Kommentar
10:18 Uhr, 11.03.2021

Pandemie-Ende: Für die Börse nicht unbedingt positiv

Mit der Normalisierung des Alltags und der Wirtschaft wird sich auch die Börse normalisieren. Für Anleger sind das schlechte Neuigkeiten.

Wer nicht so recht daran glaubt, dass Indizes wie der Dax und S&P 500 an ihren aktuellen Allzeithochs ein Schnäppchen sind, hat vermutlich recht. Bei den Allzeithochs geht es nicht nur mit rechten Dingen zu. Ein ganz bestimmter Faktor treibt den Markt und dieser Faktor fällt mit zunehmender Normalisierung weg. Die Pandemie hat in Europa und den USA zu einer vollkommen neuen Konstellation geführt. Die Arbeitslosigkeit bzw. die Anzahl an Arbeitnehmern in Kurzarbeit ist stark angestiegen. Dank Kurzarbeit oder zusätzlichem Arbeitslosengeld wie in den USA haben die Menschen aber nicht unbedingt eine Einkommenseinbuße zu verkraften wie in einem Abschwung sonst üblich. In den USA sind die persönlichen Einkommen sogar deutlich gestiegen. Als die erste Runde an Schecks an die Bevölkerung verschickt wurden, stiegen die annualisierten Einkommen von 19 Billionen auf 21 Billionen. Aktuell läuft die zweite Runde und der Anstieg betrug ebenfalls wieder fast zwei Billionen Dollar. Die Auszahlung der Schecks fällt mit einem rasanten Anstieg des Handelsvolumens in den USA zusammen (siehe Grafik). Das monatliche, durchschnittliche Handelsvolumen für Optionen auf Einzelaktien lag lange Zeit stabil bei 10 Mio. Dann kam die Pandemie und der Scheck von der Regierung...

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Die Anzahl der Trades auf Plattformen wie E-Trade oder Schwab nahm in dieser Zeit ebenfalls massiv zu. Jahrelang lag der Durchschnitt bei einer Mio. Umfragen bestätigen, dass der Zusammenhang nicht zufällig ist.
Zwei Drittel der unter 35-jährigen investierte einen Teil der Direktzahlungen im Aktienmarkt. Das Geld wird nicht nur für den Konsum und zum Sparen verwendet, sondern auch zum Spekulieren an der Börse. Spekuliert wird mit Optionen, damit man einen Hebel hat.

Viele der Trader sind neu an der Börse. Wenn man nicht ausgehen oder arbeiten gehen kann, dann spekuliert man eben an der Börse. Direktzahlungen von der Regierung wird es nicht für immer geben. Eine dritte Runde kommt demnächst. Das dürfte auch der Börse helfen. Danach hört die von der Regierung gesponserte Geldquelle für Börsenneulinge auf.

Mit der zunehmenden Normalisierung des Alltags und des Wirtschaftslebens werden auch wieder andere Aktivitäten in den Vordergrund rücken. Es bleibt weniger Zeit, um 10 Stunden am Tag Apps wie Robinhood zu bedienen und sich von Foren wie Wallstreetbets auf Reddit inspirieren zu lassen.

Der Aktienmarkt hat sich bisher fast jeglichem Korrekturdruck entzogen. Wenn bei jedem noch so kleinen Rücksetzer gleich der nächste Scheck für Spekulation verwendet wird, ist das kein Wunder. Ebenso sollte man sich nicht wundern, wenn dieser Zufluss mit der Normalisierung versiegt und der Aktienmarkt eben mit der Normalisierung korrigiert, anstatt weiter zu steigen.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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