Pandemie-Ende: Für die Börse nicht unbedingt positiv
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Wer nicht so recht daran glaubt, dass Indizes wie der Dax und S&P 500 an ihren aktuellen Allzeithochs ein Schnäppchen sind, hat vermutlich recht. Bei den Allzeithochs geht es nicht nur mit rechten Dingen zu. Ein ganz bestimmter Faktor treibt den Markt und dieser Faktor fällt mit zunehmender Normalisierung weg. Die Pandemie hat in Europa und den USA zu einer vollkommen neuen Konstellation geführt. Die Arbeitslosigkeit bzw. die Anzahl an Arbeitnehmern in Kurzarbeit ist stark angestiegen. Dank Kurzarbeit oder zusätzlichem Arbeitslosengeld wie in den USA haben die Menschen aber nicht unbedingt eine Einkommenseinbuße zu verkraften wie in einem Abschwung sonst üblich. In den USA sind die persönlichen Einkommen sogar deutlich gestiegen. Als die erste Runde an Schecks an die Bevölkerung verschickt wurden, stiegen die annualisierten Einkommen von 19 Billionen auf 21 Billionen. Aktuell läuft die zweite Runde und der Anstieg betrug ebenfalls wieder fast zwei Billionen Dollar. Die Auszahlung der Schecks fällt mit einem rasanten Anstieg des Handelsvolumens in den USA zusammen (siehe Grafik). Das monatliche, durchschnittliche Handelsvolumen für Optionen auf Einzelaktien lag lange Zeit stabil bei 10 Mio. Dann kam die Pandemie und der Scheck von der Regierung...
Die Anzahl der Trades auf Plattformen wie E-Trade oder Schwab nahm in dieser Zeit ebenfalls massiv zu. Jahrelang lag der Durchschnitt bei einer Mio. Umfragen bestätigen, dass der Zusammenhang nicht zufällig ist.
Zwei Drittel der unter 35-jährigen investierte einen Teil der Direktzahlungen im Aktienmarkt. Das Geld wird nicht nur für den Konsum und zum Sparen verwendet, sondern auch zum Spekulieren an der Börse. Spekuliert wird mit Optionen, damit man einen Hebel hat.
Viele der Trader sind neu an der Börse. Wenn man nicht ausgehen oder arbeiten gehen kann, dann spekuliert man eben an der Börse. Direktzahlungen von der Regierung wird es nicht für immer geben. Eine dritte Runde kommt demnächst. Das dürfte auch der Börse helfen. Danach hört die von der Regierung gesponserte Geldquelle für Börsenneulinge auf.
Mit der zunehmenden Normalisierung des Alltags und des Wirtschaftslebens werden auch wieder andere Aktivitäten in den Vordergrund rücken. Es bleibt weniger Zeit, um 10 Stunden am Tag Apps wie Robinhood zu bedienen und sich von Foren wie Wallstreetbets auf Reddit inspirieren zu lassen.
Der Aktienmarkt hat sich bisher fast jeglichem Korrekturdruck entzogen. Wenn bei jedem noch so kleinen Rücksetzer gleich der nächste Scheck für Spekulation verwendet wird, ist das kein Wunder. Ebenso sollte man sich nicht wundern, wenn dieser Zufluss mit der Normalisierung versiegt und der Aktienmarkt eben mit der Normalisierung korrigiert, anstatt weiter zu steigen.
Clemens Schmale
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