. Auf der anderen Seite verkauft es weiter munter Aktien. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Erwähnte Instrumente

  • PANTAFLIX AG - WKN: A12UPJ - ISIN: DE000A12UPJ7 - Kurs: 158,900 € (XETRA)

Dan Maag ist wahrlich kein Freund leiser Worte. Erst im Juli gab der Vorstand des Filmproduzenten und Streamingdienstleisters Pantaflix ein vollmundiges Interview in der Welt. Der globale Rollout von Pantaflix, so auch der Name der firmeneigenen Streamingplattform, komme gut voran. Ziel sei es langfristig, ein Milliardenunternehmen zu formen. Nur wenige Tage nach dem Interview und einem schönen Kurssprung als Reaktion verkaufte Maag Aktien. Er scheint wohl seinen eigenen Worten selbst nicht so recht zu glauben.

Heute kam es zum nächsten Streich: Pantaflix hat eine Kapitalerhöhung durchgeführt. 115.500 neue Aktien wurden unter Ausschluss des Bezugsrechts der Altaktionäre zu 160 EUR an die Frau bzw. den Mann gebracht. Das Grundkapital der Gesellschaft steigt von 1.155.000 auf 1.270.500 EUR. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens türmt sich damit auf 200 Mio. EUR.

Pantaflix-Fans werden sagen, der Streubesitz hat sich erhöht, was dem Handel der Aktie zugutekommt, also alles ist bestens. Pantaflix-Kritiker, und davon gibt es auch nicht gerade wenige, werden es als weiteren gelungenen Schachzug Maags werten, seine Aktien zu "guten" Preisen an den Mann zu bringen.

Der zweite Blick hilft oftmals

Vor einigen Wochen brachte das Unternehmen Halbjahreszahlen. Die wurden einmal mehr gut verpackt. So kletterte der Umsatz auf 13,3 Mio. EUR. Im Jahr 2014 waren es insgesamt 6 Mio. EUR Umsatz, 2015 13,7 Mio. EUR, 2016 15,1 Mio. EUR. Das liest sich auf den ersten Blick ganz passabel. Dass von den ausgewiesenen 13,3 Mio. EUR aber wohl 11 Mio. EUR auf eine Filmproduktion und nur von Hauck & Aufhäuser geschätzte 1 Mio. EUR aus der hochgepriesenen Pantaflix-Plattform stammten, liest man in der Pressemitteilung vergeblich. Ebenso erwähnte das Management nicht, dass der Verlust auf 1,8 Mio. EUR angestiegen ist. Im gesamten Jahr 2015 waren es 380.000 EUR Verlust, 2016 1,7 Mio. EUR. Da verwundert die heutige Kapitalmaßnahme auch nicht. Irgendwie muss das defizitäre Geschäft ja bezahlt werden.

Wie das Unternehmen auch nur ansatzweise die Schätzungen der Analysten von 56,9 Mio. EUR Umsatz im Jahr 2018 und 116,6 Mio. EUR Umsatz 2019 erreichen will, werden die Experten, welche solche Berechnungen anstellen, wohl selbst nicht so recht wissen. Ein durchschnittlich geschätzter Gewinn von 17,35 EUR je Aktie für 2018 (Quelle: Factset) kann wohl nur als Analysten-Lachnummer des Jahres gewertet werden. Ich nehme aber Wetten gerne an. Nur zur Erläuterung, welche Überlegungen hinter diesen Berechnungen stecken: Analyst Pierre Gröning von Hauck & Aufhäuser sieht bei einer konservativen Marktdurchdringung der Pantaflix-Plattform 800.000 Kunden im Jahr 2017. 2019, also nur zwei Jahre später, sollen es bereits 7 Mio. Kunden sein.

Pantaflix bleibt in meinen Augen eine der am meisten überschätzten Smallcap-Stories überhaupt am deutschen Markt. Das hat die Aktie bislang aber nicht davon abgehalten, sich gut zu entwickeln. Die Fangemeinde von Maag scheint groß. Technisch ist über 121 EUR alles im Lot. Seit dem Eigenkapitalforum 2016 hat der Wert in der Spitze über 500 % an Wert gewonnen, wohlgemerkt in nicht einmal einem Jahr. Auf dem diesjährigen Eigenkapitalforum im November wird der Pantaflix-CEO wohl wieder einmal die Werbetrommel rühren.

Ob er anschließend mitsamt seiner Kollegen erneut Aktien verkaufen oder, wie es die Pantaflix-Fans nennen, „den Freefloat erhöhen wird“, werden wir sehen. Ich bin jedenfalls gespannt, wie das Ganze ausgeht.

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Über den Experten

Bastian Galuschka
Bastian Galuschka
Chefredakteur

Bastian Galuschka ist seit über 20 Jahren an der Börse aktiv. Er entdeckte bereits zu Schulzeiten seine Leidenschaft für die Börse. Über fünf Jahre lang war der Diplom-Volkswirt als Redakteur bei einem bekannten Anlegermagazin tätig und verantwortete dort den Bereich Charttechnik. Seit März 2013 verstärkt er die Redaktion der stock3 AG. Bastian Galuschka kombiniert bei seinen Analysen gerne Fundamentaldaten mit charttechnischen Aspekten. Gerade im Smallcapbereich hat sich der Analyst über viele Jahre ein fundiertes Wissen aufgebaut. Seit Juni 2023 ist Galuschka Chefredakteur von stock3.

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